Sündenzeit
kündigte er an, die Substanz, die er auf Cow Cay gefunden hatte, am nächsten Morgen vorbeizubringen. Er wollte sie gern untersuchen lassen.
Er legte mit einem wachsenden Gefühl des Respekts für Morrissey auf. Er wusste, Cops konnten echte Widerlinge sein. Er war selbst mal einer gewesen.
Obwohl er hoffte, nicht zu den Widerlingen gehört zu haben.
Da er nichts Besseres zu tun hatte, schaltete er seinen Laptop ein und checkte im Internet sämtliche Zeitungsberichte über Eddies Verschwinden.
Sie hatten ein Foto von Eddie veröffentlicht, aber ohne Reaktion. Niemand schien ihn gesehen zu haben, genauso wenig, wie irgendjemand in den vergangenen Tagen einer Person namens John Alden begegnet war.
Morgen, so beschloss er, würde er sich auf die Beine machen. Die hiesigen Hotels, Motels, Bed & Breakfasts und so weiter überprüfen. Vielleicht hatte jemand von einem Gast dieses Namens gehört oder war ihm begegnet. Er würde sich ebenfalls sämtliche Geschäfte in der Nähe des O’Riley-Büros vornehmen und sich nach einem Fremden erkundigen, der in der besagten Zeitspanne womöglich gesehen worden war. Es schien ihm unmöglich, dass ein Typ mit Eddie auf der Sea Maiden hinausfuhr, ohne dass ihn irgendjemand gesehen hatte. Irgendwo musste doch irgendjemand irgendetwas wissen.
Doch eine Frage blieb: Was hatte Eddie besessen oder gewusst? Weshalb war er zum Opfer eines Mörders geworden?
Weshalb?
Frustriert schaltete Zach seinen Computer aus und verließ das Zimmer. Im Flur hörte er Stimmen, die aus Brideys Raum kamen, und er zögerte. Es klang nicht, als stimmte etwas nicht. Tatsächlich hörte sich Bridey ziemlich fröhlich an.
Er ging auf ihre Tür zu, die nicht geschlossen war. Er blieb davor stehen und warf einen Blick hinein.
Bridey thronte auf dem Sofa vorm Fenster, Caer saß an einem kleinen Tisch, und Kat fläzte sich auf dem Bett.
„Zach!“ Kat sprang auf, lief zu ihm und umarmte ihn erfreut. „Komm rein, leiste uns Gesellschaft. Bridey erzählt uns alte Geschichten aus Irland.“
„Ich bin sicher, dass Caer die alle kennt. Aber sie ist so nett und hört dem Gebabbel einer alten Frau höflich zu“, sagte Bridey. „Aber Zach ist ein zu ernster junger Mann, um meinen Geschichten Beachtung zu schenken.“
„Geschichten worüber?“, wollte Zach wissen.
„Kobolde“, sagte Kat.
„Ich habe wirklich überhaupt nichts gegen Kobolde“, sagte er. Dann runzelte er leicht die Stirn und sah zu Caer, als wollte er fragen: Wo ist Sean?
Kat beantwortete ihm die Frage, ohne dass er sie gestellt hatte. „Dads Physiotherapeut ist gerade hier. Er bekommt eine Massage, und dann soll er ein paar leichte Übungen machen.“
„Es ist gut für das Herz, so früh wie möglich mit Bewegung anzufangen“, sagte Caer.
Zach setzte sich aufs Bett, und Kat ließ sich neben ihm darauf fallen. Sie zerwuschelte ihm liebevoll das Haar wie eine jüngere Schwester. Caer beobachtete die beiden. Überrascht stellte Zach fest, dass ein leichter Schatten über ihre Augen fiel. Schnell sah sie wieder weg, als habe sie das Gefühl, ein Eindringling zu sein.
„Die Sache ist die“, erklärte Bridey nun. „Wie ich Kat schon sagte, bringen die Leute heutzutage alles, was diese kleinen Wesen betrifft, durcheinander. Da gibt es ein paar fürchterliche Filme, in denen sie als böse dargestellt werden. Na gut, sie sind schon ziemlich schlitzohrig, muss ich zugeben, und nicht sehr freigiebig. Sie verstecken ihre Schätze, aber das tun sie nur, damit Irland seinen Reichtum nicht verliert. Wenn du einen Kobold fängst, muss er ehrlich zu dir sein. Aber er kennt alle Hintertürchen der Regeln, und er wird sie immer nutzen, wenn er kann.“
„Eins verstehe ich nicht“, meldete sich Zach zu Wort. „Wenn ich einen Kobold fange, kann ich dann einem Regenbogen folgen und einen Topf mit Gold finden oder nicht?“
„Vielleicht. Aber es ist fast unmöglich für einen Menschen, einen Kobold zu fangen. Er kann zwar nicht entwischen, solange man ihn ansieht. Aber in der Sekunde, in der man wegsieht, haut er ab. Und das war’s dann.“
„Was ist mit den Banshees?“, fragte Kat und kicherte.
„Ach“, sagte Bridey. „Darüber sollte man gar nicht lachen. Banshees, nun, das sind die Todesfeen, weißt du das nicht? Wenn der Wind sich anhört wie ein Schrei, wenn die Dunkelheit und die Schatten überall um uns sind, dann weißt du, dass die Todesfee kommt und man achtgeben muss.“
Sie hatte das so ernst und in gesetztem Tonfall
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