Sündige Gier
so absurd, dass ich das keiner Diskussion würdigen werde. Haben Sie immer noch nicht begriffen? Sie erzählt wilde Lügengeschichten, sie will Sie gegen mich einnehmen, so wie sie es auch bei diesem Detective-Pärchen probiert hat. Sie hasst mich. Sie hasst mich seit der Episode in der Küche.« Er lachte kurz auf. »Im Rückblick hätte ich mir damals wohl besser einen blasen lassen.«
Der Zorn, der Derek durchschoss, war so überwältigend, dass er ihn nur mit knapper Not kontrollieren konnte. »Je länger Sie reden, desto mehr frage ich mich, ob Ms Rutledge wohl wirklich Lügengeschichten erzählt.«
Creighton schenkte Derek jenes arrogante Lächeln, das er inzwischen kaum noch ertrug. »Julie lügt. Sie lügt, um ihre Unterstellung zu bekräftigen, dass ich etwas mit dem Mord an Onkel Paul zu tun hätte. Was ich aus Gründen, die wir bereits besprochen haben und die mich, ehrlich gesagt, inzwischen ein wenig langweilen, reichlich dreist finde. Und nachdem Sie gerade eben unsere beruflichen Bindungen gekappt haben, brauche ich Sie auch nicht mehr um Erlaubnis zu bitten, wenn ich gehen will, oder?«
Derek fixierte ihn ein paar Sekunden mit eisigem Blick, dann hob er wie zur Kapitulation beide Hände und trat einen Schritt zurück. Creighton schüttelte den Kopf, lachte wieder kurz auf und verschwand dann durch die offene Tür.
»Lassen Sie mich vorausschicken, dass mir das schrecklich unangenehm ist.« Kate Fields knetete das Taschentuch in den verschwitzten Händen. Sie sah nacheinander Roberta Kimball und Homer Sanford an, die jeweils mit einem mitfühlenden und verständnisvollen Nicken reagierten.
»Ich liebe Julie«, sagte sie. »Sie war so gut zu mir. Sie hat mir gleich nach dem College diesen Job angeboten. Und sie vertraut mir, nicht nur als Angestellte, sondern auch als Freundin. Ich würde nie im Leben etwas tun oder sagen, das ihr schaden könnte.«
»Wir stellen Ihre Loyalität gegenüber Ms Rutledge bestimmt nicht in Frage«, versicherte ihr Kimball. »Trotzdem sind Sie dem Gesetz und auch Ihrem Gewissen gegenüber verpflichtet, die Wahrheit zu sagen.«
»Natürlich, das weiß ich doch«, schniefte Kate in ihr Taschentuch. »Trotzdem habe ich auf ein Wunder gehofft und gebetet, dass irgendwas passieren würde, damit ich Ihnen das nicht erzählen muss.«
»Was erzählen?« Sanford beugte sich vor. »Sie haben Detective Kimball gegenüber angedeutet, dass Ms Rutledge uns gegenüber nicht völlig aufrichtig war.«
»Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.« Sie sah wieder beide an. »Aber… aber sie weiß vielleicht mehr, als sie Ihnen erzählt.«
»Mehr worüber?«, bohrte Kimball nach. »Über den Überfall?«
Kate schüttelte den Kopf. Sie schluckte. Sie fragte sich zum tausendsten Mal, ob sie das wirklich tun musste, und kam auch diesmal zu dem unangenehmen Schluss, dass sie keine andere Wahl hatte. Ihr Gewissen befahl es ihr. »Die Wahrheit über diesen Billy Duke.«
Die beiden Detectives tauschten einen Blick aus, und sofort bereute Kate ihren Beschluss, ihr Wissen mit den beiden zu teilen. »Halt, bitte glauben Sie nicht, dass sie irgendwas geplant hätte oder so. Sie hat garantiert nichts mit Mr Wheelers Tod zu tun. Das ist absolut unmöglich. Sie hat ihn geliebt. Sie wissen ja nicht, wie die beiden zueinander waren, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Sie haben sich uneingeschränkt und absolut geliebt.« Plötzlich flossen die Tränen über, die sie so lange zurückgehalten hatte.
Kimball reichte ihr eine Schachtel mit Taschentüchern. »Kate, wir verstehen, dass das sehr schmerzhaft für Sie ist, aber es ist von größter Wichtigkeit, dass Sie uns erzählen, was Sie über Ms Rutledge und Billy Duke wissen.«
Kate riss ein frisches Taschentuch aus dem Karton. Nach mehreren schluchzenden Anläufen hatte sie ihre Tränen halbwegs unter Kontrolle. »Ich habe ihn gleich wiedererkannt, als Sie Julie das Bild zum ersten Mal gezeigt haben. Da habe ich Ihnen einen Espresso gebracht, wissen Sie noch? Wir waren im Salon, und…«
»Ich kann mich erinnern«, fiel ihr Kimball ins Wort. »Woher kannten Sie ihn?«
»Er war schon einmal in der Galerie.«
»Wann?«
»Das genaue Datum weiß ich nicht mehr.«
»Nachdem Mr Wheeler erschossen worden war?«
»Nein. Ein paar Wochen davor. Da bin ich ganz sicher.«
»Wollte er damals Ms Rutledge sprechen?«
»Ja.«
Kimball sah kurz zu Sanford und gleich darauf wieder Kate an. Wieder schienen die beiden wortlos zu kommunizieren, und
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