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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nirgends einen Hinweis darauf entdecken, dass Bayliss einen Schlag auf seinen Schädel bekommen hatte.
    Also hatte man ihn offenbar auf eine andere Art betäubt. Eventuell mit einem Stunner. Wahrscheinlich einem Standardstunner der Polizei. Verdammt.
    Sie arbeitete sich langsam und vorsichtig an dem Leichnam herab und hielt Roarke jeden neuen Streifen des Klebebandes hin.
    Ihre Bewegungen waren brüsk und effizient, ging es Roarke durch den Kopf, ihre Miene völlig reglos. Sie schuf größtmögliche Distanz und konzentrierte sich ausschließlich auf den Job.
    Sie hätte nie von sich behauptet, dass sie mutig war. Aus seiner Sicht jedoch bewies sie wahre Größe, indem sie sich über diesen Toten beugte und sich eingehend mit ihm befasste, damit ihm – obwohl sie ihn zu Lebzeiten verabscheut hatte – Gerechtigkeit widerfuhr.
    Sie klemmte sich erneut die Mikrobrille vors Gesicht, ging neben Bayliss in die Hocke und sah sich die kleinen Abschürfungen an, wo er ergebnislos versucht hatte, sich von seinen Fesseln zu befreien. Ja, dachte sie, er wollte, dass du lebst und mitbekommst, wie das Wasser immer weiter steigt. Wollte hören, wie du schreist, bettelst und verzweifelt schluchzt.
    Hat er dich mit deinem Namen angesprochen? Ich gehe jede Wette ein, dass er dich mit deinem Namen angesprochen hat.
    Mit sanften Händen drehte sie den Toten auf den Bauch. Der Rücken und der Hintern wiesen an den Stellen, wo er sich am Wannengrund gerieben hatte, schwache rote Flecken auf.
    Und auf seiner Hüfte war eine kleine gold-schwarze Tätowierung, die Replik der Dienstmarke, die nun mit seinem Blut besudelt war.
    »Durch und durch ein Cop«, bemerkte sie. »Zumindest hat er sich so gesehen. Er hat es sicherlich gehasst, auf diese Art zu sterben. Nackt, hilflos, würdelos.«
    Sie sammelte die Münzen vom Wannenboden ein. »Dreißig«, meinte sie und ließ sie ein wenig zwischen ihren Fingern klirren, bevor sie sie in die von Roarke aufgehaltene Tüte warf. »Er ändert seine Methode, nicht aber die Symbole. Bayliss ist noch nicht lange tot. Wir haben ihn nur knapp verpasst. Das Blut in seinem Körper ist noch nicht an die tiefsten Stellen abgesackt, und das, was er vergossen hat, ist frisch und nass. Ich brauche das Thermometer, um den Todeszeitpunkt zu bestimmten.«
    »Lieutenant.« Roarke hielt ihr das Thermometer hin. »Ich glaube, dass deine Leute eingetroffen sind.«
    »Hmm?« Während sie das Thermometer nahm, drang durch die offene Badezimmertür von unten der Klang gedämpfter Stimmen an ihr Ohr. »Okay, ich bin hier so gut wie fertig. Eine Stunde«, stellte sie, als sie das Thermometer ablas, angewidert fest. »Wir haben ihn um gerade mal eine Stunde verpasst.«
    Als sie aus der Wanne stieg, betrat Peabody den Raum. »Lieutenant.«
    »Nehmen Sie alles auf, Peabody, und sorgen Sie dafür, dass er eingetütet und ins Leichenschauhaus verfrachtet wird. Dann setzen Sie die Spurensicherung auf das Badezimmer an. Ist jemand von der Abteilung für elektronische Ermittlungen dabei?«
    »Feeney und McNab sind direkt nach mir losgefahren.«
    »Wenn die beiden eintreffen, sagen Sie ihnen, dass sie sich die Überwachungskameras und die Links ansehen sollen. Auch wenn das wahrscheinlich nichts bringt. Danke, Sheriff.« Sie streckte die Hand nach ihrem Rekorder aus. »Dies ist meine Assistentin, Officer Peabody. Wenn Sie nichts dagegen haben, führt sie die Aufnahmen von jetzt an fort.«
    »Kein Problem.«
    »Ich will mir noch das Haus ansehen. Ich muss die Disketten finden, die Bayliss von zu Hause mitgenommen hat.«
    »Das Arbeitszimmer liegt im Erdgeschoss«, erklärte Roarke und handelte sich wegen seiner Eigenmächtigkeit einen tadelnden Blick von seiner Gattin ein. »Ich kann dir zeigen, wo es ist.«
    Etwas an seiner Stimme signalisierte ihr, dass er nicht wollte, dass noch irgendjemand mitkam, und so unterdrückte sie den Ärger darüber, dass er allein durchs Haus gewandert war, und wandte sich an Reese. »Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie sich informieren könnten, ob bei der Befragung der Nachbarn durch Ihre Leute etwas herausgekommen ist. Außerdem könnten Sie noch die Besatzungen der Streifenwagen fragen, ob ihnen heute Abend in der Gegend ein fremdes Fahrzeug aufgefallen ist.«
    »Wird sofort erledigt. Wenn Sie nichts dagegen haben, telefoniere ich von draußen. Ich hätte gerne etwas frische Luft.«
    »Danke.« Gemeinsam mit Roarke wandte sie sich zum Gehen, wartete jedoch, bis die ersten Leute von der Spurensicherung

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