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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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»Ich gebe ja zu, daß ich alles ablehne, wofür dieser Mensch stand. Es gibt wirklich nichts, worin wir einer Meinung gewesen wären. Na und? Das ging vielen so.«
    »Stimmt. Aber es gibt nur wenige, die so von ihm angegriffen wurden, und deshalb steht Ihr Name auf der Liste der Verdächtigen ziemlich weit oben.«
    »Sie vergeuden Ihre Zeit.«
    »Das glaube ich nicht. Ich habe Sie schon bei zu vielen Lügen erwischt.« Er drehte ihr den Rücken zu und ging zur Tür. Dort angelangt, ergriff er mit der rechten Hand den Türknauf.
    Claire wußte, daß er sie provozierte, aber sie konnte sich nicht beherrschen. Sie eilte zu ihm und erklärte herausfordernd: »Sie bluffen.«
    Blitzschnell schoß er herum. »Sie haben mir erzählt, daß Sie Jackson Wilde nie begegnet sind.« Er hob die freie Hand, packte sie an den Haaren und zog ihren Kopf zurück. Sein Gesicht war dicht bei ihrem, er sprach leise und schnell, eindringlich und beschwörend.
    »Sie haben in der Mordnacht keinen ›ruhigen Abend zu Hause‹ verbracht. Ich habe mir von der Kabelfernsehgesellschaft, die Wildes New-Orleans-Kreuzzug dokumentieren sollte, alle Videobänder schicken lassen. Auf einem der Videos war sein letzter
Gottesdienst zu sehen. Er war von Anfang bis Ende aufgezeichnet.
    Als Wilde am Ende seiner Predigt seine Zuhörer zu sich einlud, strömten die Menschen von allen Rängen des Superdomes ans Podium. Ganz vorne war eine junge Frau, die ihm die Hand gab und sich kurz mit ihm unterhielt.«
    Er starrte sie an, als wollte er sich ihr Gesicht in sein Gedächtnis einprägen. Dann ließ er ihre Haare los, öffnete die Tür und sagte im Hinausgehen: »Das waren Sie, Claire.«
     
    Als das Telefon klingelte, fuhr Andre Philippi schuldbewußt auf und knallte die Schreibtischschublade zu. Das Läuten erinnerte ihn daran, daß er das Foto seiner Angebeteten während der Arbeitszeit betrachtete.
    Er nahm ab und meldete sich knapp und geschäftsmäßig. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Bonsoir, Andre.«
    »Bonsoir «, antwortete er freundlicher. Er wußte sofort, wer ihn anrief, trotz der leisen, gedämpft klingenden Stimme. »Wie geht’s ?«
    »Ich bin immer noch ganz durcheinander wegen der Sache von vorletzter Woche.«
    Andres kleiner Mund verzog sich mitleidig. »Eine furchtbare Nacht.«
    »Ich wollte mich nur noch einmal für die Diskretion bedanken.«
    »Aber das ist doch nicht nötig. Ich fühle mich der Polizei gegenüber zu nichts verpflichtet.«
    »Alles andere ist geklärt?«
    »Keine Angst. Es gibt keine Unterlagen darüber, wer sonst noch in dieser Nacht hier war.«
    »Hat jemand . . . wegen dieser Sache gefragt?«
    »Die Polizei«, antwortete Andre angewidert. »Und ein Mann namens Cassidy.«
    »Cassidy war da?«
    »Zweimal. Aber keine Angst. Ich habe so knapp wie möglich auf seine Fragen geantwortet.«
    »Wurde mein Name genannt?«
    »Nein! Und naturellement habe ich ihn nicht erwähnt.«
    »Nein, bestimmt nicht«, bestätigte die Stimme. »Es ist nur so ... also, es braucht niemand zu wissen, daß ich da war.«
    »Ich verstehe.«
    »Diskretion ist mir viel wert.«
    »Das ist das größte Kompliment, das man mir machen kann. Merci. «
    »Ich habe noch eine Bitte, Andre.«
    »Es ist mir eine Ehre.«
    »Wenn Cassidy oder sonst jemand nach mir fragt, möchte ich es möglichst bald erfahren.«
    »Certainement. Augenblicklich. Aber ich bin überzeugt, daß alle Befürchtungen unbegründet sind.«
    Fast unhörbar antwortete die Stimme: »Hoffentlich.«

Kapitel 8
    Die Männer im Vorstand von Jackson Wildes Missionsgesellschaft hörten Ariel Wilde aufmerksam zu. Sie taten das aus Rücksicht auf die erst kürzlich Verwitwete, aus Hochachtung vor dem Mann, der tags zuvor beerdigt worden war, und aus Furcht, daß ein höchst lukratives Unternehmen nach dem Abgang seines Chefs in sich zusammenbrechen könnte.
    Ariel saß am Kopf des langen Tisches im Konferenzraum, der sich im obersten Geschoß des Missionsgebäudes in Nashville befand. In ihrer schwarzen Kleidung wirkte sie dünn, blaß und so schwach, als könnte sie kaum die zerbrechliche Porzellantasse mit farblosem Kräutertee an die kalkweißen Lippen heben. Ihre feucht schimmernden Augen, die erheblich zu ihrem Aufstieg zur Schutzheiligen der Hoffnungslosen beigetragen hatten, lagen tief in ihren Höhlen, umgeben von dunklen Schatten, die von Schlaflosigkeit und Verzweiflung kündeten.
    Niemand außer Ariel wußte, daß sich diese Trauerränder mit Wasser und Seife abwaschen ließen.
    Sie

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