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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yara Nacht
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ihm?“
    Valentin überlegte genau, bevor er etwas sagte. „Er hat mir einen Brief geschrieben.“
    „Oh“, meinte sein Gegenüber nur und legte die Hand auf die Brust. „Sie sind der junge Priester, der bei seinem Nachfolger den Dienst als Kaplan frönt, nicht wahr?“
    Valentin nickte wortlos.
    „Ich muss sehen, ob Pater Schwarz Sie empfangen kann. Er ist alt, gebrechlich und blind.“
    „Tut mir leid, das wusste ich nicht. Er wollte mit mir in einer dringenden Angelegenheit reden, deshalb bin ich hergekommen.“
    Der Mönch bejahte, als wüsste er nun doch davon. „Folgen Sie mir. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
    „Danke.“
    Valentin folgte dem Mann in der braunen Kutte ins Innere der klösterlichen Heiligkeit. Dabei drang ihm der angenehme Geruch alten Gemäuers in die Nase. Die Gänge der Abtei waren unheimlich, zumindest empfand Valentin sie als solches. Eiligen Schrittes stapfte er hinter dem Mönch her, der ab und zu zweiflerisch über die Schulter zu ihm zurücklinste. Vor einer dunkelbraunen Zimmertür blieb er schließlich stehen und klopfte an. Valentin wartete geduldig, ehe eine Nonne öffnete und dem Ordensbruder mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, dass sie eintreten konnten.
    Als Valentin an ihr vorbei in den Raum huschte, schenkte sie ihm einen missbilligenden Blick.
    Das Zimmer war klein, und die Wand in einer grünlichen Farbe gestrichen. Gleich neben dem Fenster führte eine Glastür nach draußen auf einen mittelgroßen Balkon, der mit Schnee bedeckt war.
    „Dann lasse ich Sie jetzt allein. Wenn Sie etwas brauchen, Schwester Hilde ist ja hier. Sie ist die Pflegerin von Pater Schwarz.“
    „Danke“, sprach Valentin und reichte dem Mönch die Hand, der diese jedoch ignorierte. Fassungslos zog er sie zurück und beobachtete den Geistlichen, wie er den Raum verließ und die Tür leise hinter sich schloss.
    Nun war es ganz still im Zimmer. Valentin sah auf den Mann, der in einem Rollstuhl an der Balkontür saß, sich jedoch nicht rührte, sondern wie ein Grab schwieg. Langsam trat er näher an ihn heran. Er blieb neben ihm stehen und schaute auf den alten Priester hinab. „Hallo, ich bin Valentin Burger. Sie haben mir einen Brief geschrieben.“ Er wollte ihm die Hand geben.
    „Er ist blind, sehen Sie das nicht?“, fuhr ihn die Nonne als Reaktion darauf ruppig an.
    Der Alte hob den Kopf leicht an, als könnte er so besser hören. Tatsächlich fiel Valentin die weiße Iris auf, die für ihn ein Zeichen von Blindheit war.
    „Na, wie sieht er denn aus?“, krächzte der Betagte plötzlich.
    Die Schwester atmete hörbar ein. „Ziemlich modern. Gar nicht wie ein Priester.“
    Der alte Pfarrer lachte laut. „Das dachte ich mir. Es passt zu dem, was ich über ihn gehört habe.“
    „Was haben Sie denn über mich gehört?“, fragte Valentin überrascht und neugierig zugleich nach. Ein abwertender Blick der Ordensschwester traf ihn, den er so gut es ging ignorierte.
    „Sie halten sich nicht an die Bibel. Sie sind ein Sünder, einer, der es im Mittelalter nicht leicht gehabt hätte“, lautete die Antwort von Pfarrer Schwarz.
    Valentin hatte verstanden, mit welchem Menschen er es hier zu tun hatte. „Was verstehen Sie denn unter einem Sünder?“
    Nonne Hilde verzog grimmig ihr Gesicht, schwieg sich jedoch aus.
    „Ein Sünder ist jemand, der nicht so lebt, wie es vorgeschrieben ist. Mann und Frau – und nicht anders! Alles andere ist Teufelswerk“, sagte der Alte in einem bestimmten, beinahe mächtigen Tonfall.
    „Wenn Sie das sagen – ich sehe das allerdings anders. Aber das wird wohl kaum der Grund sein, weswegen Sie mich zu sich gerufen haben, oder?“ Valentin fragte sich, wie Pfarrer Schwarz so schnell von seinen Neigungen erfahren hatte. Wenn dieser es wusste, war der Weg zum Bischof vermutlich noch schneller.
    Ein kurzes Schweigen machte sich breit, ehe Schwarz es durchbrach. „Nein. Ich hatte damals von Ihrem Unfall in der Kirche gehört. Und da kam ich auf die Idee, Ihnen persönlich zu schreiben. Es gibt da nämlich etwas, das Sie wissen sollten. Da Sie ohnehin bereits mit dem Bösen die Bekanntschaft gemacht haben, sollten Sie erfahren, was unter uns in den Krypten der Abtei seit langer Zeit von der Menschheit abgeschirmt wird … Oder sollte ich besser sagen, was dort unten seit Jahrtausenden gefährlich vor sich hin schlummert?“
    Die Klosterfrau räusperte sich und bekreuzigte sich dreimal hintereinander. Es schien, als hätte sie vor irgendetwas große

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