Sündige Gier
habe sie doch nicht kaputt gemacht, oder?«
»Du hast sie offen liegen lassen. Sie lag in der Küche, einfach so auf der Küchentheke. Ich habe sie nur zufällig entdeckt, als ich dort durchgegangen bin.«
»Wahrscheinlich hat Ruby…«
»Wenn du eine DVD offen herumliegen lassen willst, dann nimm eine von deinen oder zieh dir die Filme am besten aus dem Internet, da brauchst du sie gar nicht zu berühren.«
Wenn er nicht wollte, dass jemand seine DVDs anfasste, dann durfte er sie nicht liegen lassen. Aber das behielt sie für sich. Warum sollte sie ihn noch weiter aufbringen? Wenn er sich in einen seiner Wutanfälle gesteigert hatte, war es am besten, einfach abzuwarten, bis er sich Luft gemacht hatte.
»Ich hätte anrufen und dich fragen sollen, bevor ich sie mir ansehe«, sagte sie. »Bitte entschuldige.«
Er ließ die DVD auf ihren Schreibtisch segeln. »Jetzt ist sie ruiniert, und deine Entschuldigung kannst du dir in den Arsch schieben.«
»Sprich nicht so mit deiner Mutter.«
Beide drehten sich um und sahen Doug in der offenen Tür stehen. Er kam ins Zimmer und warf sein Jackett aufs Bett. »Entschuldige dich bei ihr.«
»Kommt gar nicht in Frage. Schließlich hat sie…«
»Es reicht!«, fuhr Doug ihn an.
Creighton verstummte schmollend. Doug sah aus, als würde er ihn am liebsten ohrfeigen. Es war Sharon höchst unangenehm, dass sich die beiden ihretwegen stritten, schließlich hatte sich Creighton zu Recht über sie geärgert. So sorglos mit seinen kostbaren DVDs umzugehen war unverzeihlich.
»Ich werde dir die DVD ersetzen«, bot sie ihm nachgiebig an. Dann lachte sie leise. »Dieses ganze Trara, dabei war der Film nicht einmal gut.«
»Darum geht es nicht, Mutter«, seufzte Creighton, als sei sie zu dumm, um zu begreifen, worum es stattdessen ging.
»Ich bin hier weg. >Hasta la vista, Baby.< Arnold Schwarzenegger. Terminator 2, Tag der Abrechnung.« Er drehte sich zur Tür.
»Du bleibst hier«, befahl Doug. »Ich muss mit dir reden.«
»Worüber?«
»Erst entschuldigst du dich bei deiner Mutter.«
»Mann, für wie alt hältst du mich? Für acht?«
Sharon hasste jede Art von Konflikt, weil sie unter ständigen Zankereien aufgewachsen war. Die Ehe ihrer Eltern war lieblos und turbulent gewesen und die gemeinsame Villa ein permanentes Kriegsgebiet. Es war zu viel Geld im Spiel gewesen, als dass eine Scheidung in Frage gekommen wäre, darum hatten sich die beiden darauf beschränkt, sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen, während sich Sharon als glückloser Schiedsrichter versucht hatte.
Infolgedessen ging sie jedem Streit aus dem Weg und suchte automatisch stets den Ausgleich. »Es ist schon gut, Doug. Er hat es nicht so gemeint, nicht wahr, mein Schatz? Er…«
»Nimm ihn nicht in Schutz, Sharon. Ich konnte ihn bis unten hören. Er wird sich bei dir entschuldigen. Ich bestehe darauf.«
Sie sah zu, wie die beiden Männer in ihrem Leben aneinander Maß nahmen, und diesmal gab Creighton ausnahmsweise nach. Er drehte sich zu ihr um, verbeugte sich ironisch, nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Bitte verzeih mir, Mutter. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich in deiner Gegenwart >Arsch< gesagt habe.«
Dann richtete er sich auf und wandte sich an Doug: »Ein Ausdruck, der in diesem Film übrigens siebenundsechzig Mal verwendet wird. Also hörte sie, während sie gestern Abend diesen Film ansah, zirka alle anderthalb Minuten das Wort Arsch oder eine Abwandlung davon. Aber falls ich sie beleidigt haben sollte, indem ich Arsch sagte, dann tut mir das arschmäßig leid.«
Sharon musste unwillkürlich kichern, doch Doug fand den Auftritt nicht lustig.
Sie versuchte, die Situation zu entschärfen und sagte: »Ich bin übrigens gerade damit fertig, die Danksagungskarten zu adressieren. Morgen können sie abgeschickt werden. Die Leute waren wirklich schrecklich nett, trotzdem ist es eine unangenehme Last, sich so oft bedanken zu müssen.«
»Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du das übernommen hast«, sagte Doug. Dann wandte er sich an Creighton. »Ich habe gerade mit Derek Mitchell gesprochen.«
Creighton zuckte mit den Achseln, ließ sich in einen Sessel fallen und lehnte scheinbar gelangweilt den Kopf zurück.
»Frisch bitte meine Erinnerung auf, Doug«, sagte Sharon.
»Er ist Strafverteidiger. Du erinnerst dich, dass wir darüber sprachen, ihn zu engagieren?«
»Ach ja.« Vor ein paar Tagen hatten die beiden Männer beim Abendessen darüber
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