Sündige Gier
brach ab und warf einen argwöhnischen Blick auf Maggie, die ihn immer noch anknurrte. »Sie beißt doch nicht, oder?«
Derek befahl dem Hund, sich zu setzen. Sie hatte auf den unterdrückten Zorn in seiner Stimme reagiert, aber nicht Maggie, sondern der unerwartete Besucher hatte ihn so wütend gemacht. »Was bilden Sie sich ein, mitten in der Nacht bei mir zu läuten und in mein Haus zu stürmen? Sie haben wohl eine Meise.«
»Und einen Haufen Geld.«
Derek baute sich vor ihm auf und zielte mit dem Zeigefinger auf Creightons Gesicht. »Was Sie zu rein gar nichts berechtigt. Ganz bestimmt nicht dazu, mich in meinem Haus zu belästigen. Ich werde Sie nicht vertreten. Ich weiß nicht, wie ich es noch deutlicher ausdrücken soll.«
Creighton nahm jene arrogante Haltung ein, die Derek vom ersten Moment an bis aufs Blut gereizt hatte. Derek wich nicht zurück, und schließlich registrierte sogar Creighton den Zorn, den er ausstrahlte. Ganz langsam trat er ein paar Schritte zurück. Er hob beschwichtigend beide Hände. »Schon gut, schon gut. Entschuldigen Sie, dass ich nicht angerufen habe. Das war unhöflich. Aber ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen.«
»Dann hätten Sie in meiner Kanzlei anrufen und einen Termin vereinbaren sollen.«
»Hätten Sie mich denn empfangen?«
»Nein.«
Creightons Geste sagte: eben.
»Alles, was ich Ihnen zu sagen habe, habe ich heute Nachmittag gesagt.«
»Aber als wir uns heute Nachmittag unterhielten, hat mir Julie Rutledge noch nicht nachgestellt.«
»Ihnen nachgestellt?«
»Ganz genau. Inzwischen hat sie jedes Maß verloren. Offenbar leidet sie nach dem Überfall unter posttraumatischem Stress. Oder was weiß ich. Es wäre mir auch gleich, aber sie konzentriert sich in ihrem Wahn ausschließlich auf mich. Sie beschuldigt mich, ich hätte etwas mit diesem verpfuschten Überfall zu tun, bei dem mein Onkel erschossen wurde. Ja, sie hat ausdrücklich gesagt: >Ich weiß, dass du hinter dem Mord steckst.<«
Julie hatte Derek zwar arglistig getäuscht, aber er glaubte nicht, dass sie psychisch angeknackst war, an einem posttraumatischen Stresssyndrom litt oder schlicht und einfach den Verstand verloren hatte. Eigentlich ganz im Gegenteil. Aber er durfte sich nicht anmerken lassen, dass er sie persönlich kannte. Darum sagte er: »Als ich sie im Fernsehen sah, wirkte sie nicht verwirrt.«
Creighton schien ihn gar nicht zu hören. »Ich werde ein richterliches Kontaktverbot gegen sie erwirken. Genauer gesagt werden Sie das tun.«
»Verzeihung?«
»Gleich morgen. Ich möchte, dass Sie zu einem Richter gehen oder bei wem man eben eine einstweilige Verfügung beantragt. Weiß der Himmel, was sie in ihrem gegenwärtigen Zustand anstellen könnte. Ich möchte sie nicht in meiner Nähe haben. Erwirken Sie eine einstweilige Verfügung, damit sie verhaftet wird, falls sie noch einmal in meine Privatsphäre eindringt.«
»So leicht ist das nicht.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, denn je schwieriger es ist, desto mehr Geld werden Sie verdienen.«
Derek machte sich vor allem Sorgen, dass er Creighton doch noch in Grund und Boden hauen könnte, weil dieser reiche Stinker in seiner Arroganz davon ausging, dass alles - Derek Mitchell eingeschlossen - zu kaufen war, wenn nur die Summe stimmte. Aber ihn zu verprügeln würde ihm rein gar nichts einbringen außer einer Klage wegen Körperverletzung, also fragte er in bewundernswerter Selbstbeherrschung: »Was hat Sie so aus der Fassung gebracht? Was ist passiert? Wieso haben Sie den Eindruck, dass Ms Rutledge eine Gefahr für Sie darstellen könnte?«
Um zu beweisen, dass er bereit war, Creighton Gehör zu schenken, trat Derek rückwärts an einen Sessel und ließ sich hineinsinken. Maggie legte sich zu seinen Füßen und behielt misstrauisch den Mann im makellos geschnittenen, cremefarbenen Anzug im Auge, der auf und ab ging und Derek schilderte, wie er Julie Rutledge in einem Club namens Christy’s begegnet war.
Als er fertig war, fragte Derek: »Was wollte sie dort?«
»Haben Sie nicht zugehört? Sie verfolgt mich.«
»War sie mit jemandem zusammen?«
»Weiß ich doch nicht. Ich glaube nicht.« Creightons Finger bewegten sich unaufhörlich in der Luft und verrieten, wie aufgewühlt er war. »Was für einen Scheißunterschied macht es, ob sie allein war oder nicht? Ich habe sie dabei erwischt, wie sie mich im Spiegel angestarrt hat. Ich werde nicht dulden, dass sie mir ständig im Nacken sitzt. Sie müssen etwas dagegen
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