Sündige Liebe
gewinnen.«
Er legte seine Hand auf ihren Nacken und versuchte, sie an sich zu ziehen, aber Angela stemmte ihre Hände gegen seine Brust, um ihn davon abzuhalten.
»Bitte, Hank.«
Er zögerte einen Moment lang und ließ sie dann widerwillig los. »Ich werde morgen früh abreisen, denn wenn Bradford der Mann ist, den Sie wirklich wollen, kann meine Anwesenheit hier zu nichts führen. Aber ich werde noch eine Weile in Dallas auf Sie warten. Wenn Sie hier Ihr Glück nicht finden, Menina, dann kommen Sie zu mir. Ich schwöre Ihnen, dass Sie ihn bei mir vergessen werden.« Er ging, ehe seine Worte auf weitere Ablehnung stoßen konnten.
Angela saß auf dem alten Schaukelstuhl in ihrem Zimmer, blickte trübselig in die züngelnden Flammen und spielte geistesabwesend mit ihrer Goldmünze. Das Leben brachte seltsame Verwicklungen, voller Ironie. Ihr ganzes Leben schien sich um Jacob Maitland zu drehen. Er hatte sie aufgenommen, als sie in einer verzweifelten Lage war. Er hatte dafür gesorgt, dass sie etwas gelernt hatte. Und sie liebte seinen Sohn.
Angela trat vor ihren Schreibtisch und fand den Brief. Sie stand mit dem Rücken zum Feuer und las Jacobs Brief langsam noch einmal durch. Jacob hatte sich gewünscht, dass sie und Bradford heiraten würden. Wenn Crystal und ihre Ränke nicht gewesen wären, könnten sie jetzt verheiratet sein. Andererseits vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich wäre ihnen etwas anderes in die Quere gekommen. Es sollte einfach nicht sein.
Und jetzt war es mit Gewiss heit zu spät. Sie blieb noch lange Zeit vor dem Feuer sitzen und weinte.
45
Angela lehnte sich an die Umzäunung des Pferchs und stellte einen Fuß auf den unteren Balken, während sie zusah, wie die Tiere mit einem Brandzeichen versehen wurden. So ging es jetzt schon seit Wochen; die Rinder wurden mit Brandzeichen versehen und ebenso etwa dreihundert Wildpferde. Heute war der letzte Tag, oder jedenfalls behauptete Grant das.
Grant stand neben Angela und rief den Männern im Pferch Befehle zu. Angela sah in letzter Zeit wenig von ihm. Er hatte es vorgezogen, mit den Männern in den Hügeln zu bleiben. Sie nahm an, der Grund sei, dass Grant es vorzog, Bradford und seiner miesen Laune aus dem Weg zu gehen.
Staub wirbelte auf, als die nächste Kuh an den Hö rn ern auf den Boden geworfen wurde. Das glühende Brandeisen war schon bereit. Angela drehte sich um und sah zum Haus. Bradford saß auf der Verandabrüstung und beobachtete sie. Er schien sie ständig zu beobachten, sie mit düsterem, grübelndem Blick zu betrachten.
Seit sie erfahren hatte, dass Grant und Bradford beide beim Viehtrieb mitziehen würden, überkam sie manchmal ein ungutes Gefühl. Sie war sicher, dass etwas Entsetzliches passieren würde. Es würde mindestens zwei Monate dauern, bis sie Ellsworth in Kansas erreicht hatten, eine Stadt, die gerade in voller Blüte stand. Von dort aus sollten die Rinder in den Osten transportiert werden. Die Männer würden am kommenden Vormittag losziehen. Angela zitterte allein bei dem Gedanken an die lange Zeit, die die beiden Männer gemeinsam verbringen würden.
Bradford und Angela redeten inzwischen kaum noch miteinander. Seit Hanks Abreise war Bradford verstummt. Wenn sie miteinander redeten, gelang es ihnen mit Mühe, halbwegs höflich zu bleiben. Angela fragte sich, warum sie trotzdem blieb, doch sie beantwortete sich diese Frage nie.
Mary Lou besuchte sie eines Nachmittags, und Angela versuchte, ihr ihre Ängste hinsichtlich des Viehtriebs zu erklären.
»Weißt du, seit Bradford hierhergekommen ist, ist das Verhältnis zwischen Grant und ihm ausgesprochen angespannt. Bradford kommt nicht von der Vorstellung los, zwischen Grant und mir sei etwas gewesen.«
»Soll das heißen, dass Bradford eifersüchtig auf Grant ist?«
»Das geht schon weit über Eifersucht hinaus«, erwiderte Angela hilflos. »Bradford glaubt, ich hätte ihn mit Grant betrogen und ihn seinetwegen sitzenlassen. Er wird keinem von uns beiden je verzeihen.«
»Vielleicht sieht er die Lage anders, wenn er erfährt, dass Grant und ich heiraten werden«, sagte Mary Lou grinsend.
»Was?«
»Das kann dich nicht wirklich überraschen«, sagte Mary Lou lachend. »Seit Vater und ich an jenem Samstag abend bei dir zum Essen eingeladen waren, hat Grant mich regelmäßig besucht. Weißt du, dass Grant mich an jenem Abend auf meiner Ranch erwartet hat? Wir müssen bis in die Morgendämmerung hinein geredet haben.«
Angela lehnte sich mit einem
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