Sündige Liebe
hoffte, dass aus diesem Flirt mehr werden würde.
Angela trat wieder ins Haus und war in Gedanken noch bei Grant und Mary Lou und bei deren Werben umeinander, das wahrscheinlich demnächst beginnen würde. Dann schweiften ihre Gedanken zu Brad ab - und zu Candise Taylor. In jener Nacht schlief Angela unruhig.
Bradford saß aufrecht im Sattel. Seine Katersymptome ließen nach. Die Nachtluft half. Was für ein Tag, dachte er gepeinigt. Mit Übelkeit und Magenkrämpfen und pochendem Schädel hatte er den ganzen Tag im Bett verbracht. Es würde eine Weile dauern, bis er sich an den scharfen Whisky gewöhnte, den man in der Stadt vorgesetzt bekam.
Bradford warf einen stummen Blick auf seinen Begleiter, dessen Züge im Mondschein kaum zu erkennen waren. Er muss te seinem neuen Freund lassen, dass er dieses scharfe Gesöff vertrug. Dieser Mann wirkte heute nicht im geringsten angegriffen, und er war immer noch so fröhlich und munter wie in der letzten Nacht, in der sich die beiden kennengelernt hatten.
Dieser Mann hatte Bradford das Leben gerettet. Er erinnerte sich noch einmal an den Augenblick, in dem er Anlauf genommen hatte, seine Deckung zu verlassen, und er erinnerte sich daran, wie eine Schrotflinte losgegangen war. Die Schrotflinte hatte dem Kugelhagel, der gegen Bradford gerichtet war, ein abruptes Ende gesetzt. Ein weiterer Schuss war gefolgt, und Bradford hatte verblüfft beobachtet, dass einer seiner Angreifer davongelaufen war und sich schnell ein dunkles Gässchen gesucht hatte. Der andere Angreifer war ihm auf dem Fuß gefolgt.
Dann hatte Bradford den Mexikaner gesehen, der mitten auf der Straße auf einem Pferd saß. Der Mann saß ohne jede Deckung da und feuerte seine Schrotflinte ab.
Der Fremde war mit seinem Pferd auf Bradford zugekommen. Er hatte ihn besorgt gemustert. »Sind Sie in Ordnung, Amigo?«
Bradford hatte immer noch nicht er fass t, wie knapp er dem Tod entronnen war.
»Jetzt ja, vielen Dank«, hatte er mit bebender Stimme geantwortet. Endlich stand er auf. »Ich habe nur einen kleinen Kratzer am Arm abgekriegt.«
»Ihr kleiner Kratzer blutet stark«, erwiderte der Fremde und zeigte beim Lächeln gleichmäßige weiße Zähne unter dem schwarzen Schnurrbart.
»Das ist nicht weiter schlimm.«
»Sie sollten nicht wehrlos herumlaufen, Amigo«, ermahnte ihn der andere. »Kennen Sie diese Männer?«
»Das möchte ich keineswegs hoffen.«
»Man hat versucht, Sie auszurauben?«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Bradford nachdenklich. »Ich habe gerade mein gesamtes Bargeld beim Pokern verloren. Andererseits haben sie das wohl kaum gewusst .«
»Wie schade für Sie. Falls Sie ein Bett brauchen sollten - ich war gerade auf dem Weg ins Hotel, um mir ein Zimmer zu mieten. Sie können gern mitkommen.«
Bradford lachte. »Sie haben mir bereits den größten Dienst erwiesen, den es gibt, mein Freund. Sie haben mir das Leben gerettet. Ich bestehe darauf, mich dafür erkenntlich zu zeigen. Ihr Hotelzimmer geht auf meine Rechnung. Ich heiße Bradford Maitland. Und Sie?«
»Hank Chavez.«
Sie verbrachten den Rest der Nacht in Bradfords Hotelzimmer und betranken sich gründlich. Bradford hatte das Gefühl, gar nicht genug für diesen Mann tun zu können und bot ihm an, sich alles zu wünschen, was er wollte. Hank Chavez verwahrte sich gegen eine Bezahlung. Da er jedoch geschäftlich in dieser Gegend zu tun hatte, nahm er Bradfords Angebot an, auf seiner Ranch zu wohnen. Als sie die Ranch erreichten, die friedlich dalag, war es schon spät in der Nacht. Nachdem sie ihre Pferde mit Streu versorgt hatten, gingen sie zum Haus, das in Mondschein gebadet war. Es brannten keine Lichter mehr.
»Mein ... äh ... Partner ... muss wohl schon im Bett sein«, sagte Bradford leise, als er die Tür verschlossen vorfand. »Ich möchte keinen Aufruhr machen. Hätten Sie etwas dagegen, durchs Fenster einzusteigen?«
»Ich habe schon viele Häuser durchs Fenster verlassen, aber ich habe noch nie ein Haus durchs Fenster betreten. Das ist mal was anderes«, sagte Hank Chavez lachend.
Kurz darauf standen sie im Haus und schlichen auf leisen Sohlen nach oben. Bradford brachte Hank in das Zimmer, das seinem gegenüberlag; und wünschte ihm eine gute Nacht. Dann ging er in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Da er fast den ganzen Tag geschlafen hatte, lag Bradford noch viele Stunden wach.
Der Angriff beunruhigte ihn. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass jemand es darauf abgesehen
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