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Sündenzeit

Sündenzeit

Titel: Sündenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham , Constanze Suhr
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gesagt, dass selbst Zach davon bewegt war. Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    „Aber Moment, Bridey“, sagte Caer schließlich. „‚Banshee‘, das aus dem gälischen ‚bean sidhe‘ entstanden ist, heißt ‚die Frau vom Feenhügel‘.“ Sie sah zu Zach hinüber und lächelte ein bisschen verlegen über ihr Interesse an diesen alten Sagen. „Es ist Tradition, den Tod eines geliebten Menschen zu betrauern. Genau wie es Tradition ist, das Leben, das er gelebt hat, mit einem guten Schluck zu feiern. Einige sagen, die Banshees sind Feenfrauen, die ihr eigenes Leben auf tragische Weise in jungen Jahren verloren haben, damit sie in die Trauer um die Verstorbenen einfallen können.“
    „Wirklich?“, staunte Kat. „Ich hab mal einen Film mit einer Banshee gesehen. Das war eine hässliche alte Hexe.“ Sie erschauerte.
    „Tut mir leid, aber das ist einfach Blödsinn“, sagte Caer.
    „Also, das hier gehört auch zu der Legende“, begann Bridey. „Die Todesfee ist traurig, weil sie so jung gestorben ist, trotzdem ist sie freundlich und großherzig, weil sie den Platz einer anderen eingenommen hat, die sich ausruhen muss. Sie bleibt immer so, wie sie ist – eine Banshee. Es wäre eine Sünde, jemanden zu drängen, ihre Position einzunehmen, wenn derjenige böse und grausam ist. Die Aufgabe der Todesfee besteht darin, die Reise ins Jenseits zu erleichtern. Deshalb muss sie geduldig und freundlich sein. Böse Menschen im Leben sind auch im Tod böse.“
    Caer räusperte sich. „So lautet eine der Legenden, aye. Die Banshee hat die wichtige Rolle, eine Balance zwischen Leben … und Tod herzustellen. Der Tod ist ein neuer Beginn, genauso Angst einflößend wie das Geborenwerden in eine neue, unbekannte Welt. Wenn ein Baby zur Welt kommt, wird es von der Mutter gehalten. In die andere Welt gehen wir allein. So heißt es.“ Sie neigte den Kopf, als wollte sie die dunklen Gedanken sinken lassen. Dann sah sie zu Zach hinüber. „Die alten irischen Erzählungen sind wirklich sehr schön. Sie erklären das Leben, aber sie haben auch immer etwas Magisches. Und brauchen wir nicht alle ein bisschen Magie?“ Sie erhob sich unvermittelt. „Kat, ich gehe nach unten und sehe nach Ihrem Vater.“
    Kat nickte. „Gute Idee.“ Sie gähnte. „Tante Bridey, ich glaube, ich gehe ins Bett. Ich bin mü…“
    Sie brach plötzlich ab und erschauerte. Zach, der immer noch neben ihr saß, spürte das Beben ihres Körpers.
    „Was ist denn los?“, fragte er besorgt.
    „Mir fällt gerade ein …“
    „Was denn?“
    Caer war an der Tür stehen geblieben und wartete gespannt.
    „Der Tag, an dem Eddie verschwand …“, begann Kat.
    „Laut Zeitungsberichten war es ein wunderschöner milder Tag. Keine Stürme oder Gewitter, leichter Wind“, sagte Zach.
    „Das stimmt. Wir hatten in diesem Winter noch gar kein richtiges Gewitter – toi, toi, toi. Aber an dem Abend davor … Also das war merkwürdig.“
    „Was war merkwürdig?“, fragte Bridey und runzelte die Stirn.
    „Ich habe geträumt, wie der Wind heult und die See schäumt …“
    „Nun, wir alle haben Träume“, sagte Caer locker. Dann wirkte sie einen Augenblick nachdenklich. „War … ist Eddie ein Ire?“
    „Zumindest was seine gesellschaftlichen Verbindungen angeht“, sagte Bridey.
    „Stell dir das vor“, sagte Kat zu Zach. „Ich träume irisch.“
    „Na ja, du bist irisch“, sagte er.
    „Ich glaube, meine Mutter war das, was man eine richtige Yankeebraut nennt“, sagte Kat lächelnd.
    „Irland fließt in deinen Adern“, sagte Bridey bestimmt. „Und darauf solltest du stolz sein.“
    „Das bin ich auch, natürlich.“ Kat stand auf und umarmte ihre Tante. „Wenn du und mein Dad irisch seid, dann bin ich darauf sehr stolz. Auch wenn ich dann fürchten muss, dass ich eines Tages einer Todesfee begegne.“
    Caer war schon am Gehen, doch dann zögerte sie und drehte sich noch einmal um. „Die Leute haben Angst vor den Banshees, so wie sie den Tod fürchten. Aber alle Menschen müssen sterben. Der Tod ist nicht böse. Er gehört zum Leben, es ist ein natürlicher Vorgang. Wir alle fürchten uns vor dem Unbekannten, es verunsichert uns. Deshalb sind die Banshees da, um den Sterbenden beim Übergang vom Leben in den Tod beizustehen. Sie halten ihnen die Hand, damit sie sich nicht allein fühlen.“
    „Schön und gut, aber eine Todesfee ist eine Todesfee“, sagte Kat lachend.
    Caer zuckte die Schultern und lächelte. „Na gut, ich geh jetzt nach Ihrem

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