Sündige Liebe
Plötzlich hätte sie sich am liebsten verkrochen und sich vor seinem Zorn versteckt, doch diesem Impuls wollte sie keinesfalls nachgeben.
»Wie kannst du es wagen, so aus dem Haus zu gehen? Sieh dich nur an!« tobte er weiter und ließ seinen Blick über ihren ganzen Körper gleiten. »Diese verfluchte Aufmachung überlässt fast nichts der Fantasie. Man kann nie wissen, wem du hier draußen begegnest!«
»Unglücklicherweise bin ich dir begegnet!« fauchte sie. »Wo ist Hank?«
Er kniff die Augen zusammen. »Hattest du vor, ihn hier draußen zu verführen? Hast du dich deshalb so angezogen wie ... «
»Halt den Mund, verdammt noch mal!« schrie Angela. »Als ich mich angezogen habe, um reiten zu gehen, habe ich noch gar nicht gewusst , dass dieser Mann hier ist. In einem Rock kann man nicht allzu gut reiten, es sei denn, man zieht ihn bis zu den Schenkeln hoch. Wäre dir das lieber?« Sie wartete seine Antwort ab. Als diese ausblieb, fuhr sie ruhiger fort: »Ich bin bisher nicht dazu gekommen, mir angemessene Reitkleidung schneide rn zu lassen. Ich kann auch nichts dafür, dass diese Hose vom häufigen Waschen eingegangen ist. Es ist die einzige Hose, die ich im Moment besitze.«
Er ging langsam auf sie zu, doch Angela wollte nicht zurückweichen. Ihr Stolz ließ sie stehenbleiben. Er blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen, und sie begegnete seinen Blicken kühn.
Angela rechnete damit, dass er sie schlagen würde. Als er es nicht tat, fing sie an zu zittern. Plötzlich muss te sie feststellen, dass sie weinte.
»Du hast mir früher einmal gesagt, dass du mich liebst«, rief sie aus. »Wie kannst du mich nach allem, was wir gemeinsam erlebt haben, derart verletzen?«
Er wandte sich abrupt ab. »Wie kannst du es wagen, mir mit der Vergangenheit zu kommen? Du warst doch diejenige, die unsere Liebe kaputtgemacht hat.«
In ihrer Verwirrung riss sie die Augen auf. »Um Himmels willen, was soll ich getan haben?«
»Verflucht sei deine Hurenmentalität!« brummte er und drehte sich wieder zu ihr um. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde dir und Grant nie auf die Schliche kommen? Wie viele andere hat es gegeben, Angela? Zählt Hank auch zu deinen Liebhabern?«
Sie war zutiefst bestürzt. »Das denkst du also? Ist das der Grund, dass du mich hass t?« Sie hielt ihm flehentlich die Hände hin. »Außer dir hat es nie jemanden gegeben! Der einzige Mann, mit dem ich je geschlafen habe, bist du. Du. Bradford, du verfluchter Kerl! «
Er durfte es sich nicht gestatten, ihr zu glauben. »Spiel mir nicht die Unschuldige vor, Angela! Ich sagte dir bereits, dass ich hinter die Sache zwischen dir und Grant gekommen bin. Glaubst du, das würde ich behaupten, wenn ich mir nicht sicher wäre?«
Angela wollte nichts mehr hören. Er war wild entschlossen, sie schlechtzumachen, und sie brachte ihn mit keinem Mittel dazu, ihr zuzuhören. Sie lief auf ihr Pferd zu und stieg schnell auf. Als sie sich umdrehte und Bradford ansah, sprühten ihre Augen Funken.
»Ich sehe allmählich, dass der Schritt zum Hass wirklich nicht groß ist«, sagte sie erbittert.
Ohne sich umzusehen, ritt sie zurück.
Weder Bradford noch Angela hatten den Mann bemerkt, der sie mit einem Fernglas beobachtet hatte. Die Stelle, an der er lag, war ganz flach, denn er hatte schon oft dort gelegen. Er wartete auf die Gelegenheit, um die er täglich betete. Angela konnte nicht ständig unter dem Schutz eines anderen Menschen stehen. Eines Tages würde er sie allein auf der Ranch vorfinden, wenn keiner der Arbeiter in der Nähe war und Maitland wieder von der Bildfläche verschwunden war. Eines Tages ...
44
Angela stand an einen Pfosten gelehnt auf der Veranda und sah zu dem ste rn enübersäten Himmel auf. Sie zog ihr Tuch dichter um die Schultern, und dennoch spürte sie, wie ihre Zähne inzwischen klapperten. Draußen war es bitter kalt, doch sie zog diese Art von Kälte der anderen Kälte vor, die seit Bradfords Erscheinen im Haus herrschte.
J etzt verstand sie, warum Bradford so grausam zu ihr gewesen war, warum er sie hass te. Er fühlte sich von ihr betrogen. Und wenn sie es abstritt, wollte er ihr nicht glauben.
Unschuldig verurteilt. Sie hätte sich seiner Anschuldigungen ebenso gut schuldig machen können. Aber nein, sie wollte nicht mit einem Mann ins Bett gehen, den sie nicht liebte.
Angela seufzte. Vielleicht sollte sie die Ranch einfach verlassen.
»Sie wirken sehr unglücklich, Menina.«
Sie zuckte zusammen. »Müssen Sie sich von
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