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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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blieb. Er war jetzt so oft wie möglich daheim. Er gab beiden Kindern jeden Abend einen Gutenachtkuß
und nahm sich die Zeit, tagsüber mit jedem Kind ein paar Worte zu wechseln.
    Belle engagierte sich aktiver als zuvor in seinem Wahlkampf. Sie verloren sich kaum mehr aus den Augen. Sie hielt ihn an einer äußerst kurzen Leine, aber das störte ihn momentan nicht, denn im Gegenzug hatte sie ihr Versprechen gehalten, die Wahlkampfzuwendungen, die aus ihrem Privatvermögen und dem Vermögen ihrer weitverzweigten Familie flossen, nicht zu reduzieren oder einzustellen.
    Allerdings hatten sie seit jener schicksalhaften Nacht nicht mehr im Eßzimmer gegessen.
    Heute abend hatten sich die Petries um den Tisch in der gemütlichen Nische neben der Küche versammelt. Rockwell hätte kein harmonischeres Bild häuslichen Glücks malen können. Es hatte frischen Apfelkuchen zum Nachtisch gegeben. Der Duft von Zimt und gebackenen Granny Smith zog noch durch den hell erleuchteten Raum.
    Sie sahen aus wie die typische amerikanische Familie – abgesehen von dem uniformierten Hausmädchen, das auf Belles wortloses Zeichen hin die Teller abräumte und in die Geschirrspülmaschine stellte.
    »Daddy?«
    »Ja, mein Kleines?« Er sah seine Tochter an.
    »Ich hab’ heute ein Bild von dir in der Schule gemalt.«
    »Wirklich?«
    »Hmm. Ich hab’ gemalt, wie du vor der amerikanischen Fahne eine Rede hältst.«
    »Was du nicht sagst!« freute er sich überschwenglich. »Zeig mal her.«
    »Mommy, darf ich aufstehen? Es ist im Schulranzen oben in meinem Zimmer.«
    Belle lächelte nachsichtig. »Natürlich, Liebling.«
    Die jüngste Petrie rutschte aus ihrem Stuhl und flitzte aus der Küche. Sie war gerade an der Schwingtür angekommen, als jemand an der Tür läutete. »Ich mach’ auf!« Ihre hohe Kinderstimme schallte durchs Haus. Sie hörten, wie die Gummisohlen
ihrer Turnschuhe auf dem Parkett quietschten und ab und zu von den kleinen Läufern gedämpft wurden.
    Das Telefon klingelte. Das Hausmädchen ging an den Apparat in der Küche. »Bei Petrie.«
    Sie hörten, wie die Haustür aufging.
    »Nein«, sagte das Hausmädchen in den Hörer. »Bei uns gibt es niemanden, der so heißt.«
    »Wer war das?« fragte Belle, als das Hausmädchen aufgelegt hatte.
    »Da hat sich jemand verwählt. Eine Frau fragte mich hysterisch nach einer gewissen Yasmine.«
    Alister wurde blaß und sprang auf. »Yasmine?«
    Belle sah ihn an. Gleichzeitig kam ihnen derselbe grausige Gedanke. Belle sagte: »Ist das –«
    »Ja.« Alister lief durch die Schwingtür.
    »Was ist denn, Mom?«
    »Nichts, mein Sohn.«
    »Du siehst komisch aus.«
    Das Hausmädchen fragte: »Stimmt etwas nicht, Miss Petrie?«
    »Unfug«, fuhr Belle sie an. »Was soll denn nicht stimmen?«
    Dann hörten sie den Schuß.
     
    »Legen Sie nicht auf!« schrie Claire in den Hörer in der Telefonzelle. Als sie das Freizeichen hörte, schlug sie mit dem Hörer gegen den Apparat. »Ich habe doch gesagt, Sie sollen nicht auflegen!«
    Nachdem sie sich in der für sie fremden Gegend hoffnungslos verfahren hatte, hatte sie an einer Telefonzelle angehalten und die Petries angerufen. Ohne zu wissen, wovor sie eigentlich warnen wollte, hatte sie hastig die Nummer gewählt, die ihr die Auskunft gegeben hatte. Beim ersten Läuten hatte jemand abgehoben, aber offenbar hatte das Hausmädchen, das sie halb hysterisch angebrüllt hatte, geglaubt, sie hätte sich verwählt oder sei verrückt.
    Sie warf den nächsten Vierteldollar ein und wählte noch einmal.
Diesmal war belegt. »Komm schon, bitte. Bitte.« Sie steckte den Vierteldollar erneut in den Schlitz und versuchte es wieder. Diesmal war die Leitung frei, aber niemand ging an den Apparat. Weil sie es für möglich hielt, daß sie sich in der Eile verwählt hatte, wählte sie noch mal. Wieder hob niemand ab.
    Kurz darauf hörte sie Sirenen. Wie eine Faust in ihrer Brust umkrampfte eine düstere Vorahnung ihr Herz. »O nein. Bitte, Gott, nicht.«
    Aber ihre Gebete wurden nicht erhört. Die Einsatzwagen rasten mit zuckenden Blaulichtern vorbei. Claire hängte ein, rannte zu ihrem Auto und nahm die Verfolgung auf. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, stürzte sie aus ihrem Wagen, packte den Arm eines Nachbarn im Pyjama und schrie ihn an: »Wem gehört das Haus?«
    »Dem Kongreßabgeordneten Petrie.«
    Polizisten liefen schon über den Rasen, und die Sanitäter eilten mit einer Trage zur offenen Tür. Claire drängte sich an dem verwirrten Nachbarn vorbei und

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