Sündenzeit
„Unter merkwürdigen Umständen verschwunden. Einwohner von Newport wird immer noch vermisst.“
Während an Sean verschiedene Untersuchungen vorgenommen wurden, ging der Arzt mit Caer in sein Büro und fragte sie nach den genauen Vorgängen in Irland. Sie war froh, dass sie damals in der Notaufnahme gewesen war, beschrieb ihm die Symptome und was man unternommen hatte.
Doktor Rankin schüttelte den Kopf. „Und die Ärzte haben eine Lebensmittelvergiftung vermutet?“
„Ja.“
„Aber sie konnten nichts finden?“
„Ich versichere Ihnen, die Testverfahren sind in Irland sehr gründlich“, sagte sie.
Das musste ein bisschen beleidigt geklungen haben. Er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. „Das glaube ich Ihnen. Ich bin nur vollkommen verwundert und stehe vor einem Rätsel.“
„Das ging den Ärzten dort auch so“, räumte sie ein.
„Und Sie haben keinen Verdacht?“, erkundigte er sich.
Caer schüttelte den Kopf. „Es geht ihm gut jetzt, oder?“
„Ja. Ich habe sein Herz untersucht, wir haben ein leichtes Belastungs-EKG gemacht. Mr O’Riley ist bei bester Gesundheit, Gott sei Dank. Natürlich lebt niemand ewig. Wir werden älter. Sein Körper reagiert auf den Stress, den er durchgemacht hat. Aber es geht ihm gut. Ich habe gehört, Sie kümmern sich noch bis zum Ende des Jahres um ihn?“
„Ja.“
„Das ist gut. Behalten Sie ihn im Auge.“
Sie zögerte. „Ist er denn wieder gesund genug, um … äh … ein normales Eheleben mit seiner Frau zu führen?“ Sie musste den Blick abwenden. Himmel noch mal. Sie war Krankenschwester. Das war doch ein ganz alltägliches Thema.
Zu ihrer Überraschung zögerte der Arzt. „Medizinisch, meinen Sie?“
„Natürlich.“
Er musterte sie eingehend. „Seine Frau war dabei, als es passierte, nicht?“
„Ja.“
„Sean hat mir gesagt, dass er zurzeit unten im Erdgeschoss ein Zimmer bezogen hat und sie oben schläft. Ich denke, das sollten sie noch eine Weile so beibehalten.“
„Darüber wird Mrs O’Riley aber nicht sehr erfreut sein.“
„Mrs O’Riley sollte vor allem am Wohlergehen ihres Mannes interessiert sein“, entgegnete Doktor Rankin.
Caer lächelte. „Sie sind der Arzt.“
Er nickte, dann entschuldigte er sich, um seinen nächsten Patienten aufzurufen. Sean kam von den Untersuchungen zurück und knöpfte grinsend sein Hemd zu. „Ich bin offiziell in guter Verfassung“, sagte er.
„Aber noch nicht hundertprozentig wiederhergestellt.“
„Ich könnte jederzeit wieder Auto fahren“, erklärte er zufrieden.
„Aber das sollten Sie erst mal noch nicht.“
„Wir werden sehen.“
„Sie haben doch Tom.“
„Es ist ein großes Haus, viel Garten und Wiese. Tom hat jede Menge zu tun.“
„Clara auch. Es macht ziemlich viel Arbeit, so ein Haus in Ordnung zu halten.“
„Ein paar Tage die Woche kommen noch Haushaltshilfen und Putzfrauen. Kein normaler Mensch könnte dieses Gebäude allein sauber halten.“
Sie lächelte. „Ich bin froh, das zu hören.“ Caer runzelte die Stirn. „Sean, haben diese Haushaltshilfen …“
„Schlüssel für das Haus?“
„Ja, haben sie?“
„Nein, natürlich nicht. Clara lässt sie herein und behält sie im Auge wie eine Glucke. Eine sehr misstrauische Glucke.“
„Es ist nur, weil … Na ja, Tatsache ist, dass die Hintertür gestern Nacht offen stand.“
Sean grinste, dann beugte er sich zu ihr hinüber und flüsterte geheimnisvoll: „Haben Sie’s nicht gehört?“
„Was?“ Automatisch flüsterte Caer ebenfalls.
„Es gibt eine Banshee im Haus.“ Er lächelte und zwinkerte ihr zu.
Caer erwiderte sein Lächeln verunsichert. Sie hakte sich bei ihm unter, als sie sich auf den Weg nach draußen zu Tom machten.
Als sie auf dem Rücksitz saßen, blickte sie ihn ernst an.
„Sean …“
„Ja?“
Sie zögerte. „Sie wissen doch, dass … Zach davon überzeugt ist, dass Ihr Freund Eddie nicht mehr lebt.“
„Ja, das weiß ich.“
„Ich fürchte, dass jemand versucht, Sie ebenfalls zu töten“, sagte sie leise.
Sean sah sie nicht an, sondern richtete seinen Blick stur geradeaus.
„Auch das weiß ich. Das ist doch zum Teil der Grund, warum Sie hier sind, oder?“
Caer hatte das Gefühl, als wäre jeder einzelne Muskel in ihrem Körper angespannt. „Wie bitte?“
„Um aufzupassen, dass nicht irgendein Mistkerl meiner Gesundheit schadet, oder?“
„Richtig“, sagte sie leise und versuchte sich ihren Schreck nicht anmerken zu lassen.
„Es wird mir schon
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