Sündige Rache
Position haben Sie Anspruch auf ein richtiges Büro – nicht auf so einen Verschlag.«
»Mir gefällt es hier. Wenn ich ein größeres Zimmer hätte, hätte ich bestimmt mehr Stühle und eventuell sogar einen zusätzlichen Tisch. Dann kämen ständig irgendwelche Leute, um mit mir zu schwatzen oder so.«
Whitney atmete amüsiert aus. »Kommen wir zurück auf unser eigentliches Thema. Aber vorher geben Sie mir noch eine Tasse von dem Kaffee, den Roarke Ihnen so nett besorgt.«
Sie trat vor den AutoChef und bestellte zwei Tassen von dem heißen, starken, rabenschwarzen Gebräu. »Commander, das, was ich zu sagen habe, ist nur für Sie allein bestimmt.«
»Geben Sie mir den Kaffee, und Sie können sagen, was Sie wollen. Himmel, was für ein verführerischer Duft.«
Lächelnd dachte sie an das erste Mal zurück, an dem sie diesen Kaffee hatte kosten dürfen. Wunderbaren, echten Kaffee, kein Surrogat aus Sojabohnen oder irgendeiner künstlichen Substanz. Bereits zu jenem Zeitpunkt hätte ihr bewusst sein müssen, dass er der Richtige für sie war.
Da ihr das inzwischen klar war, stellte sie den Kaffee vor dem Commander auf den Tisch und vertraute sich ihm an. »Roarke hatte früher einmal geschäftlich mit Ricker zu tun, hat diese Verbindung allerdings bereits vor über zehn Jahren gelöst. Das hat Ricker ihm bis heute nicht verziehen. Er würde Roarke gerne verletzen, wenn nicht anders möglich auf dem Umweg über mich. Während unseres Gesprächs habe ich Roarke benutzt, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und es hat funktioniert. Ein paar Mal stand er kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Wenn ich weiter diese Schwachstelle bearbeite, verliert er am Ende die Nerven bestimmt.«
»Wie groß ist sein Verlangen, Roarke zu treffen?«
»Ziemlich groß, aber ich glaube, um blindwütig loszuschlagen, hat er zu viel Angst. Und diese Angst, die er zwar selber nicht als Angst sieht, sondern eher als Hass, wird früher oder später dazu führen, dass er Fehler macht. Es war bereits ein Fehler, diese vier Idioten loszuschicken. Er hat dabei nicht nachgedacht, sondern einfach reagiert. Eigentlich ist er zu schlau, um vier Schwachköpfe auf eine Polizistin anzusetzen, Schwachköpfe, die man problemlos mit ihm in Verbindung bringen kann. Aber er hat lange genug die Kontrolle über sich verloren, um ihnen diesen Auftrag zu erteilen. Er wollte mir wehtun, weil ich ihm gezeigt habe, dass ich ihn verachte. Weil ich zu Roarke gehöre und ihm, statt ihn zu bewundern oder mich vor ihm zu fürchten, deutlich gemacht habe, was für eine jämmerliche Nummer er in meinen Augen ist.«
»Sie haben ihn geködert. Das war ziemlich riskant. Er hätte Ihnen etwas antun können, während Sie in seinem Haus gewesen sind.«
»Er hätte sein eigenes Nest nicht beschmutzen wollen. Es war also ein kalkuliertes Risiko, das ich mit dem Besuch bei ihm zu Hause eingegangen bin. Wenn ich einen der vier Typen dazu bringen kann zu reden, könnten wir danach Ricker selbst vorladen und so lange unter Druck setzen, bis er sich vielleicht verrät.«
»Diese Typen fangen nicht so einfach an zu reden.«
»Wir bräuchten gar nicht viel. Ich will Ricker hinter Gittern sehen. Er hätte schon vor einem halben Jahr ins Kittchen wandern müssen, doch das blieb ihm leider erspart. Ich habe mir die Berichte gründlich durchgelesen. Alles hat gewirkt wie aus dem Lehrbuch, alles war genau geplant und sorgfältig durchdacht. Und dann gab es plötzlich jede Menge Fehler. Die Verwechslung von Beweismitteln, das plötzliche Verschwinden eines Hauptbelastungszeugen, obgleich dieser doch angeblich unter Bewachung stand, das falsche Abheften von Aussagen bei der Staatsanwaltschaft. Lauter kleine Schlupflöcher, die am Schluss ein großes Loch ergeben haben, durch das der Kerl entwischt ist.«
»Das sehe ich genauso, und es gibt sicher niemanden, dem mehr daran gelegen wäre, Ricker endlich festzunageln, als mir selbst. Aber bisher ist für mich nicht wirklich zu erkennen, was für eine Verbindung es zwischen diesem Mistkerl und dem Mord an Kohli gibt.«
»Ich gehe der Sache weiter nach«, war alles, was sie darauf sagte. Sie dachte an Webster und an die vagen Hinweise, die sie von ihm erhalten hatte. Doch sie behielte das, was sie vermutete, lieber noch etwas für sich.
»Dallas, Sie dürfen keinen persönlichen Rachefeldzug gegen Ricker starten.«
»Das tue ich bestimmt nicht. Lassen Sie mich der Sache einfach weiter nachgehen, Commander.«
»Sie leiten die
Weitere Kostenlose Bücher