Sündige Seide: Roman (German Edition)
und mich fragt, ob wir zusammen einen heben gehen.«
Genau wie Claire log Josh oder verschwieg zumindest etwas. Cassidy bohrte weiter. »Sieht toll aus, die Lady.«
»Glaub’ schon«, antwortete Josh vorsichtig.
»Sie schienen wütend zu sein, als sie aus dem Restaurant kamen.«
»Das war ich auch.«
»Hören wir auf mit dem Eiertanz. Was wollte sie, Josh?«
»Es hat nichts mit dem Mord an meinem Vater zu tun.«
»Lassen Sie das meine Sache sein.«
Der junge Mann schien eine Weile mit sich zu ringen, dann platzte er heraus: »Sie hat mir fünfundzwanzigtausend Dollar angeboten, wenn wir unsere Hunde zurückrufen. Fünfundzwanzigtausend Dollar!«
Cassidy pfiff. »Ganz ordentlicher Preis für eine Protestdemonstration.«
»Es geht um mehr. Um die Demonstrationen, die Anrufe und Ariels Zeitungsinterviews. Miss Laurent möchte, daß das alles aufhört. Ich kann’s ihr nicht verdenken.«
»Was haben Sie ihr geantwortet?«
»Ich hab’ sie abblitzen lassen. Sie weiß offenbar nicht, daß ich keinen Einfluß mehr auf Ariel habe. Seit Daddy tot ist, zieht sie die Fäden, nicht ich. Ich könnte ihr keinen Maulkorb anlegen, selbst wenn ich wollte.«
»Sie haben Claires Angebot also ausgeschlagen?«
»Ich habe den Scheck zerrissen und ihn ihr praktisch ins Gesicht geworfen. Ich habe ihr gesagt, daß ich nichts mit den Aktionen der Missionsgesellschaft zu tun habe. Das hatte ich nie, werde ich nie und wollte ich nie. Ich spiele – spielte – Klavier. Das ist alles. Mehr habe ich nie gewollt. Ich mache keine Politik. Ich habe nicht die Feindschaften meines Vaters gepflegt. Das konnte er ganz gut alleine. Wenn er Bestechungsgeld nahm, dann war das seine Sache. Ich will nichts damit zu tun haben.«
»Sie sind arbeitslos. Sie hätten ihr das Blaue vom Himmel versprechen können, den Scheck nehmen und sich auf den Weg zur Bank ins Fäustchen lachen können.«
Josh starrte ihn feindselig an. »Sie sind ein echter Scheißkerl, Cassidy. Gehen Sie.«
»Nicht so schnell. Sie waren mehr als eine halbe Stunde da drin. Sonst haben Sie und Claire über nichts gesprochen?«
»Wir haben immer wieder verlegen geschwiegen.«
»O Mann!«
»Ganz im Ernst. Als sie erst auf den Punkt kam, brauchten wir nur noch ein paar Minuten. Sie hob die Schnipsel des Schecks auf, steckte sie in ihre Tasche und legte Geld auf den Tisch, um für unsere Drinks zu bezahlen. Als wir gegangen sind, hat sie sich verabschiedet. Das ist alles.«
»Sie sind auf dem Gehsteig stehengeblieben, als würden sie sich überlegen, ihr nachzulaufen.«
Josh strich sich die Locke zurück, die ihm in die Stirn gefallen war. »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Ich mich schon. Ganz genau.« Cassidy beugte sich vor. »Hatten Sie sich die Sache mit dem Geld anders überlegt?«
»Nein. Ich bin kein Mörder, und ich bin kein Dieb.«
Cassidy hätte ihn am liebsten am Kragen gepackt und geschüttelt. »Sie haben mir nicht alles erzählt, Josh. Ich hab’s satt, mich an der Nase rumführen zu lassen. Was verheimlichen Sie mir?«
Kapitel 24
»Sie –«
»Was?« drängte Cassidy.
»Ich weiß nicht.« Josh verzog frustriert das Gesicht. »Wenn ich ihr nachgestarrt habe, wie Sie meinen, dann, weil ich nicht nur wütend, sondern auch verwirrt war.«
»Weswegen?«
»Wegen ihr. Sie hat so was an sich, wissen Sie?
»Nein, weiß ich nicht. Erklären Sie es mir.«
»Ich glaube, das kann ich nicht.«
»Versuchen Sie es.«
»Es war, als würde sie mich vollkommen durchschauen. Aber wenn ich sie ansah, war es, als würde ich durch einen Schleier schauen. Wir sprachen dieselbe Sprache, aber die Worte paßten nicht zu dem, was mir ihre Augen sagten. Sie hat mich verrückt gemacht.«
»Worüber, zum Teufel, reden Sie?
Er wußte ganz genau, worüber Josh sprach. Jedesmal, wenn er mit Claire zusammengewesen war, ausgenommen jene Augenblicke, in denen sie sich ihm offen und leidenschaftlich hingegeben hatte, hatte er sich vollkommen nackt gefühlt, während sich Claire ständig bedeckt hielt. Es war, als würde man in das maskierte Gesicht eines Fechters sehen. Man wußte, mit wem man es zu tun hatte, aber man konnte ihn kaum erkennen.
»Ich wußte, daß Sie mir nicht glauben würden«, brummte Josh. »Deshalb hab’ ich das nicht von selbst angesprochen.«
In der Hoffnung, noch mehr aus dem eingeschüchterten jungen Mann herauszubringen, log Cassidy: »Ich glaube, Sie setzen
mir da einen Haufen Bockmist vor, um mich aus der Bahn zu werfen.«
Josh fluchte und
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