Sündige Gier
hätte er sie sich entfernen lassen. Haarige Brustkörbe erinnerten ihn an Filme über Barbaren, Halbaffen, die an riesigen Tierknochen nagten und Frauen mit dreckigen Füßen bestiegen. Abstoßend.
Sein Brustkorb war glatt und golden. Er befingerte seine Nippel und kniff sie, bis sie prall waren und die Lust in Schmerz umschlug. Sein Penis zuckte, schwoll an und reckte sich. Der Anblick war so erhaben, dass ihm Tränen in die Augen schossen.
Er masturbierte langsam und genüsslich, um die Lust auszukosten, die es ihm bereitete, sich selbst in den endlosen Spiegelungen rund um ihn herum zu lieben. Der Höhepunkt schwächte ihn und erfüllte ihn zugleich mit Euphorie.
Er zog Kleider an, die er nie zuvor getragen hatte. Es war ein bedeutsamer Abend, und er wollte besser aussehen als je zuvor. Bedauerlicherweise würde niemand außer ihm je davon erfahren. Zu schade, dass er niemanden daran teilhaben lassen konnte, wie brillant er diesen Filmplot adaptiert und ins wahre Leben übertragen hatte.
Julie wurde der Mord an Billy Duke zugeschrieben, so wie Billy Duke der Mord an Onkel Paul zugeschrieben worden war. Niemand würde je erfahren, dass Billy nur ein Handlanger gewesen war. Creighton war das Hirn dahinter.
Es war wirklich zu schade, dass ihm die verdiente Anerkennung versagt bleiben würde. Aber dass er verkannt blieb, war der Preis, den er für seine ganz spezielle Art von Brillanz zu zahlen hatte. Schon als Teenager hatte er sich mit der Tatsache ausgesöhnt, dass niemand je von seinem Genie erfahren würde - oder durfte.
Niemand außer ihm selbst und seinen Opfern natürlich.
Die Hauptdarstellerin des heutigen Abends war ganz besonders unbedarft. Sie würde in einem Zustand absoluter Fassungslosigkeit aus dem Leben scheiden, denn nicht in einer Million Jahren würde sie etwas ahnen. Es war der perfekte harte Schnitt.
26
Obwohl sie den ganzen Tag über unter Druck gestanden hatte, hatte Ariel um Punkt halb acht alles für das große Date vorbereitet. Das köstliche Aroma des Bratens durchzog das Haus. Der Salat lag gekühlt im Kühlschrank. Der Cabernet war dekantiert. In der Mitte des Tisches stand eine Vase mit Rosen, flankiert von Kerzen, die nur noch angezündet werden mussten.
Sie hatte alles bis auf die Minute durchorganisiert, und so blieben ihr noch zwölf Minuten zum Duschen und Schminken, bevor sie sich wieder anziehen musste. Das Sommerkleid hatte ein Top mit Spaghettiträgern und war skandalös kurz.
Sie strich Lotion auf ihre rasierten Beine, schlüpfte in die Sandalen mit Keilabsatz, schüttelte ihr Haar aus, tupfte sich ein paar Tropfen Parfüm auf die nackten Schultern und zwischen die Brüste, fädelte die Goldkreolen durch ihre Ohrläppchen, und schon war sie fertig.
Um sieben Uhr dreißig entzündete sie die Kerzen, lugte durch die Glasscheibe in der Haustür und kontrollierte, ob er schon zu sehen war und ob er wohl im Porsche ankam. Was wohl die Nachbarn denken würden, wenn er zwischen den bescheidenen Häuschen in ihrer Straße hindurchröhrte und vor ihrem stehen blieb?
Um sieben Uhr fünfunddreißig sah sie noch einmal nach dem Braten, um sich zu überzeugen, dass er nicht austrocknete.
Um sieben Uhr fünfundvierzig war sie beunruhigt, aber nicht besorgt. Vielleicht steckte er im Verkehr fest. Die Leute waren so neugierig, dass schon eine Reifenpanne auf dem Seitenstreifen einen Stau auslösen konnte und ein bedeutungsloser Auffahrunfall den Verkehr zum Erliegen brachte.
Um zehn vor acht gestand sie sich ein, dass sie tot umfallen würde, wenn er sie schon wieder versetzte. Ohne jeden Zweifel.
War das vielleicht die Verarscht-Ariel-Woche?
Heute in der Arbeit war sie beinahe in Ohnmacht gefallen, als sie in das Büro ihres Chefs gerufen und der dicken Polizistin vorgestellt worden war. »Sie möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Das war eindeutig untertrieben gewesen.
Mehr als eine halbe Stunde hatte die Polizistin sie über Billy Duke ausgehorcht. Und das nicht einmal eine Stunde nachdem Ariel beschlossen hatte, ihn ein für alle Mal aus ihrem Gedächtnis zu streichen, da er endlich das Zeitliche gesegnet hatte. Typisch für ihn, dass er sie trotzdem noch verfolgte.
Um der Polizistin zu demonstrieren, was für eine gesetzestreue Bürgerin sie war, hatte sie zugegeben, dass sie bei der Hotline angerufen hatte. Doch so leicht hatte Roberta Kimball sie nicht vom Haken gelassen. Immer wieder hatte sie nachgebohrt und nachgefragt, was in Omaha passiert war. »Hat
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