Sündige Gier
schön, wir haben ihn nicht wirklich. Scheiße, du weißt, wie ich es meine.«
»Ja.« Sie seufzte wieder. »Ich weiß, wie du es meinst.«
Nachdenklich und schweigend fuhr Sanford einen Block weiter. Dann musste er an einer Ampel bremsen und fragte: »Warum wurde sie so zappelig, als du sie nach diesem Rummel gestern Abend gefragt hast?«
Sie lachte. »Zappelig? Das ist mir neu.«
»Sie wurde schlagartig leiser und wollte uns nicht mehr in die Augen sehen. Sie wurde zappelig. Und ich frage mich, warum.«
»Du glaubst, dass sie lügt? Was gibt es bei einer Wohltätigkeitsversteigerung und dem Preis für ein Gemälde zu lügen?«
»Nicht direkt zu lügen, nur…«
Er brach mitten im Satz ab, weil Kimballs Handy läutete. »Merk dir, was du sagen wolltest.« Sie löste das Handy von ihrem Gürtel und klappte es auf. »Kimball.« Sie sah sofort auf Sanford. »Hallo, Miss Fields. Kate.«
Sanfords Kopf fuhr so schnell herum, dass sein Genick knackte. Seine Brauen waren überrascht und fragend hochgezogen.
Kimball hörte zu, sagte: »M-hm. M-hm.« Hörte wieder zu und sagte dann: »Natürlich. Wann möchten Sie vorbeikommen? Okay. Wir sind da.« Sie klappte das Handy zu. »Sieh an, sieh an.«
»Julie Rutledges Assistentin? Diese Kate Fields?«
»Ebendiese. Sie möchte uns wegen etwas Wichtigem sprechen.«
»Hat sie gesagt, worum es geht?«
»Ja. Du hattest recht. Ihre Chefin ist zappelig.«
»Der ist ja zauberhaft!«
»Sie«, korrigierte Derek. »Maggie.«
»Hallo, Maggie.« Sharon Wheeler bückte sich und kraulte Maggie hinter den Ohren. »Ich hatte nie einen Hund, aber sie scheinen mich alle zu mögen.«
Sie und Doug Wheeler waren ein paar Minuten zuvor in Dereks Büro erschienen, und sie hatte sich sofort in Maggie verliebt. Doug hatte Sharon und Derek während der Auktion miteinander bekannt gemacht. Sie strahlte die Schönheit einer gut betuchten Südstaatenaristokratin aus. Aber dem hübschen Äußeren fehlte Substanz. Derek hatte das Gefühl, dass sie auch lachte, wenn sie einen Witz nicht wirklich verstanden hatte. Er stellte sich vor, dass sie ein bisschen verloren durchs Leben irrte, aber inzwischen ein gewisses Geschick darin entwickelt hatte, ihre Unsicherheit mit einstudiertem Charme zu überspielen.
Derek vermutete außerdem, dass Doug um die geistige Beschränktheit seiner Frau wusste, sie aber trotzdem liebte. Mit einem freundlichen Lächeln sah er zu, wie sie Maggie tätschelte. »Warum legen wir uns nicht auch einen Hund zu?«
Sie strahlte ihn an. »Das wäre zu schön.«
»Aha, die gesamte Gang ist schon hier.« Creighton segelte durch die Tür, die Marlene ihm aufhielt. »Hallo, Mutter, Vater.
Mr Mitchell.« Er schlug die Hacken zusammen und salutierte vor Derek. »Alles vollzählig angetreten, Sir.«
Derek hätte ihn am liebsten in den Boden und bis nach China gerammt. »Sind Sie gestern Abend in Julie Rutledges Haus eingebrochen?«
Beide Eltern beschwerten sich lautstark, doch Derek blendete ihre Proteste aus. Er konzentrierte sich ausschließlich auf Creighton. Der junge Mann starrte ihn ein paar Sekunden an und drehte dann den Kopf weg, um hinter sich zu blicken. Dann sah er ihn wieder an und fragte in einer perfekten Nachahmung von De Niro: »>Redest du mit mir? Redest du mit mir?<«
»Beantworten Sie meine Frage.«
Creighton unterdrückte ein Lachen. »Ach, Sie meinen das ernst. Ich war mir sicher, dass Sie Witze machen.«
»Was soll das, Mr Mitchell?«, wollte Doug wissen.
Derek erwiderte Creightons selbstgefälligen Blick noch ein paar Sekunden, dann wandte er sich an Doug. »Nicht so wichtig. Ein privater Scherz. Ich habe Sie alle hierhergebeten, weil ich Ihnen einen letzten Rat geben wollte. Einen kostenlosen Rat, denn ich werde Ihnen Ihr Geld komplett zurückerstatten.« Er holte kurz Luft und sagte dann: »Falls einer von Ihnen den Mann auf dem Foto kennt, der als Billy Duke identifiziert wurde, sollte er oder sie das jetzt der Polizei sagen.«
»Ich habe schon erklärt, dass ich ihn nicht kenne. Weder vom Sehen noch vom Namen her«, beschwerte sich Doug weinerlich. »Das hätte ich Ihnen auch am Telefon sagen können.« Er wirkte verärgert, weil er unnötig von der Arbeit weggerufen worden war.
»Ich möchte mich bei unseren Gesprächen nicht mehr auf Telefonate verlassen, Mr Wheeler«, sagte Derek. »Ich wollte persönlich mit Ihnen sprechen, weil ich keinesfalls missverstanden werden will. Obwohl Sie eine beträchtliche Summe auf mein Konto überwiesen
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