Sündige Liebe
Dosenzeug angewiesen zu sein.
Das große Gutshaus wirkte inzwischen recht bewohnt. Die Speisekammer war mit Vorräten angefüllt, die für mindestens drei Monate ausreichen würden, und Angela hatte angefangen, Steppdecken für die Betten zu nähen. In der vergangenen Woche hatte sie die Männer beauftragt, die Dienstbotenunterkünfte gründlich zu schrubben. Nur widerwillig waren sie dieser Anweisung nachgekommen. Als Angela die Mehlsäcke vor den Fenstern durch Gardinen ersetzen wollte, war sie auf glatte Ablehnung gestoßen.
Die meisten Männer, die Grant engagiert hatte, waren immer noch damit beschäftigt, die Rinder auf dem Weideland und in den Hügeln zusammenzutreiben. Grant hatte gesagt, es würde wohl mindestens noch einen Monat dauern, ehe die Herde zurückgetrieben werden konnte. Dann würden die Tiere mit einem Brandzeichen versehen und zum Grasen auf die umliegenden Weiden getrieben, bis es an der Zeit war, die Herde über den Chisholm Trail nach Kansas zu treiben. Der Viehtrieb würde etwa zwei Monate dauern, und die Rinder, die dann überlebt hatten, würden auf dem Eisenbahnweg in den Osten befördert.
Angela hatte niemanden außer Grant zur Gesellschaft, und selbst er kam nur zum Abendessen, aber auch das nur gelegentlich. Anschließend ging er wieder, und sie legte sich ins Bett, allein. Grant war umgänglicher geworden, seit sie die »Bossin« war, wie er sie im Scherz nannte. Sie lieferten einander keine Gefechte mehr. Er bat sie auch nicht wieder, ihn zu heiraten. Angela freute sich über diesen Wandel, denn jetzt war Grant ein Freund, dessen Gesellschaft sie genoss .
Angela stand auf und ging zur Eingangstür, als sie Pferdehufe näherkommen hörte. Sie trat auf die Veranda und sah eine junge Frau auf einem schwarzen Mustang. Die Frau trug enge Reithosen und ein weißes Hemd mit offenem Kragen und eine kurze braune Weste darüber. Die Frau mit dem hellbraunen Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und mit den freundlichen blauen Augen kam Angela bekannt vor. Plötzlich riss Angela die Augen weit auf.
»Mary Lou?«
Die andere Frau lachte freudig überrascht auf. »Angela, bist du es wirklich, meine Süße? So, hier bin ich.«
Die beiden fielen einander lachend in die Arme. Angela war ganz aufgewühlt, die einzige Schulkameradin zu sehen, mit der sie befreundet gewesen war. Mary Lou freute sich ebenso sehr. Als sie erst im Haus saßen und Kaffee eingeschenkt wurde, überschütteten sie sich gegenseitig mit Fragen.
»Ich habe in der Stadt gehört, dass hier draußen auf der JB Ranch eine Frau lebt«, legte Mary Lou los, sobald sie auf dem großen Sofa saßen, über dem eine Decke mit einem Muster aus rotem und gelbem Herbstlaub lag. »Ich konnte es einfach nicht glauben. Hier ist noch nie eine Frau gewesen, und ich muss te herkommen, um es mit eigenen Augen zu sehen. Und jetzt finde ich ausgerechnet dich vor! Was tust du hier? Hast du Bradford Maitland etwa doch noch geheiratet?«
Angela zuckte zusammen. Die Erinnerung daran, wie viele Jahre lang sie eine Närrin gewesen war, demütigte sie. »Nein, Bradfords Vater ist gestorben und hat mir diese Ranch zur Hälfte vererbt. «
»Sie gehört dir? Das ist ja wunderbar - ich meine, das mit der Ranch, nicht das mit Mr. Maitland.«
»Weißt du, ich hatte soviel damit zu tun, das Haus herzurichten, dass ich völlig vergessen hatte, wie nah du von hier wohnst.«
»Es sind nur zehn Meilen. Und das Land meines Vaters liegt fünfzehn Meilen südlich von hier. Aber selbst wenn man meine Ranch mit seiner zusammenlegen würde, wäre der Grund nicht annähernd so groß wie die JB Ranch. Meine Güte, du hast dieses Haus allerdings verändert«, sagte Mary Lou und sah sich um. »Als kleines Mädchen bin ich oft hier gewesen, und es hat völlig anders ausgesehen. Natürlich waren damals nur Mr. Maitland und Bradford hier, und du weißt ja selbst, wie die Männer sind. Behaglichkeit ist ihnen nicht so wichtig wie uns.«
»J a, das habe ich gemerkt«, sagte Angela lachend und erzählte von ihren Kämpfen, das Haus, in dem die Arbeiter wohnten, zu verschönern. »Aber erzähl doch, wie es dir geht. Du bist jetzt wohl schon zwei Jahre verheiratet. Habt ihr schon Kinder?«
»Keine Kinder«, gab Mary Lou leicht errötend zurück. »Aber Charles, mein Mann, ist im letzten Winter gestorben.«
»Oh ... das tut mir leid.«
»Es braucht dir nicht leid zu tun, Angela. Zwischen uns gab es keine Liebe. Charles war viel älter als ich, und
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