Sündenzeit
benimmt.“
Sie wartete nicht auf eine Erwiderung von Zach. Seine Meinung interessierte sie nicht. Nachdem sie sich einen Scone geschnappt hatte, rauschte sie aus dem Frühstückszimmer.
Warum zum Teufel hat Sean bloß diese Frau geheiratet? fragte Zach sich.
Andererseits konnte er es sich durchaus denken. In Gegenwart von Sean machte sie den Eindruck, als wäre sie vollkommen unbedarft. Wenn Sean dabei war, war Amanda ruhig, geduldig und höflich. Was Bridey betraf, so gab sie sich sanft und liebevoll.
Bei Tom und Clara machte sie sich allerdings nicht die Mühe, das Theater durchzuziehen. Denn für sie waren die beiden eben nur Bedienstete.
Und Zach wusste verdammt gut, dass sie ihn nicht ausstehen konnte, ganz einfach.
Er staunte nur, warum sie es bisher noch nicht geschafft hatte, Caer loszuwerden.
Zach ging in die Küche. Er beruhigte Clara, da niemand wusste, wer wirklich für den Vorfall verantwortlich zu machen war. Dann verließ er das Haus.
Er öffnete das Garagentor. Doch bevor er ins Auto stieg, lief er zur Wiese hinüber und blickte sich um.
Der Morgen war frisch und kühl, und kaum ein Lüftchen wehte.
Tatsächlich gab es nicht die leichteste Brise, der Wind war verschwunden. Einfach erstaunlich.
Während er zum Polizeirevier fuhr, dachte er unwillkürlich wieder über Caer nach. Sean meinte, dass sie bis nach Weihnachten bleiben würde. Wahrscheinlich hatte Sean seiner Frau erklärt, dass Caer blieb, und das war es.
Merkwürdig.
Warum? Zach hatte sie zur Insel mitgenommen, obwohl er allein hätte hinausfahren sollen. Und ihr verraten, was er außer Sean und den Cops sonst niemandem anvertraut hatte. Er vermisste sie jetzt schon, obwohl er gerade erst das Haus verlassen hatte. Wann immer er konnte, suchte er ihre Nähe.
Hey, warnte er sich, pass bloß auf. Sonst fängst du noch an, dir alle möglichen Dinge vorzustellen. Diese Augen. Das Haar. Ihre unglaublich langen Beine. Die sich um seine Hüften schlangen …
Er stöhnte laut auf.
Und konzentrierte sich dann angestrengt auf das Fahren.
Eins nach dem anderen, dachte Caer. Sean wurde zusehends kräftiger, doch sie blieb trotzdem bei ihm im Zimmer im Sessel sitzen, während er nebenan duschte und sich ankleidete.
Er hatte heute Morgen einen Termin bei seinem Kardiologen, und Tom würde ihn hinfahren. Zu ihrer Überraschung wollte Amanda ihn nicht begleiten.
Unterwegs wies Sean sie auf einige der bekanntesten Villen hin. „Die müssen Sie unbedingt besichtigen, junge Dame. Im Moment sind gerade alle weihnachtlich geschmückt.“
„Ich bin aber zum Arbeiten hier“, erinnerte sie ihn.
„Ja, das schon. Aber mir geht es inzwischen ganz gut, und niemand kann die ganze Zeit nur arbeiten.“
„Ich bin noch gar nicht lange hier und habe schon einen Ausflug mit einem Ihrer Segelboote unternommen“, sagte sie.
Sean lächelte nur. Er war sehr charmant und sah eigentlich gut aus, vor allem, wenn er lächelte. Vielleicht war es gar nicht so seltsam, dass sich eine junge Frau von ihm angezogen fühlte.
Im Grunde war es überhaupt nicht seltsam, dass irgendjemand ihn attraktiv fand. Das Merkwürdige war eigentlich, dass er sich ausgerechnet Amanda ausgesucht hatte.
Caer verdrängte diese Gedanken. Sie waren fast in der Arztpraxis angelangt, außerdem ging sie Seans Ehe nichts an.
Tom hielt vor dem Gebäude, stieg aus und öffnete die Türen. Aber als er Sean beim Aussteigen helfen wollte, lehnte dieser ab. „Tom, ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, aber ich kann allein gehen, und das muss ich auch.“
Tom warf Sean einen besorgten Blick zu. In seinem Gesicht zeigte sich echte Zuneigung für seinen Chef. Dann nickte er nur und kündigte an, dass er im Wagen warten würde.
Wenig später begleitete Caer Sean in den Behandlungsraum, wo die Sprechstundenhilfe seinen Blutdruck sowie die Temperatur maß und das Herz abhorchte. Der Kardiologe, ein Doktor Rankin, kam herein und erkundigte sich bei Caer nach Seans Medikamenten. Sie lächelte nur mit dem Hinweis, er solle Sean am besten selbst fragen. Der ratterte alle Namen der jeweiligen Pillen herunter und wie oft und wie viel er davon nahm.
Sean wurde in einen anderen Untersuchungsraum gebracht, wo seine Venen gescannt wurden, und Caer ging in den Warteraum zurück.
Eine Frau saß dort und las die Regionalzeitung. Eddies Foto war auf der Titelseite abgebildet. Inzwischen hatte sich die Aufregung etwas gelegt, aber sein Verschwinden belegte immer noch die erste Seite. Der Text dazu lautete:
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