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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Ich kann Ihnen meine Karte geben. Sie können mich anrufen, wenn Sie abgeholt werden wollen.«
    Yasmine schüttelte den Kopf und stieg aus. »Danke.«
    »Na, Wiedersehen. War mir ein Vergnügen.«
    Er legte den Gang ein, winkte ihr zu und lenkte vom Randstein weg. Yasmine sah ihn wegfahren. Sie lächelte, weil sie ihm eine Freude gemacht hatte. Er würde monatelang, vielleicht jahrelang darüber reden und jedem erzählen, daß Yasmine in seinem Taxi gefahren war, genau an dem Abend, an dem sie wirklich berühmt geworden war.
    »Viel Glück, Süßer«, flüsterte sie in die windstille Abendluft. Vom Randstein aus betrachtete sie das ansehnliche Haus auf der
gegenüberliegenden Straßenseite. Es würde sich gut auf einer Postkarte machen. Selbst das Virginiamoos an den uralten Eichen hing genau so, wie es sich gehörte.
    An dem dunklen Eßzimmerfenster war kein Blut. Sie hatten es am Morgen weggewaschen, nachdem sie das Hühnchen hatte »abliefern« lassen. Sie war extra am nächsten Tag vorbeigefahren. Nichts hatte darauf hingedeutet, daß dieser Hurensohn, wie sie gehofft hatte, von ihrem Zauber in Angst und Schrecken versetzt worden war.
    Er wußte nicht, was Schrecken war. Noch nicht.
    Sie trat vom Gehsteig und überquerte die Straße. Sie langte in ihre große, lederne Umhängetasche und nahm den Revolver heraus. Hundertmal hatte sie die Trommel überprüft, während sie einen unerträglich langen Nachmittag damit verbracht hatte, auf die Nacht zu warten. Jetzt überprüfte sie sie noch mal. Alle Kammern waren geladen.
    Sie trat auf den Weg, der den Rasen vor dem Haus in zwei sorgfältig modellierte Hälften teilte. Ihr ausgreifender Schritt strahlte Selbstbewußtsein aus, so wie er es jahrelang auf den Laufstegen der Modehäuser in New York, Paris und Mailand getan hatte. Niemand ging wie Yasmine. Diesen Schritt konnte man nicht imitieren. Viele hatten das versucht, aber niemand war es gelungen, diese sinnliche Gegenbewegung der Hüften und Schultern mit einer solchen Eleganz und Grazie auszuführen. Sie zögerte einen Herzschlag lang auf der untersten Stufe vor der Veranda, dann trat sie an die breite Eingangstür und drückte auf die Klingel.
     
    »Daddy, ich spiele am Samstag Fußball. Kannst du diesmal kommen? Ich bin Torwart.«
    Alister Petrie streckte die Hand über die Ecke des Eßtisches in der Küche und strubbelte seinem Sohn das Haar. »Ich werde es versuchen. Ich kann es dir nicht versprechen, aber ich werde es versuchen.«
    »Mann, das wär’ toll«, strahlte der Junge.
    Seit dem Vorfall mit dem toten Hühnchen, bei dem er um zehn
Jahre gealtert war, hatte Alister Petrie sein Leben umgekrempelt. Tagelang hatte er in Angst und Schrecken gelebt, war nur aus dem Haus gegangen, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ, und auch dann nur unter dem Schutz der Leibwächter, die Belle ihm aufgezwungen hatte.
    Wenn er seine geplanten Wahlkampfreden hielt, hatten seine Knie hinter dem Podium gezittert, so hatte er sich vor einem Attentat gefürchtet. Nachts sah er im Traum, wie eine Kugel in rasender Geschwindigkeit auf ihn zukam, in seine Stirn schlug und seinen Schädel wie eine Wassermelone explodieren ließ. Immer wieder wurde er Zeuge seiner eigenen Exekution und wachte zitternd und verschwitzt auf.
    Belle war ständig an seiner Seite, um ihn zu trösten und zu beruhigen. Sie zog seinen bebenden Leib an ihren und versicherte ihm fürsorglich, daß seine Geliebte ihrem Zorn mit diesem abscheulichen und wilden Anschlag Luft gemacht hatte und nun alles gut war.
    Allerdings gelang es ihr, die tröstenden Worte mit scharfen, gemeinen Seitenhieben zu würzen. »Du erntest, was du gesät hast, Alister.« »Wie man sich bettet, so liegt man.« »Niemand kann seinen Sünden entfliehen.« Sie verfügte über eine ganze Litanei von Sprichwörtern, und alle hatten einen biblischen Beigeschmack.
    Wie mit Widerhaken setzten sich ihre Kommentare unter seiner Haut fest. Es würde seine Zeit dauern, ehe er wieder den Mut hätte, sich anderswo umzusehen. Er hatte seine Lektion gelernt. Wenn er wieder das Bedürfnis hätte fremdzugehen, würde er sich genau davon überzeugen, daß die Geliebte nichts mit Wodu am Hut hatte.
    Als es so aussah, als wäre das tote Hühnchen tatsächlich ein einmaliger Vorfall gewesen und von Yasmine kein Rachefeldzug zu befürchten, begann sich Alister allmählich zu entspannen. Sein Terminkalender wurde wieder so voll wie zuvor. Die Leibwächter wurden entlassen.
    Nur das häusliche Glück

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