Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündige Liebe

Sündige Liebe

Titel: Sündige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
Diese Minuten gehörten ganz ihr allein, und sie gönnte sie sich nicht gerade oft.
    »Was machst du hier draußen, Angela?« hörte sie Grants Stimme hinter sich fragen. Erschrocken sprang sie auf. »Ich sehe dich nun schon zum zweiten Mal an diesem Grab knien.«
    »Warst du nicht hier, als sie gestorben ist, Grant?« fragte sie leise, ohne auf seine Frage einzugehen.
    Grant blickte einen Moment lang auf das hölzerne Kreuz. »J a, ich war hier. Ich war noch ganz klein - ich glaube, fünf -, als der alte Maitland sie persönlich hier begraben hat. Mein Vater hat mir später von dieser Frau erzählt. Er hat gesagt, ihr Tod sei Jacob sehr zu Herzen gegangen.«
    »War Bradford nicht auch hier, als es passiert ist?«
    »Tatsache ist, dass Jacob erst ein paar Tage vorher hier angekommen war. Er hatte Brad in die Stadt geschickt, um seine letzten Rechnungen zu begleichen. Der Alte hat Brad schon zu Selbständigkeit und Verantwortung erzogen, als Brad noch sehr klein war.«
    »Aber bei seiner Rückkehr hat er es herausgefunden?«
    »Nein. Aus irgendwelchen Gründen wollte Jacob nicht, dass er etwas davon erfährt. Aber warum stellst du all diese Fragen, Angela? Du kannst diese Frau nicht gekannt haben. Als es passiert ist, muss t du- ein Säugling gewesen sein.«
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie konnte sie nicht zurückhalten. »Ich habe sie gekannt«, murmelte sie leise, »wenn auch nur für kurze Zeit.«
    »Sie war doch nicht deine Mutter?«
    »Doch.«
    Grants grüne Augen nahmen einen dunkleren Ton an. »Es tut mir leid, Angela.«
    »Es ist schon wieder gut, Grant«, sagte Angela schwach. »Als Kind habe ich um meine Mutter getrauert - weil sie nicht bei mir war. All diese Jahre habe ich geglaubt, sie sei am Leben. Ich habe erst kürzlich erfahren, dass sie vor so langer Zeit hier gestorben ist. Ich bin so traurig, dass ich sie nie gekannt habe.«
    Einige Minuten lang waren beide stumm; dann wandte sich Angela ab und ging wieder ins Haus. In ihrem Zimmer weinte sie um die vergebliche Liebe zwischen Jacob und Charissa, und sie weinte um ihre Mutter, die sie nicht mehr sehen würde.
     

40
    Der Wind heulte um das Haus. Der Himmel war ein schwarzes Laken, und es schien, als seien vor Mond und Sterne dichte Vorhänge gezogen worden. Der Wind brachte die Kälte mit sich, die durch lose Bretter in den Wänden sickerte.
    »Es sieht so aus, als bekämen wir endlich Regen«, bemerkte Angela, während sie Grant eine zweite Tasse Kaffee einschenkte und wieder in die Küche ging.
    »Es sieht eher nach Sturm aus«, erwiderte er und griff nach seiner Gitarre, um eine kleine traurige Melodie zu spielen. »Ich hoffe, dass dein Gärtchen einen schweren Regenguss übersteht. «
    Während Grant auf seiner Gitarre zupfte, fragte sie: »Du hast doch morgen Zeit, zum Abendessen zu kommen, oder?«
    »Das fragst du mich jetzt schon zum zweiten Mal«, erwiderte Grant. »Was gibt es denn morgen abend Besonderes?«
    »Du gehst doch am Samstag abend gewöhnlich mit den Männern in die Stadt. Ich wollte nur sichergehen, ob du auch hier bist. Ich habe Gäste.«
    Er sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr auf. »So?«
    »Mary Lou kommt mit ihrem Vater zum Essen«, sagte Angela eilig. Sie hoffte, er würde nichts dagegen einwenden. »Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    Grant lächelte. »Was sollte ich dagegen haben? Ich habe Walter Howard seit Jahren nicht mehr gesehen. Das könnte ein interessanter Abend werden.«
    »Warum sagst du das?«
    »Kennst du Walter Howard?« fragte Grant amüsiert.
    »Nein.«
    »Wenn er sich nicht geändert hat, glaube ich, dass du ihn ein wenig - äh - kompliziert findest. Wahrscheinlich wirst du dir seine Ansichten über Frauen anhören müssen, bevor der Abend vorbei ist, und du wirst gewiss nicht einer Meinung mit ihm sein.«
    »Ein zweiter Grant Marlowe, nur älter - wolltest du das damit sagen?« fragte sie.
    Er lachte herzlich. »Habe ich dir etwa jemals gesagt, was du tun und was du lassen sollst?«
    »Aber gewiss «, sagte sie lachend. »Das ist eigentlich sogar alles, was du jemals ... «
    Die Tür flog auf. Ein Windstoß fuhr herein, und Angela sah in ein böse funkelndes Gesicht.
    Sie hätte schwören können, dass sie die Feuer der Hölle erblickte, doch dieser goldene Schein gehörte zu Bradford Maitland, der mit dem Sattel in der einen und mit seinem Bettzeug und den Satteltaschen in der anderen Hand im Türrahmen lehnte.
    Was auf Erden tat er hier, staubig und voller Dreckspritzer und mit

Weitere Kostenlose Bücher