Sündige Liebe
zwei andere Angriffe der jüngst vergangenen Zeit ein. Von einem Überfall in New York hatte er eine Narbe davongetragen. Und kurz darauf hatte er in Springfield gegen Räuber gekämpft. Dabei wäre er beinah ums Leben gekommen. Jetzt, als er daran dachte, erschien es ihm sogar, als hätten die Räuber es mehr darauf angelegt, ihn umzubringen, als ihn auszurauben.
Konnte dieser Überfall mit den beiden vorhergegangenen in einem Zusammenhang stehen?
Ihm blieb keine Zeit mehr, sich zu wundern. Wenige Zentimeter neben seinem Kopf drang eine Kugel in die Tür hinter ihm. Er versuchte, die Tür zu öffnen, die sich jedoch nicht von der Stelle rührte. Bradford sah eine hölzerne Treppe am anderen Ende des Gebäudes, und da ihm keine andere Wahl blieb, lief er schnell darauf zu. Während er rannte, hörte er drei weitere Schüsse. Er kauerte sich unter die Treppe und, fluchte sich, weil er keine Waffe bei sich trug. Er hätte wissen sollen, dass es nicht ratsam war, unbewaffnet in die Stadt zu kommen. Er stellte sich flüchtig die Frage, warum seine Angreifer ihn nicht verfolgten. Vielleicht wusst en sie nicht, dass er unbewaffnet war.
Die Leute waren aus dem Saloon auf die Straße gelaufen, um zu sehen, warum eine Schießerei im Gange war. Aber niemand kam ihm zu Hilfe. Wo, zum Teufel, mochte der Sheriff stecken? Die Männer auf der anderen Straßenseite hielten ihr Sperrfeuer aufrecht und machten ihm ein Entkommen unmöglich. Wie lange würde es noch dauern, bis sie merkten, dass er nicht zurückschoss ?
In diesem Augenblick kam einer der Männer über die Straße. In der Dunkelheit konnte Bradford sein Gesicht nicht erkennen. Angesichts der veränderten Lage war Bradfords Deckung nutzlos geworden. Der Mann schoss aus seinem Versteck heraus und feuerte einen Schuss ab; dann verschwand er sofort wieder. Bradford empfand einen sengenden Schmerz auf seiner Haut. Sein Hemd war zerfetzt, und Blut tröpfelte an seinem Arm herunter, doch die Kugel hatte nur die Haut gestreift.
Rasender Zorn erfüllte ihn. Wie hatte er sich in eine derart hilflose Lage bringen können? Seine einzige Chance bestand in dem Versuch, sein Hotel zu erreichen. In seinem Zimmer lag eine Flinte. Auf dem Weg zum Hotel würde er einem Kugelregen ausweichen müssen.
Bradford stählte sich innerlich für den Lauf. Seine Muskeln waren angespannt, sein Atem ging unregelmäßig, und sein Wille war eisern. Er wartete eine Pause in diesem Kugelhagel ab und hoffte, dass seine Meuchelmörder damit zu tun hatten, nachzuladen. In diesem Augenblick preschte er los und floh.
42
Angela winkte ihren Gästen zum Abschied nach und wartete auf der Veranda, bis Mary Lou und ihr anmaßender Vater abgefahren waren. Angela lächelte und sog tief die frische Nachtluft ein, die nach einem ganzen Abend in Walter Howards Zigarrenrauch eine Wohltat war.
Walter Howard war wirklich so, wie Grant ihn beschrieben hatte - sehr von sich eingenommen. Seine sonnenverbrannte Haut, die große Hakennase und das hervorstehende Kinn brachten Angela dazu, sich zu fragen, wie Mary Lou zu ihren zarten Zügen kam.
Mary Lou schien zu wissen, wie man ihren Vater anpacken muss te, und dadurch war der Abend halbwegs erträglich gewesen. Der Mann hielt seine Vorstellungen für die einzig wahren. Angela hatte sich im ersten Moment erbost, als das Gespräch darauf kam, was einer Frau auf einer Ranch erlaubt und was ihr untersagt sein sollte. Doch dann hatte Grant ihr zugeflüstert, er habe sie schließlich vorher gewarnt.
Schließlich hatte Angela sich nicht mehr dazu geäußert und sich an Mary Lous Rat gehalten: »Man muss einfach lächeln und Daddy ignorieren. Er sagt ohnehin, wozu er Lust hat. Hör einfach nicht hin, weil er sonst nie mehr aufhört.«
Nach einem üppigen Mal aus gebratenen Hähnchen mit Soße, Kartoffelsalat, Erbsen, Kalbsbries, Maismehlbrot und Apfelkuchen setzten sie sich um den Kamin, und Grant unterhielt sie mit Liedern vom Viehtrieb. Das bereitete allen Vergnügen, aber dann entschuldigte er sich nur allzu früh mit der Erklärung, er müsse vor Tagesanbruch aufstehen. Mary Lou und ihr Vater blieben noch zwei Stunden. Beim Kaffee, in den sich Walter reichlich Whisky goss , pries er Mary Lou für den Rest des Abends Grants Tugenden. .
Angela amüsierte sich. Sie wusst e, dass Mary Lou keinen Zuspruch brauchte. Die beiden würden ein famoses Paar abgeben, denn schließlich hatte Mary Lou jahrelange Erfahrung im Umgang mit einem Mann von Grants Temperament. Sie
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