Sündhafte Begierde der Verdammnis II
befand, vernahm er ein lautes Fluchen. Es kam aus dem Bad. Ohne anzuklopfen, machte er frech die Tür auf und fand Carsten Brenner vor, der sich wie ein Irrer die Hände wusch. Das Waschbecken war rot verschmiert.
„Was ist? Noch nie so viel Blut auf einmal gesehen?“, schrie dieser ihn sofort barsch an.
„Sie sind wohl verrückt geworden, Brenner! ... Und eine Antwort schulden Sie mir auch noch!“, entfuhr es Valentin kopfschüttelnd, drehte sich um, eilte in die Pfarrkanzlei und setzte sich.
„Sie sind ja so dumm ...“, hörte er wenig später eine unverkennbare Stimme im Flur.
Brenner!
„Anstelle Ihrer blöden Bemerkungen, wäre es mir lieber, Sie würden mir sagen, was Sie im Keller der Leichenkammer gemacht haben. Sie wissen schon, dass Sie dieser Raum nicht das Geringste angeht!“
Brenner, der nun direkt vor ihm stand, räusperte sich und lächelte gekünstelt. Eine Antwort gab er jedoch nicht. „Was habe ich eben durch die Tür gehört? Sie haben Leichen gefunden?“
„Sie sind sehr gut darin, ständig das Thema zu wechseln! Warum fragen Sie so dämlich, wenn Sie es ohnehin gehört haben!?“, gab sich Valentin ruppig.
Brenner liebte die Aufmüpfigkeit des Pfarrers immer mehr. Auch wenn er nicht wusste, weshalb dieser junge Mann ihn so erregte. Er war doch ein echter Heterokerl! Und das war wiederum der Grund, warum er den Priester aufs Neue zu hassen begann. Da er dessen Gegenwart nicht länger ertrug, verließ er wortlos den Raum.
Valentin blickte Brenner verwirrt nach. Dennoch war er froh, wieder allein zu sein. Aber er hatte sich zu früh gefreut. Keine zwei Minuten später betrat Angela die Kanzlei. Aufgebracht gestikulierte sie mit der Hand in der Luft herum.
„Das war dieser Von Werlenberg. Es ist ja auch die Familiengruft der Werlenbergs. Er muss es einfach gewesen sein. Wer sonst, außer diesem Monster, würde sich in die Gruft wagen?“ Ihre Worte hörten sich geschockt und gleichzeitig boshaft an. Dabei entging ihm nicht, dass sie mit Gewalt etwas suchte, was sie Bastian unterstellen konnte.
„So ein Quatsch! Bastian ist kein Mörder!“ Valentin verzog genervt sein Gesicht.
„Quatsch?“ Angela schaute ihn verdutzt an. Ihre Stimme zitterte leicht. „Sie verteidigen einen Mörder? Nun langt es aber wirklich mal, Herr Burger! ... Ich habe den Brief in ihrem Zimmer ... gefunden. Treffen Sie sich nicht mehr mit ihm“, fügte sie verzweifelt an.
Valentin ertrug ihre Art nicht länger. Es war pure Macht, die sie ihm gegenüber ausübte. Er fühlte sich seit Langem unterdrückt und hatte es satt, sich ihre überklugen Vorträge anhören zu müssen. Vor allem, da er schon genug Probleme am Hals hatte. Dass sie in seinen privaten Sachen schnüffelte, ließ das Fass endgültig überlaufen.
„Angela, es gibt da etwas, was ich Ihnen schon lange sagen wollte.“ Eine Pause entstand, in der sie ihn verwundert anstarrte. „Es geht Sie einen feuchten Dreck an, was ich in meiner Freizeit mache“, erklärte er stoisch, aber bestimmt.
Angela schluckte mehrmals, ehe sie sich wieder zu Wort meldete. „Ich ... Ich mache ja gar nichts. Ich meine es ja nur gut“, lallte sie. „Ich weiß nicht, wer oder was dieser Von Werlenberg ist, aber eines weiß ich ganz genau: Er ist Abschaum und bringt den Tod in unser Dorf. Das kann Ihnen doch bei Gott nicht egal sein!“
„Sicher! So wie Sie auch glauben, er hätte Ihrem Sohn abartige Flausen in den Kopf gesetzt. Dabei geht es Lars so gut wie noch nie ... Zumindest sah er so aus ... Er scheint sein Leben in vollen Zügen auszukosten, etwas, was ihm zu Hause bisher untersagt war“, rief Valentin wütend, biss sich aber schließlich abrupt auf die Zunge und sah sie abwartend an. Ihre Gesichtszüge verrieten deutlich, dass er sie verletzt hatte. Flugs fing sie zu schluchzen an.
Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, sagte sie kleinlaut: „Da wäre noch etwas ...“ Sie holte tief Luft. „Ihre Eltern haben angerufen, als Sie auf dem Friedhof gewesen sind – sie werden nun schon übermorgen kommen ... Und die ... die Polizei kommt auch gleich ...“
Valentin atmete laut aus. „Sonst noch was?“, erwiderte er.
Angela musterte ihn mit gesenktem Kopf. „Nein.“
„Dann möchte ich jetzt meine Ruhe haben.“
Sie nickte, und es schien, als wollte sie noch etwas hinzufügen, zögerte jedoch, bevor sie freiwillig das Weite suchte.
Valentin stand auf, da ihm der Stuhl für seinen Rücken zu unbequem wurde, und verzog sich ins
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