Sündige Rache
holte sich einen Kaffee. »Ich habe kein Problem mit deinem Job, Lieutenant. Aber es ist nun einmal Fakt, dass es früher einmal eine Verbindung zwischen mir und Ricker gab. Das hast du gewusst. Wir hatten darüber gesprochen.«
»Das stimmt. Das stimmt genau. Und wir haben auch darüber gesprochen, dass ich ein Treffen mit ihm arrangieren würde.«
»Du hast mir nichts davon gesagt, dass du sofort und ohne jede Vorbereitung zu ihm fahren würdest.«
»Das brauchte ich auch nicht, weil es dabei nämlich nicht um uns, sondern um meine Arbeit ging. Ich habe nur getan, was im Rahmen meines Jobs unerlässlich war. Und ich war durchaus vorbereitet. Ich wusste bereits fünf Minuten, nachdem ich bei ihm angekommen war, dass es sein größter Wunsch ist, dir wehzutun. Aber ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich ganz sicher nicht dazu benutzen kann.«
Er studierte das hübsche Muster seiner Tasse und dachte gleichzeitig, wie befreiend es doch wäre, sie einfach an die Wand zu schmeißen. »Ich bin durchaus in der Lage, selber auf mich aufzupassen.«
»Ja, ich ebenfalls. Und? Hast du mir vielleicht etwas davon erzählt, dass du die Absicht hast, Marktführer im Brokkoli-Handel zu werden?«
Er betrachtete sie verdutzt. »Wie bitte?«
Oh, sie hasste es, wenn er in dieser förmlichen, herablassenden Weise mit ihr sprach. Das wusste er genau. »Dieses Geschäft mit den Leuten von Green Space. Hast du mich vielleicht darin einbezogen?«
»Weshalb hätte ich das tun sollen? Mir war bisher nicht bekannt, dass du auch nur das mindeste Interesse an frischem Gemüse hast.«
»Die Übernahme eines solchen Unternehmens ist eine ziemlich große Sache. Sie gehört zu deiner Arbeit. Über die du kaum jemals mit mir sprichst. Weshalb ich ja wohl ebenfalls nicht ständig mit dir über meine Arbeit reden muss.«
»Das ist etwas völlig anderes.«
»Das finde ich nicht.«
»Die Vertreter von Green Space setzen wohl kaum ein Kopfgeld auf mich aus.«
»So, wie du sie über den Tisch ziehst, tun sie das früher oder später vielleicht doch. Aber ja, du hast wahrscheinlich Recht. Andererseits hast du von Anfang an gewusst, dass der Umgang mit kriminellen Elementen Teil meines Lebens ist. Du hast eine Polizistin geheiratet. Damit musst du leben.«
»Das tue ich ja auch, und zwar relativ problemlos.
Aber das hier ist was anderes. Es geht ihm um mich. Wenn er dich dabei gleich mit erledigen kann, ist das für ihn ein zusätzliches Plus.«
»Oh, das ist mir klar. Das war mir sofort klar, als ich die Blumen sah. Weshalb wäre ich wohl sonst derart in Panik ausgebrochen?« Sie marschierte zu ihm an den Tresen und klatschte beide Hände auf das Holz. »Okay, ich bin in Panik ausgebrochen, und das gefällt mir ganz und gar nicht. Als ich die Karte gelesen habe, war ich anfangs nur verärgert. Aber dann kam mir urplötzlich der Gedanke, was du wohl machen würdest, wenn du die Karte zu Gesicht bekommst. Schlagartig wusste ich, was er sich davon erhoffte. Deshalb konnte ich an nichts anderes mehr denken, als dass ich dieses Zeug verschwinden lassen müsste. Damit du es nicht siehst und nichts davon erfährst. Eventuell habe ich auch überhaupt nicht nachgedacht und lediglich reagiert. Ich hatte Angst um dich. Weshalb ist mir das nicht erlaubt?«
Darauf hatte er keine Antwort und so stellte er, während er versuchte, eine gewisse Ordnung in seine Gedanken zu bringen, seine Kaffeetasse ab. »Du hast mich belogen.«
»Ich weiß, und ich habe schon gesagt, dass mir das Leid tut. Aber ich würde es wieder machen, ich könnte nichts dagegen tun. Und es ist mir egal, wenn das an deinem Ego kratzt.«
Hin- und hergerissen zwischen Ärger und Belustigung starrte er sie an. »Glaubst du etwa allen Ernstes, es ginge dabei um mein Ego?«
»Du bist ein Mann, oder? Und ich habe aus zuverlässiger Quelle, dass mein Vorgehen an deine Männlichkeit gerührt hat, und zwar so, als ob ich dir einen Tritt in die Eier verpasst hätte.«
»Und wer, bitte«, wollte er mit täuschend sanfter Stimme wissen, »ist diese zuverlässige Quelle, wenn ich fragen darf?«
»Ich habe mit Mavis gesprochen.« Als sie das Blitzen seiner Augen sah, kniff sie ihre eigenen zusammen. »Das, was sie gesagt hat, klang durch und durch vernünftig. Das fand Dr. Mira auch. Ich hatte ja wohl das Recht, mit jemandem zu reden, da du selbst nicht mehr mit mir gesprochen hast.«
Er brauchte eine kurze Denkpause, weshalb er durch das Zimmer zum Fenster stapfte und auf die
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