Sündige Gier
weg, so als wären die völlig belanglos.
»Und wie vertreibst du dir die Zeit, wenn du nicht arbeitest?«
»Ich spiele Tennis, aber meine wahre Leidenschaft ist das Kino. Filme, Regisseure, Drehbuchschreiber, Schauspieler.«
»O Gott! Das liebe ich auch!«
»Wirklich?«
»Wenn du mich fragst, Us Weekly berichtet am besten über die ganzen Filmgalas. Aber ich mag auch das People Magazine, vor allem wenn sie das Heft über die besten und schlimmsten Oscar-Kleider machen. Was ist dein Lieblingsfilm? Meiner ist Sex and the City oder vielleicht noch Bride Wars.«
Guter Gott. »Im Ernst?«
Für ihren zweiten Martini brauchte sie fünfzehn Minuten, in denen sie ihn mit sinnlosem Geplapper überzog und dabei gleichzeitig immer deutlicher auf Tuchfühlung ging. Ihre Taktik war versiert, aber durchschaubar. Jedes Mal, wenn sie etwas betonen wollte, berührte sie seine Hand. Sie sprach so leise, dass er sich immer weiter vorbeugen musste, wenn er sie verstehen wollte, bis sie sich schließlich so nahe waren, dass einer dieser vorwitzigen Nippel hin und wieder über seinen Bizeps strich.
Es war Zeit, die Dinge ins Rollen zu bringen.
»Noch einen?«
Sie warf ihr Haar zurück und entblößte dabei ihren Nacken und den Ausschnitt. »Lieber nicht. Morgen ist ein Arbeitstag.« Verspielt stupste sie mit dem Bein gegen sein Knie. »Für die meisten von uns.«
»Wirklich zu schade. Ich wollte dich gerade fragen, ob du noch woandershin möchtest. Irgendwohin, wo man nicht brüllen muss, um sich verständlich zu machen.«
Ihr Blick flackerte unsicher. »Hmm, ich…«
»Nein?«
»Also…«
»Du brauchst nicht weiterzureden.« Verständnisvoll legte er die Hand auf ihren Arm. »Du kennst mich schließlich nicht.«
Ihr Blick glitt kurz ab, kehrte aber gleich darauf zu ihm zurück. »Wohin? Ich meine, wohin würdest du denn gehen wollen?«
»Wohin du willst. Mir ist das egal. Ich will den Abend nur noch nicht zu Ende gehen lassen.« Er drückte ihre Hand. »Hör zu, wir können mit zwei Autos fahren. Ich nehme den Porsche und du…«
»Du hast einen Porsche?«
»In dem ich dich irgendwann in nächster Zeit mitnehme, Ehrenwort. Aber heute Abend nicht.« Er sah ihr tief in die Augen und sagte: »Ich möchte nicht, dass du dich fürchtest, und ich verstehe durchaus, warum du Angst haben könntest. Schließlich sieht man so manches im Fernsehen.«
»Es geht weniger darum. Es ist nur… ich bin ein bisschen nervös, weil es da so einen Typen gibt. Er ruft ständig bei mir zu Hause an. Echt gruselig.«
»Sagt er dabei obszöne Dinge?«
»Nein. Er bleibt nur in der Leitung, bis ich wieder auflege.«
»Die Polizei kann solche Anrufe zurückverfolgen und herausfinden, wer der Kerl ist.«
»O nein, ich weiß, wer er ist«, sagte sie schnell. »So ein Typ, den ich von früher kenne. Er hat ziemlichen Ärger gemacht.« Sie wedelte kurz mit der Hand, als wäre der Ärger nicht der Rede wert. »Er ist inzwischen Geschichte.«
Er beugte sich vor, drückte ihre Hand und knurrte: »Soll ich das Problem für dich erledigen?«
Sie lachte. »Nein. Glaub mir, er ist die Mühe nicht wert.«
»Jedenfalls tust du gut daran, vorsichtig zu sein.« Er ließ ihre Hand los. »Mach dir deswegen keine Sorgen. Wir holen das ein andermal nach. Wenn du öfter hier bist, laufen wir uns bestimmt wieder über den Weg.« Er gab dem Barkeeper ein Zeichen, die Rechnung zu bringen.
Sie schluckte den Köder, genau wie er vorhergesehen hatte. Schnell legte sie die Hand auf seinen Arm, als hätte sie Angst, dass er sich in Luft auflöste und sie ihre Chance ein für alle Mal verpasst hatte. »In der Nähe von meiner Wohnung gibt es ein Cafe. Eine ziemliche Absteige, aber es hat bestimmt noch auf. Wir könnten dort noch eine Tasse Kaffee trinken.«
Er beschenkte sie mit seinem schönsten Lächeln. »Klingt perfekt.«
»Ich muss nur kurz auf die Toilette.«
»Ich warte hier.«
Jetzt, nachdem sie sich entschieden hatte, konnte sie es kaum erwarten und wollte ihn um keinen Preis mehr verärgern. Eilig zwängte sie sich durch das Gedränge. Bevor sie in den Gang trat, der zu den Toiletten führte, drehte sie sich noch einmal um und winkte ihm kurz zu.
Er hob bestätigend das Kinn und unterdrückte ein leises Lachen. Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen. Wahrscheinlich kniff sie sich jetzt ungläubig in den Arm, ermahnte sich, bloß nichts falsch zu machen, prüfte dabei kritisch ihr Spiegelbild und nahm letzte Korrekturen vor, eine Ladung Atemspray
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