Sündige Seide: Roman (German Edition)
bereden?«
»Ich habe ihm Geld geboten.«
»Geld?« wiederholte er verdutzt.
»Genau. Im Gegenzug sollte er Einfluß auf Ariel ausüben. Er sollte sie dazu bringen, keine Anschuldigungen mehr gegen mich und meine Mutter zu erheben, die Demonstranten abzuziehen, kurz gesagt einem Waffenstillstand zuzustimmen. Ich habe ihm gesagt, daß ich nur mein Leben leben und in Ruhe meinen Geschäften nachgehen möchte, soviel das auch kosten mag.«
»Du hast versucht, ihn zu bestechen? Willst du mir das weismachen?«
»Du bist mir zu nahe«, murmelte Claire. »Ich kriege keine Luft.«
Cassidys Augen hatten sich in sie gebohrt; jetzt blinzelten sie, als würde er plötzlich aufwachen. Er sah seine Knöchel weiß über den Fingern hervortreten, die ihre Schultern umklammerten, sah, wie eng er ihren Körper zwischen seinem und der Tür eingeklemmt hatte, nahm die Hände von ihr und wich zurück.
»Danke«, sagte sie ruhig.
»Du bist noch nicht vom Haken. Weiter.«
»Mehr war nicht dabei. Ich weiß, daß Jackson, und wahrscheinlich auch Ariel und Josh, Geld von anderen Zeitschriften genommen und sie dafür in Ruhe gelassen haben.«
»Woher weißt du das?«
»Das ist doch nur logisch, oder nicht? Es ist doch auffällig, daß so viele Zeitschriften, die auf diese Liste – Jackson Wildes Hitliste, wie du sie genannt hast – gehört hätten, gefehlt haben. Was ist mit Lickety Split und Hot Pants? Warum ist Jackson Wilde gegen einen Dessouskatalog ins Feld gezogen und nicht gegen diese Pornomagazine?
Höchstwahrscheinlich weil sie dafür gesorgt hatten, daß Wilde sie in Ruhe läßt.« Sie sah ihn an, als würde ihr plötzlich einiges klarwerden. »Du hast dir das wahrscheinlich auch schon gedacht.«
»Ich habe ein paar Männer darauf angesetzt, ja. Was hat Josh gesagt?«
»Er hat nicht zugegeben, daß sich sein Vater bestechen ließ, aber er hat es auch nicht abgestritten.«
»Warum ist dir diese Lösung erst jetzt eingefallen? Du hättest Jackson schon vor einem Jahr auszahlen und dir die ganzen Probleme sparen können. Hast du ihm jemals so etwas vorgeschlagen?«
»Nein. Es gab nur die Spende, von der du schon weißt.«
»Warum dann jetzt, Claire?«
»Ich habe es satt, deshalb«, rief sie aus. »Was glaubst du denn? Die Demonstranten denunzieren mich auf ihren Plakaten. Meine Mutter regt sich auf, wenn sie so was liest. Diese Leute belästigen meine Angestellten, wenn sie zur Arbeit kommen. Sie behindern die Arbeit durch Verkehrsstaus, so daß wir keine Lieferungen mehr bekommen und keine Waren mehr ausliefern können. Eine Spedition hat bereits angedroht, ihre Tarife zu erhöhen, weil sich ihre Fahrer immer wieder beschwert haben.«
Sie warf den Kopf zurück, als würde sie den Himmel um Erlösung anflehen. »Vor seinem Tod war Jackson Wilde monatelang
der Stachel in meinem Fleisch. Inzwischen sind Wochen vergangen, aber für mich hat sich nichts geändert. Ich will seinen Geist exorzieren. Ich will ihn ein für allemal loswerden.«
Sie merkte sofort, daß ihre Worte schlecht gewählt waren. Sie sah schnell auf Cassidy, der sie aufmerksam beobachtete. »Was dir mit dem Mord nicht gelungen ist.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Habe ich den falschen Baum angebellt, Claire? Hatte Josh am Ende ein Techtelmechtel mir dir, nicht mit seiner Stiefmutter?«
»Mach dich nicht lächerlich! Ich bin Joshua Wilde heute nacht zum erstenmal begegnet.«
»Du lügst, Claire!«
»Ich lüge nicht!«
Cassidy lachte höhnisch. Er ging ein paar Schritte und studierte einen Stapel Versandkisten, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte. »Verkauf mich nicht für dumm. Ich kenne dich wesentlich besser als vor ein paar Wochen.«
Plötzlich waren die Gefühle und die Leidenschaft, die während des Gewitters auf Rosesharon von ihnen Besitz ergriffen hatten, wieder lebendig. »Ich lüge nicht. Ich habe mich heute abend mit Joshua Wilde getroffen und ihm einen Scheck angeboten, wenn man mich in Frieden läßt.«
»Vielleicht. Aber was verheimlichst du vor mir?«
»Nichts.«
»Claire!«
»Nichts!«
Cassidy fluchte tonlos. »Also gut, wie du willst. Wie hat Josh reagiert?«
»Er war aufgebracht.«
»Hat dich abblitzen lassen?« fragte er ungläubig.
»Eiskalt. Er sagte, er sei unbestechlich.« Sie sah Cassidy in die Augen und reckte das Kinn hoch. »Ich glaube ihm.«
»Dann bist du die einzige hier, denn ich glaube kein Wort von diesem Unsinn. Du hast Josh Geld angeboten, und er hat es abgelehnt. Das soll ich glauben?«
»Es
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