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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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weiß, dass Sie sein Motiv für zu vordergründig halten und ihn deshalb nicht als Täter in Betracht ziehen. Verstehen Sie? Genau das ist sein Insider-Scherz, und ich verspreche Ihnen, dass er sich gerade jetzt diebisch freut.«
    Kimball sah Julie nachdenklich an, griff dann nach dem braunen Umschlag, in dem das Foto des Unbekannten aus dem Hotel lag, und klopfte damit in ihre Handfläche. »Ich glaube, das wäre vorerst alles. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
     
    Dodge Hanley plumpste in einen der Sessel vor Dereks Schreibtisch und ließ einen Ordner über die Tischplatte schlittern. »Das ist alles, was ich bis jetzt zusammenbekommen habe.«
    Derek öffnete den Ordner und überflog mehrere beschriebene Seiten. »Und in einem Satz?«
    Dodge dünstete den Geruch von schalem Zigarettenrauch aus. Trotz der zahllosen Warnungen vor den lebensbedrohlichen Gefahren des Rauchens hatte er nicht einmal versucht, von seinem Laster loszukommen, und er hegte eine tiefe, an Verachtung grenzende Abneigung gegen alle Raucher, die das taten. In seinen Augen waren das Feiglinge. Seine nikotinbraunen Finger trommelten auf den Armlehnen des Sessels, dann rutschte er auf der Suche nach einer bequemeren Position auf der Sitzfläche herum, allerdings vergeblich, weil er sich nur wirklich wohlfühlte, wenn er eine Zigarette in Händen hielt.
    »In einem Satz: Sie ist sauber. Keine Verhaftungen, nicht einmal eine Anzeige.«
    »Kindheit?«
    »Aufgewachsen ist sie in Aiken. Mom und Dad arbeiteten für die Schule. Er war Lehrer, sie war in der Verwaltung beschäftigt. Kirchgänger, Steuerzahler, anständige Staatsbürger. Keine Geschwister. Beide Eltern sind verstorben.«
    Bevor er weitersprach, holte er pfeifend Luft. »Das Mädel ist nicht auf den Kopf gefallen. Hat ein volles Stipendium an der Vanderbilt bekommen und vier Jahre später noch mal ein Forschungsstipendium, um ihre Kunststudien in Frankreich fortzusetzen. Traf dort einen französischen Künstler und hat ihn geheiratet. Den Namen hab ich vergessen, er steht aber da drin.«
    Derek verriet Dodge nicht, dass er schon von ihrer Ehe und Scheidung wusste. »Was wurde aus ihm?«
    »Nichts wurde aus ihm. Kein Ruhm, kein Reichtum, offenbar auch kein Talent. Die beiden wurden nach drei Jahren geschieden, aber da war Paul Wheeler schon in ihr Leben getreten. Was für eine glückliche Fügung.«
    Derek hob den Kopf und sah über den Schreibtisch hinweg auf Dodge, dessen verknittertes und gegerbtes Rauchergesicht trotz des sarkastischen Kommentars vollkommen ausdruckslos blieb. Er war ein unerschütterlicher Zyniker, den nichts mehr überraschen konnte, denn nachdem er über vierzig Jahre alle möglichen Schurken gejagt hatte, behauptete er, einfach alles gesehen zu haben. Bei ihm standen die meisten Menschen noch unter den Tieren.
    Er hatte als Detective für die Polizei gearbeitet, als er im Gerichtssaal auf Derek getroffen war. Dodge sagte damals für die Anklage aus, aber seine unfehlbare Erinnerung und seine Konzentration auf jedes Detail beeindruckten Derek während des Kreuzverhörs zutiefst. Nachdem Derek die Verhandlung gewonnen hatte, hatte er den griesgrämigen Dodge aufgesucht und ihn gefragt, ob er Interesse habe, für seine Kanzlei zu arbeiten.
    Dodge hatte nur geschnaubt. »Ich soll auf die dunkle Seite wechseln? Nein danke, Anwalt.«
    »Ich würde Ihr Gehalt verdoppeln.«
    »Wann soll ich anfangen?«
    Tatsächlich hatte Dodge die Polizei, bei der nur streng nach Vorschrift ermittelt und verhört werden durfte, nicht ungern verlassen. Während sie bei ein paar Bier den Handel besiegelten, hatte Dodge gefragt: »Interessiert es Sie, wie ich an meine Informationen komme?«
    »Nein. Aber wenn Sie bei einer unethischen oder illegalen Aktion erwischt werden, sind Sie auf sich allein gestellt.«
    »Kein Problem.« Dodge trank schlürfend von seinem Bier. »Ich werde nicht erwischt.«
    Womit er Derek informiert hatte, dass seine Methoden nicht allesamt astrein waren. Derek fragte nie, woher oder wie Dodge seine Informationen bezog, denn er hatte das Gefühl, dass es in dieser Beziehung besser war, nicht allzu viel zu wissen.
    Wegen des Rauchverbots in öffentlichen Räumen und weil Marlene keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen seinen Aschenbecherduft machte, arbeitete Dodge von zu Hause aus - wo das auch sein mochte. Derek hatte nicht die leiseste Ahnung. Dodge hatte ihm damals eine Handynummer und eine Postfachadresse genannt, an die Derek seither die Lohnschecks schickte.

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