Sündhafte Begierde der Verdammnis II
beobachtete Bastian dessen hübsches Gesicht und konzentrierte sich auf den flachen Atem, wie der Brustkorb sich hob und senkte. Dennoch blieb Valentin besinnungslos liegen.
Bastian fiel es schwer, seinen Freund so zu sehen. Aber er hatte keine andere Wahl. Sehnsüchtig betrachtete er den attraktiven Körper, auf dem die nasse Kleidung klebte. Intuitiv fiel sein Blick weiter auf die blutigen Schnittwunden, die Valentin an seinen Fußgelenken aufwies. Ein Gemisch aus Hunger und Durst überkam ihn schlagartig. Er konnte nicht umhin, wurde förmlich dazu gezwungen, seine Finger gierig über die Blessuren gleiten zu lassen. Genießerisch schnüffelte er an dem Blut, das so frisch und unverbraucht roch, ehe er sich wieder besann und in der Düsterkeit zurück ans Ufer ruderte.
Als er das Boot mit einem Seil am Steg festgebunden hatte, packte er Valentin und hievte ihn sanft über seine Schulter. Querfeldein trug er ihn über das verwilderte Gras und ein Stück durch den Wald. Vor einer einsam gelegenen Schenke, die sich zwischen hohen Bäumen befand, hielt er an und legte Valentin vor die Tür. Er kniete sich zu ihm hinunter und streichelte ihm zärtlich über den Kopf. Nur ungern ließ er ihn hier zurück.
„Bastian ...“, flüsterte Valentin benommen.
Doch er schwieg. Stattdessen beugte er sich zu ihm und drückte ihm mit geschlossenen Augen einen Kuss auf den Mund, der sein dunkles Herz vor Glück dahinschmelzen ließ. Dann erhob er sich fluchtartig und blickte sich um. Hoffentlich hatte ihn niemand gesehen. Ein letztes Mal schaute er zu seinem Geliebten hinab, der langsam zu sich kam.
Bastian handelte, ohne noch mehr Zeit zu vergeuden. Flugs klopfte er dreimal mit den Fingerknöcheln seiner rechten Hand an die hölzerne Tür, ehe er im angrenzenden Wald verschwand. Hinter einem Baum versteckt, lugte er zu Valentin zurück. Soeben erschien der Hausbesitzer, der sich mit angsterfüllter Mimik zu beiden Seiten umsah. Die Nervosität war ihm ins Gesicht geschrieben, als er den jungen Priester am Waldboden entdeckte. Es dauerte eine Weile, bis er es wagte, über die Schwelle zu treten. Für einen Augenblick zögerte er und blickte sich erneut um, ehe er Valentin hektisch ins Innere des Hauses schleifte und die Tür hinter sich schloss.
Bastian starrte noch immer auf die Schenke, in der Hoffnung, Valentin möge die nötige Hilfe bekommen. Eilig machte er sich davon und verschwand in der finsteren Nacht.
***
„Hallo?“, vernahm Valentin eine sich gedämpft anhörende, griesgrämige Stimme. Ihm war schwindelig, sein Rückgrat schmerzte auf der harten Unterlage und er zitterte geradezu vor Kälte.
„Können Sie mich hören?“, fragte erneut jemand. Gleich darauf spürte er, wie sein Halskragen von warmen Fingern ein Stück nach unten gezogen wurde. Langsam öffnete er seine Augen und blickte in das runde, leicht gerötete Gesicht eines Fremden. Der Mann hatte dicke Tränensäcke unter den dunklen Augen und eine breite, fleischige Nase, die sein Gesicht ungewollt zum Blickfang machte.
„Hey, Sie! Können Sie mich hören?“ Er tätschelte Valentin die Wangen. „Ich habe Sie halb bewusstlos vor meiner Tür gefunden. Aber in diesem schlechten Zustand können Sie ja wohl kaum selbst angeklopft haben, oder? ... Wie geht es Ihnen?“, sorgte er sich und wartete ein paar Sekunden. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen vom Tisch runter.“ Er stützte Valentin unter der Achsel und half ihm, sich auf einen Stuhl zu setzen.
„Geht es Ihnen etwas besser?“, wiederholte er sich und sah Valentin noch immer fragend an. „Sie sind Priester, nicht wahr? ... Ich erkannte es an dem weißen Viereck Ihres Kragens“, plapperte er ohne Pause weiter.
Valentin nickte wortlos, bevor er sich laut räusperte. Sein Hals brannte ordentlich. Wahrscheinlich hatte er im See zu viel kaltes Wasser geschluckt.
„Ich bin der Wirt dieses alten Gasthofes, Alfred Stember“, stellte sein Retter sich vor und reichte ihm freundlich die rechte Hand.
„Ich heiße Valentin Burger ...“ Er versuchte sich zu erinnern. „Aber ich weiß nicht mehr, wie ich zu Ihnen kam. Ich kann mich nur verschwommen daran erinnern, von jemandem getragen worden zu sein, der mich vor Ihrer Tür abgelegt haben muss.“ Flüchtig hatte er gedacht, er hätte Bastians Kuss auf seinen Lippen wahrgenommen. Doch vermutlich war das bloß eine Wunschvorstellung seines gebrandmarkten Unterbewusstseins gewesen.
Der Wirt warf ihm einen sonderbaren Blick zu. „Was führt
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