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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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eingetroffen waren. »Bis dahin konnte mich keiner von Paul trennen. Ich hielt ihn fest, bis sie mich gewaltsam von ihm lösten.«
    Ein paar Sekunden sprach keiner ein Wort. Sanford nahm einen Schluck Wasser und stellte das Glas dann neben Kimballs leere Espressotasse auf den Tisch. Kimball brach das peinliche Schweigen als Erste.
    »Wir haben die neuen Fotos auch den anderen Zeugen geschickt. Alle haben genau wie Sie erklärt, den Mann nicht zu kennen.«
    »Der Räuber hatte eine Maske an, dazu eine Sonnenbrille und Handschuhe. Darunter hätte man unmöglich den Mann auf diesem Foto erkennen können.«
    »Stimmt«, bestätigte Kimball. »Wir haben auch nicht auf so viel Glück gehofft. Aber während wir mit den Zeugen telefonierten, haben wir uns von jedem einzelnen noch einmal den Ablauf des Überfalls schildern lassen, genau wie jetzt von Ihnen. Und dabei fiel uns etwas auf, das die Ladys sagten - und zwar beide unabhängig voneinander. Etwas, das uns bis dahin entgangen war oder dem wir keine Beachtung geschenkt hatten.«
    Julie sah auf Sanford, aber seine Augen blieben undurchdringlich. Sie hatte den Verdacht, dass die beiden in partnerschaftlichem Einvernehmen beschlossen hatten, diesmal Kimball die Gesprächsführung zu überlassen.
    Julie sah wieder auf die Polizistin und fragte: »Und was war das?«
    »Dass Sie sich nicht hingekniet haben. Als der Räuber verlangte, dass alle auf die Knie gehen sollten, blieben Sie stehen.«
    »Ich habe mich sehr wohl hingekniet.«
    »Aber nicht gleich. Warum nicht?«, bohrte Kimball nach. »Ein maskierter Mann zielt auf Sie und brüllt Sie an, Sie sollen sich hinknien. Eine der Frauen aus Nashville war so verängstigt, dass sie ihre Blase nicht mehr kontrollieren konnte, wie sie uns gegenüber zugegeben hat. Sie ließ sich sofort auf die Knie fallen, solche Angst hatte sie, dass sie erschossen würde. Ihre Freundin reagierte genauso.«
    »Der Mann aus Kalifornien…«, setzte Julie an.
    Kimball fiel ihr ins Wort: »Erklärt, er sei vor Angst wie gelähmt gewesen. Doch als der Räuber mit der Waffe auf ihn zielte und ihm befahl, auf die Knie zu gehen, leistete er sofort Folge. Sie nicht. Alle sagen aus, dass Sie sich widersetzt hätten. Sie haben ihm widersprochen und ihm erklärt, dass Wheeler arthritische Knie hätte. Letzten Endes hat er, Wheeler, Sie mit nach unten gezogen.«
    Sanford erwachte endlich zum Leben, senkte die Arme und beugte sich vor, bis er die gleiche Haltung innehatte wie seine Partnerin. »Halten Sie sich für ungewöhnlich mutig, Ms Rutledge?«

»Ich habe mich nie so gesehen, aber mein Mut wurde auch noch nie so auf die Probe gestellt. Jeder reagiert anders auf tödliche Gefahren. Ich glaube, wir wissen erst, wie wir wirklich reagieren, wenn wir in eine lebensgefährliche Situation geraten. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich als besonders mutig empfunden hätte.«
    »Was haben Sie dann empfunden?«, fragte Kimball.
    Sie überlegte und antwortete dann: »Resignation.«
    Es blieb kurz still, dann fragte Sanford: »Sie dachten, er würde Sie so oder so umbringen, ganz gleich, was Sie tun?«
    Sie stellte sich dem bohrenden Blick des Detectives und sah dann Kimball an, die sie genauso eindringlich beobachtete.
    »Mir war klar, dass er uns töten würde. Sobald die Tür aufging, war mir klar, dass der Raubüberfall nur ein Vorwand war. Er war gekommen, um Paul zu töten, und ich war sicher, dass ich mit ihm sterben würde.
    Wenn ich nicht gleich auf die Knie ging, dann wahrscheinlich, weil ich wusste, dass das nichts ändern würde. Ich starrte auf seine Sonnenbrille und versuchte, hinter die Gläser zu blicken.«
    »Weil Sie hofften, Sie könnten ihn überreden, Sie nicht zu töten?«
    »Nein. Weil ich hoffte, seine Augen zu erkennen.«
    »Und?«
    Sie senkte den Kopf und schüttelte ihn dann. »Ich habe gehofft, Creighton zu erkennen.«
    »Er war es nicht, Ms Rutledge.«
    »Das weiß ich inzwischen auch.«
    Das Telefon der Galerie läutete. Julie hörte Kates gedämpften französischen Akzent durch die Wand. »Chez Jean. Ich bedauere, sie ist gerade in einer Besprechung.«
    Sie wird gerade von der Polizei verhört, hätte die Sache genauer getroffen. Die Befragung glich mehr und mehr einem Verhör, und das machte sie ausgesprochen nervös.
    »Warum ist das plötzlich so wichtig? Was macht es für einen Unterschied, wann ich mich hingekniet habe?«
    Sanford antwortete ganz leise: »Sie sagen, ob Sie sich hinknieten oder nicht, hätte nichts am

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