Sündige Seide: Roman (German Edition)
allein.«
»Hey, Sie lassen meine Tarnung auffliegen, Mann.« Der
Schwarze lächelte und legte Cassidy die Hand auf den Arm.
Mit glühenden Augen und verführerischem Grinsen säuselte er: »Er ist allein hergekommen. Er muß sich drinnen mit ihr getroffen haben.«
»Sie bleiben ihm auf den Fersen.« Cassidy machte eine Kinnbewegung zu Josh hin, der schon an der Royal Street angelangt war.
»Sie übernehmen die Lady?«
»Das ist keine Lady«, meinte Cassidy, bevor er vom Bordstein trat und über die Straße eilte, um die Verfolgung aufzunehmen.
»Das ist Claire Laurent.«
Kapitel 23
Claire blieb unwillkürlich stehen, als sie um die Ecke bog und Cassidy vor der Eingangstür von French Silk stehen sah. Seit dem Morgen, an dem er aus ihrem Zimmer auf Rosesharon gestürmt war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Bei seinem Anblick stockte ihr unwillkürlich der Atem. Ihr Herz machte einen Satz. Aber sie gab sich Mühe, ihre Miene unbeteiligt wirken zu lassen, und kam scheinbar völlig ungerührt auf ihn zu.
»Hallo, Cassidy.«
»Claire.« Er nickte. »Schöner Abend, nicht wahr?« Er schwitzte und schien noch mehr außer Atem zu sein als sie.
»Viel zu warm für die Jahreszeit. Der Herbst hat New Orleans noch nicht erreicht.«
Er wischte eine Schweißperle weg, die sich durch seine dichte Braue gearbeitet hatte und ihm ins Auge rann. »Verdammt richtig. Es ist heiß und klebrig wie eine Straßenhure am Samstagabend.«
Claire stellten sich die Nackenhaare auf. »Ich finde Ihren Vergleich äußerst unpassend, Mr. Cassidy.«
»Ach, wir sind wieder beim Sie.«
Am liebsten hätte sie ihm das einnehmende Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Sie erklärte steif: »Ich gehe hinein.« Demonstranten marschierten vor dem Gebäude auf und ab. Langsam und schwerfällig sangen sie »Onward, Christian Soldiers.«
Claire hoffte, daß sie endlich müde wurden und Blasen an den Füßen bekamen.
Unbemerkt schlüpfte sie durch den Seiteneingang. Bevor sie die Tür hinter sich schließen konnte, war ihr Cassidy gefolgt. »Was willst du?« fragte sie abweisend. »Ich denke, wir haben das Thema Wetter erschöpft.«
»Ich war gerade in der Gegend«, antwortete er unbeeindruckt.
»Ich wollte nur mal hallo sagen.«
Seine Brust hob und senkte sich heftig. Das Hemd unter seinem Anzugsjackett war feucht. »Ich weiß die freundliche Geste zu schätzen«, sagte sie. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest –«
»Möchtest du noch einen Happen mit mir essen?«
»Nein danke. Ich habe vorhin mit Mama gegessen.«
»Ach, du hast heute zu Hause gegessen?«
»Ganz recht.«
»Dann warst du nur eben spazieren?«
»Ich habe den ganzen Tag am Schreibtisch gesessen. Ich mußte mir die Beine vertreten.«
»Wolltest du irgendwohin?«
»Nein. Ich war spazieren.« Sie ging um ihn herum und öffnete die Tür für ihn. »Tut mir leid, Cassidy, aber ich muß nach oben und nach Mama sehen. Ich mußte sie allein –«
Cassidy packte sie an beiden Schultern und stemmte sie gegen die Tür. »Du hast sie allein gelassen, damit du dich mit Joshua Wilde im Gumbo Shop treffen konntest.«
Sie hatte die Falle geahnt, trotzdem war sie verblüfft, als sie so plötzlich über ihr zuschnappte. Sie suchte nach einer plausiblen Erklärung, aber ihr fiel keine ein, deshalb entschloß sie sich zum Gegenangriff.
»Du bist mir gefolgt? Waren die Zeitungsmeldungen bloß Finten, um mich in Sicherheit zu wiegen?«
»Wir haben dich nicht beschattet. Wir verfolgen Josh. Stell dir vor, wie überrascht ich war, als er sich ausgerechnet mit dir traf.«
»Wenn du wußtest, wo und bei wem ich war, wozu dann das ganze Theater, Cassidy?«
»Ich bin auf einem anderen Weg hergelaufen. Ich wollte doch
sehen, ob du mir die Wahrheit sagst. Wie üblich hast du gelogen.«
»Weil ich wußte, daß du mich nicht verstehen würdest.«
»Du wußtest, daß ich dir deine Lügen nicht mehr abkaufe.« Er beugte sich vor und sprach leiser. »Aber probier’s ruhig aus, Claire. Stell mich auf die Probe. Seit wann kennst du Joshua Wilde?«
»Seit heute abend.«
»Und diesen Mist soll ich dir abkaufen?«
»Ich schwöre es! Ich habe heute nachmittag herumtelefoniert, bis ich wußte, wo er wohnt. Ich habe ihn gebeten, sich mit mir zu treffen. Er war einverstanden.«
»Warum?«
»Wahrscheinlich wollte er die berüchtigte Besitzerin von French Silk kennenlernen.«
Cassidy schüttelte den Kopf. »Ich meine, warum wolltest du dich mit ihm treffen? Was habt ihr beide zu
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