Sündige Spiele
entschieden.«
Hörte ich richtig? Oder wollte mich Hansen damit strafen, dass er mich auf den Arm nahm.
»Sie wollen die Ringe also doch?«, fragte ich ungläubig.
»Das sagte ich gerade. Alles, was ich im Moment will, ist eine Zusicherung, dass Sie es schaffen werden. Vorher möchte ich allerdings die Entwürfe sehen. Wäre es Ihnen recht, wenn Sie sie mir morgen Nachmittag zeigen?«
Mir fiel wieder das grinsende Bunny ein, das ich in meiner Halbtrunkenheit gezeichnet hatte.
»Morgen Nachmittag«, murmelte ich vor mich hin.
»Schaffen Sie das bis dahin?«
Hörte ich da etwa eine leichte Wankelmütigkeit in seiner Stimme?
»Natürlich schaffe ich das! Ich habe mit dem Entwurf bereits angefangen. Sie wissen doch, Kreativität schläft nie.«
Ich verkniff mir ein unsicheres Lachen, denn das wäre bei Hansen, dem heute deutlich hörbar eine Laus über die Leber gelaufen war, sicher nicht gut angekommen.
»In Ordnung, dann schlage ich vor, wir treffen uns morgen Nachmittag um drei in meinem Büro. Die Adresse haben Sie.«
Ja, die hatte ich. Seine Visitenkarte steckte zwischen den anderen oben in meinem Arbeitszimmer.
»Sehr gerne, Herr Hansen, ich werde pünktlich bei Ihnen sein.«
Die Verabschiedung war knapp, wie es auch schon keine Begrüßung gegeben hatte. Als ich den Hörer auflegte, spürte ich, dass mir am ganzen Körper der Schweiß ausgebrochen war.
Prustend, als hätte ich einen Hundertmeterlauf hinter mir, ließ ich mich auf den Stuhl vor dem Küchentisch fallen.
Gips und Wasser standen immer noch da und warteten auf ihre Verarbeitung, doch wahrscheinlich würde ich das verschieben müssen. Bis zu dem Treffen mit Alex blieben mir noch vier Stunden Zeit. Vier Stunden, in denen ich einen Ringentwurf aus dem Ärmel zaubern musste, der den anspruchsvollen Hansen aus seinen teuren Slippern hob.
Beinahe schon bedauernd blickte ich auf die Silikonform, dann gab ich mir einen Ruck und räumte alles beiseite, um mich wenig später, bewaffnet mit Essen aus der Mikrowelle, ans Zeichenbrett im Arbeitszimmer zu setzen.
Vielleicht lag es an der fetten Mahlzeit, die aus Nudeln und einem undefinierbaren Hackersatz bestand, vielleicht aber auch daran, dass Mike mit mir seiner Zunge den Verstand aus dem Kopf geschleckt hatte. Selbst nach einer ganzen Stunde, die ich damit verbracht hatte, auf das weiße Blatt zu starren, wollte mir nichts Passendes einfallen.
Mir kamen tausend Ideen für Sexspielzeug, und deutlich konnte ich vor meinem geistigen Auge das Muster sehen, zu dem ich den Strass auf dem Dildo anordnen wollte. Doch Trauringe tauchten in meinen Visionen nicht auf.
Noch vor ein paar Tagen hätte ich zielsicher gewusst, was Hansen gefallen könnte. In letzter Zeit hatte ich Trauringe zwar häufiger verkauft als selbst angefertigt, aber in meiner Hochstimmung, die ich bis vor dem Brand hatte, hätte ich vermutlich alles gekonnt. Jetzt fühlte sich mein Verstand ebenso leer an wie das Blatt vor mir.
Vielleicht half es ja, wenn ich ein paar Schmuckkataloge wälzte? In den Tiefen einer Schreibtischschublade verbarg sich noch ein Exemplar aus meinem Anfangsjahr. Ich hatte den Katalog aufgehoben, um ihn eines Tages, wenn ich mein Geschäft meiner Tochter oder meinem Sohn vermachte, an die nächste Generation weitergeben zu können.
Doch jetzt hatte ich nicht mal mehr das Geschäft dazu.
Beim Aufschlagen des Hochglanzheftes fiel mir als Erstes der Aufkleber von Jean ins Auge. Seit unserem letzten Treffen hatte er sich nicht gemeldet, aber genau genommen erwartete ich das auch nicht von ihm. Ich war diejenige, die sich meldete, und im Moment war ich sehr stark in Versuchung, das zu tun.
Wo soll das hinführen?, rief mir die Stimme der Vernunft zu. Wenn er hier ist, liegst du mit ihm sowieso nur im Bett und lässt dich ficken.
Vermutlich hatte die Vernunft recht. Es gab aber noch einen anderen Grund, der mich zögern ließ. Ich wollte mich heute Abend für Alex aufsparen.
Zwar rechnete ich damit, dass wir intim werden würden, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht richtig wäre, wenn ich vorher mit Jean vögelte. Außerdem brauchte ich die Zeit für diese verdammten Eheringe!
Ich löste mich also von dem leicht abgewetzten Aufkleber und warf einen Blick auf die Seiten, um festzustellen, dass sich die Schmuckmode mittlerweile ein wenig geändert hatte.
Würde Hansen auf den Retro-Look stehen? Das konnte ich mir bei seiner jungen Frau nicht vorstellen. Und sie? Was würde sie
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