Sündige Rache
sie den beiden hinterhersah, und war sich nicht sicher, welcher dieser beiden willensstarken Menschen in diesem Fall die Oberhand behielt.
»Sir.« Eve hielt Whitney die Tür auf und zog sie, nachdem sie selber eingetreten war, hinter sich ins Schloss.
»Erklären Sie mir, Lieutenant, weshalb Sie den Staat New York und somit Ihren Zuständigkeitsbereich verlassen haben, um Max Ricker zu befragen, ohne dass auch nur irgendjemand vorher darüber informiert war, geschweige denn Ihnen die Erlaubnis zu einem solchen Vorgehen erteilt hat.«
»Commander, als Leiterin der Ermittlungen in einem Mordfall bin ich nicht verpflichtet, mir irgendeine Erlaubnis einzuholen, wenn ich im Zusammenhang mit eben diesen Ermittlungen Gespräche führen will. Und es ist mir auch erlaubt, über die Grenzen meines Zuständigkeitsbereichs hinauszugehen, wenn ich dieses für den Fall wichtige Gespräch nur außerhalb von diesen Grenzen führen kann.«
»Auch wenn Sie dabei eine Zivilperson in einem anderen Bundesstaat belästigen?«
Sie ignorierte den in ihr aufwallenden Zorn. »Belästigen, Sir?«
»Ich habe einen Anruf von Rickers Anwalt bekommen. Er hatte bereits den Polizeichef informiert und droht, Sie, diese Abteilung und die Stadt New York auf Entschädigungszahlungen zu verklagen, weil sein Mandant von Ihnen belästigt wurde und weil vier seiner Angestellten von Ihnen angegriffen und im Anschluss sogar noch festgenommen worden sind.«
»Ach, tatsächlich? Dann geht ihm offenbar bereits der Arsch auf Grundeis«, murmelte sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass mein Besuch ihn derart trifft. Commander«, wandte sie sich wieder an ihren Vorgesetzten, »ich habe Ricker kontaktiert, um ein Gespräch gebeten, und er hat es mir gewährt.«
Sie zog eine versiegelte Diskette aus der Schublade ihres Schreibtischs, eine zweite aus der Tasche und hielt beide Whitney hin. »Ich habe von hier aus bei ihm angerufen. Das Telefonat ist genau wie das Gespräch bei ihm zu Hause ordnungsgemäß von mir aufgezeichnet worden. Während des Gesprächs in seinem Haus in Hartford waren sechs Anwälte zugeschaltet, und er wurde, bevor wir angefangen haben, uns zu unterhalten, vorschriftsmäßig von mir über seine Rechte aufgeklärt.
Er wusste, dass ich das Gespräch mitgeschnitten habe. Bei allem Respekt, Sir, es besteht nicht die geringste Chance, dass seiner Beschwerde wegen Belästigung stattgegeben wird.«
»Gut. Das hatte ich mir schon gedacht.« Er nahm die beiden Disketten entgegen, fügte jedoch warnend hinzu: »Trotzdem ist es gefährlich, Ricker diesen Polizistenmord anhängen zu wollen. Ich kann also nur hoffen, dass es einen guten Grund gibt für Ihre Vermutung, dass er in den Fall verwickelt ist.«
»Es ist mein Job, allen möglichen Spuren nachzugehen. Und Ricker ist nun einmal eine Spur, die nicht einfach außer Acht gelassen werden kann.«
»Gehört es auch zu Ihrem Job, sich auf einer öffentlichen Straße eine Verfolgungsjagd mit vier Männern zu liefern, diese und unschuldige Dritte durch Ihre Raserei in Lebensgefahr zu bringen und sie derart von der Straße abzudrängen, dass an ihren beiden Fahrzeugen schwerer Sachschaden entstanden ist?«
Sie war zu gut ausgebildet, um verächtlich zu schnauben, dachte jedoch kurz darüber nach. »Während meiner Rückfahrt von Connecticut nach New York wurde ich von zwei Zivilfahrzeugen, in denen jeweils zwei Männer saßen, verfolgt. Während ich versuchte, ihnen zu entkommen, blieben sie mir weiter auf den Fersen und fuhren dabei deutlich schneller als erlaubt. Aus Sorge um die mögliche Gefahr für andere Zivilpersonen bin ich von der viel befahrenen Schnellstraße auf eine ruhige Seitenstraße abgebogen, in der deutlich weniger Verkehr war. Daraufhin haben die beiden Fahrzeuge, die mich verfolgten, das Tempo noch gesteigert und eine regelrechte Treibjagd auf mich gemacht. Dabei haben sie die Staatsgrenze überquert. Da ich nicht wusste, was sie von mir wollten, habe ich Verstärkung angefordert. Und um nicht mit hoher Geschwindigkeit in eine dichter besiedelte Gegend hineinzurasen, habe ich das Blaulicht eingeschaltet und eine Kehrtwende gemacht, wodurch die Fahrzeuge, die mich verfolgten, unglücklicherweise von der Straße abgekommen sind.«
»Lieutenant -«
»Sir, ich würde gerne meinen Bericht über diesen Vorfall beenden.« Auch wenn sie vor lauter Zorn nur noch mit Mühe Luft bekam, klang ihre Stimme weiter kühl.
»Fahren Sie fort, Lieutenant. Beenden Sie Ihren Bericht.«
»Ich
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