Sündenzeit
wissen.
„Eddies Computer.“
„Ach?“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Nun, der steht da drüben. Bedien dich.“
„Danke.“ Er erwähnte nicht, dass er längst wusste, wo Eddies PC stand.
Zach setzte sich an Eddie Rays Schreibtisch, warf dessen Computer an und verfolgte seine Internetsuche vor zehn Tagen. Er fand lange zurückliegende Einträge, die andere Benutzer nicht so leicht entdecken würden. Plötzlich bemerkte er, dass Marni herübergekommen war und jetzt hinter ihm stand. Sie sah ihm über die Schulter.
„Wie hast du das denn gemacht?“, fragte sie.
„Was?“
„So weit zurückzugehen. Ich kann immer nur die letzten Seiten aufrufen, die ich besucht habe.“
„So schwierig ist das gar nicht. Selbst die einfachsten Rechner haben eine erstaunliche Anzahl von Daten gespeichert, und das hier ist ein ganz nettes Maschinchen, da findet sich noch viel mehr.“
„Ja, Eddie hat darauf bestanden, diesen PC anzuschaffen. Ich verstehe nicht allzu viel davon. Das Internet ist eben das Internet. Aber wir haben eine wirklich gute Homepage. Eddie hat sie eingerichtet. Kannst du dir das vorstellen? Der alte Mann versteht von uns am meisten davon“, sagte Marni liebevoll. Sie lächelte, doch dann wurde sie mit einem Mal ernst, als ihr klar wurde, dass sie von ihm in der Gegenwart gesprochen hatte. Wo ihnen doch allen inzwischen klar war, dass er bestimmt nicht mehr lebte.
Sie blieb hinter Zach stehen.
„Hey, hast du vielleicht einen Kaffee für mich?“, erkundigte er sich.
„Klar doch.“ Marni ging los, um ihm eine Tasse einzuschenken.
Zach ging noch einmal die Fakten durch, die sie bisher hatten: Eddie war mit einem Mann hinausgefahren, der sich John Alden nannte und die Tour bar bezahlt hatte. Das Schiff wurde in der Nähe von Cow Cay gefunden. Wahrscheinlich war: Jemand hatte Eddie getötet und war mit einer Taucherausrüstung zu der kleinen Insel gelangt und von dort verschwunden. Und dieser Jemand hatte ein Motiv, um Eddie beiseitezuschaffen.
Jemand versuchte außerdem, Sean zu töten. Aber wer? Amanda, seine Frau, die daraus Gewinn ziehen wollte? Vielleicht klang das logisch. Sie war jung und attraktiv, Sean alt und reich. Ein gängiges Szenario. Vielleicht zu gängig. Warum töteten Menschen? Aus Leidenschaft, aus Neid und Habgier.
Eddie hatte alle Informationen über Rhode Island und den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gesammelt, die man nur bekommen konnte. Er hatte Websites besucht mit Kartenmaterial und Vermessungen dieser Umgebung. Er hatte die Berichte über Schlachten, Anführer und den Kongress studiert. Und eingehende Recherchen zu Nigel Bridgewater angestellt, den Lokalpatrioten, ein Held, der wegen Hochverrats gehängt worden war. Mehrere von Eddie besuchte Seiten beschäftigten sich vor allem mit diesem Mann, auf anderen wurde der Name Bridgewater nur erwähnt. Eddie war vielen Querverweisen gefolgt.
Doch Eddie hatte in seinem Computer keine Notizen oder Berichte zu diesem Thema abgelegt. Jedenfalls konnte Zach nichts Derartiges finden.
Er sah sich Eddies Kalender genauer an. Daten und Termine, die mit dem Geschäft zu tun hatten, waren dort eingezeichnet. Dann gab es eine Eintragung am Weihnachtstag mit mehreren Ausrufezeichen:
Sean bekommt sein Geschenk, dann weiß er Bescheid!!!!
Zach schloss den Kalender und drehte sich um. Marni stand lächelnd mit dem Kaffee hinter ihm. „Schwarz?“, fragte sie.
„Ja, schwarz ist gut. Danke.“
Als Zach den Kaffee entgegennahm, seufzte sie. „Der arme Eddie.“
„Es gibt immer noch Hoffnung.“
„Natürlich, und wir alle hoffen. Aber … Eddie würde nicht einfach verschwinden, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Da bin ich mir ganz sicher.“
„Danke hierfür.“ Zach hob die Tasse.
„Gern geschehen.“
Marni ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Die Tür wurde geöffnet, und eine Gruppe junger Männer kam herein, um einen Segeltörn um die Bucht zu buchen. Cal, der sein Telefonat gerade beendet hatte, begrüßte sie und begann mit ihnen darüber zu verhandeln.
Zach schaltete Eddies Computer aus. Er war sich ziemlich sicher, dass er alles entdeckt hatte, was es zu entdecken gab. Was leider nicht sehr viel war. Er musste zu Eddie nach Hause, sich dort umsehen. Und er musste mit Sean reden.
Leidenschaft, Neid, Habgier. Menschen wurden umgebracht, weil sie zu viel wussten. Oder weil sie etwas besaßen, das andere haben wollten.
Was hatte Eddie besessen oder gewusst? Was hatte seinen Tod heraufbeschworen?
Hatte das
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