Sündhafte Küsse (German Edition)
draußen begleiten sollte.
Nun waren Aidan und seine Mutter allein im Salon.
Nachdem der Husten nachgelassen hatte, nahm Aidan einen großen Schluck Tee und tupfte sich die tränenden Augen mit seinem Taschentuch ab. „Er ist ein erwachsener Mann, Mutter, er kommt schon klar.“
„Damit er wieder bei den Zigeunern rumlungert? Nichts da, ich muss ein Auge auf ihn haben, damit er nicht vollends auf die schiefe Bahn gerät. Nachdem er jetzt auch noch erfahren hat, wer er wirklich ist, sorge ich mich umso mehr.“
„Wen hast du denn sonst noch mitgebracht?“, wechselte Aidan schnell das Thema, ohne eine Antwort zu erwarten, denn er wollte jetzt nicht daran erinnert werden, wie sich Julian mit diesem Darius vergnügt hatte. Er sah diese Bilder oft genug vor Augen, besonders aber vor dem Einschlafen. Doch Lady Cathérines Worte ließen ihn erstarren: „Na, meinen Diener Henry natürlich. Ohne ihn verlasse ich niemals London, das müsstest du doch wissen.“
„Henry?“ Aidan wurde es zu heiß in seinem Frack. Er lockerte das Krawattentuch, weil er glaubte, zu wenig Luft zu bekommen.
„Keine Sorge, Aidan, er wird Wexcomb nicht in die Quere kommen. Henry ist allein für meine Bedürfnisse hier. Im Moment lässt er mir gerade ein Bad ein. Die Reise war sehr beschwerlich.“
Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und legte die Beine auf einen gepolsterten Hocker. „Du weißt ja, dass ich kein Landmensch bin, aber ich denke, dass der Vorschlag meines Arztes genau zur rechten Zeit kam. Schließlich steht mein Geburtstag kurz bevor und wo ließe sich der besser feiern als auf Shevington Manor! Du hast doch sicher nichts dagegen, oder, Aidan?“ Erwartungsvoll klimperte sie mit den Wimpern.
„Natürlich nicht, Mutter.“
Sofort fing sie an zu erzählen, unter welchem Motto die Feier stattfinden sollte und wen sie alles einladen wollte. „Es gibt noch so viel zu tun und mir bleiben nur noch ein paar Wochen!“
Aidan hörte jedoch nur mit halbem Ohr zu. Henry ist hier, in meinem Haus! Plötzlich war ihm die Kehle ganz trocken geworden und die Zunge klebte ihm am Gaumen. Und Julian, dieser Verführer, wohnt ebenfalls unter meinem Dach ... Kann es noch schlimmer kommen?
Da wurde die Türe aufgerissen, und Julian sowie Marianne polterten lachend herein.
„Kinder, benehmt euch!“, schalt Lady Cathérine halbherzig, bevor sie nach dem Gebäck griff. „Ihr wart in der Kutsche schon so albern, ich brauche jetzt dringend Ruhe, immerhin soll ich mich hier erholen.“
Während sich Aidan und Julian in die Augen blickten, schien die Zeit stillzustehen. Aidan nahm kaum wahr, was um ihn herum geschah. Er bemerkte es fast nicht, als Mary ihn begrüßte und sich anschließend Tee einschenkte und auch Julian eine Tasse reichte. Sein Herz klopfte ihm bis in die Ohren. Jul ... du siehst atemberaubend aus. Der jüngere Mann grinste ihn dümmlich an. Er gab Aidan die Hand, und sie berührten sich länger als üblich. Julians strohblondes Haar stand, wie so oft, wirr in alle Richtungen – wahrscheinlich waren er und Mary durch das Haus getobt, wie sie es als Kinder gern getan hatten. Julians Wangen waren leicht gerötet. Er warf sich neben ihn auf das schmale Sofa, sodass sie dicht beieinander saßen. Ihre Oberschenkel berührten sich, ebenso ihre Arme, doch das schien Julian nicht im Mindesten zu stören. Wie zufällig stützte er sich auf Aidans Knie ab, während er sich nach vorne beugte, um sich einen Keks zu nehmen. Als er sich wieder zurücklehnte, schien er noch näher bei ihm zu sein, was Aidans Selbstbeherrschung einiges abverlangte. Er spürte die Wärme, die Julians Körper abgab, und Aidan konnte seinen angenehmen Duft riechen. Ich muss standhaft bleiben! , schalt er sich, aber etwas ganz anderes war soeben dabei, tatsächlich sehr standfest zu werden.
„Entschuldigt mich, ich habe noch viel zu erledigen. Während meiner Abwesenheit ist einiges liegen geblieben“, sagte er plötzlich. Sogleich erhob er sich und marschierte auf die Tür zu.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Julian mit Unschuldsblick. Ihm war seine Erregung anscheinend nicht entgangen, die Aidan jetzt hinter der hohen Lehne von Lady Cathérines Sessel verbarg.
Bitte stell mir doch nicht so eine Frage! , dachte sich Aidan, als er Julian ansah. „Äh ...“
„Ja? Na dann“, der Jüngere erhob sich ebenfalls, „ich komme mit. Mutter braucht ihre Ruhe, und ich muss dir sowieso noch was erzählen.“
Aidan lief wie ein Eilbote die
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