Sündige Spiele
und blickte mich kurz im Arbeitszimmer um.
Vielleicht täuschte ich mich, aber es war durchaus möglich, dass die Kerle, die meinen Laden in Brand gesteckt hatten, noch nicht fertig mit mir waren. Glaubten sie etwa, hier würden sie noch mehr Schmuck finden? Meinten sie, etwas übersehen zu haben?
Meine Akten lagen jedenfalls alle noch so da, wie ich sie liegengelassen hatte. Auch der Katalog und der Entwurf waren nach wie vor an Ort und Stelle.
Vielleicht bin ich auch nur ein bisschen verwirrt, versuchte ich mir einzureden. Welche Frau wäre das nach dieser Nummer im Auto nicht?
Ich ging also wieder nach unten und begann, mich dort umzusehen. Nachdem mir ein Blick in den Kleiderschrank klargemacht hatte, dass Thomas seine Sachen nicht abgeholt hatte, ging ich in die Küche. Auf der Anrichte stand immer noch Mikes Gipspenis. Hatte ich das Modell wirklich an der Stelle abgestellt?
Ich versuchte mir vorzustellen, wie wohl die Reaktion eines Einbrechers ausgesehen hätte, wenn er dieses Prachtstück gefunden hätte. Womöglich fehlte ja deshalb nichts?
Wenn ich ehrlich war, gab es keinen Grund, einen Einbruch anzunehmen. Es war nur so ein Gefühl.
Dieses versuchte ich, mit einem Schulterzucken zu verjagen, während ich zur Haustür zurückkehrte und abschloss.
Gedanken an Einbrecher konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Obwohl ich mich körperlich ausgepowert fühlte, war mein Verstand hellwach. Es ging mir beinahe wie an dem Nachmittag, als ich von Hansen den Auftrag bekommen hatte. Eine Idee schlich sich an, und die wollte ich auf keinen Fall wieder vertreiben.
16. Kapitel
N achdem ich die ganze Nacht an dem Entwurf gesessen hatte, blickte ich im Morgengrauen aus halb offenen Lidern auf eine Zeichnung, die sich durchaus sehen lassen konnte.
Der Ratschlag von Alex, sich in den Käufer hineinzuversetzen und sich vorzustellen, dass er verschiedenste Interessen hatte, hatte bestens funktioniert. Mein Verstand hatte sich alles zusammengeklaubt, was er über Hansen wusste, außerdem hatte ich mir wieder ins Gedächtnis gerufen, wie die Ringe aussahen, die frisch verheiratete Stars ins Blitzlichtgewitter gehalten hatten, wenn sie von ihren Eheschließungen berichteten.
Meine Zeichnungen waren ein Gemisch aus diesen Entwürfen, der Vermutung, was Hansen gefallen könnte, und meinem eigenen Geschmack. Während meiner Ausbildung hatte ich damit des Öfteren punkten können.
Während ich zeichnete, fiel mir wieder auf, wie schade es war, dass ich keine eigenen Kreationen verkaufte. Vielleicht sollte ich mein Schmuckgeschäft wirklich grundlegend umkrempeln. Was nützte es, teure Uhren im Schaufenster auszustellen, wenn das nur Diebe anlockte, die ein schnelles Geschäft witterten. Wer konnte schon diese teuren Uhren als gestohlen identifizieren? Eine eigene Schmuckkollektion dagegen wäre unverwechselbar.
Während ich so auf die Blätter vor mir schaute, nahm ich mir fest vor, in diesem Bereich endlich wieder aktiver zu werden. Natürlich würde ich die Stücke nicht alle selbst anfertigen können, aber ich hatte glücklicherweise noch mindestens ein Dutzend Karteikarten mit Firmen, die eventuell für mich arbeiten würden.
Vielleicht könnten die ja auch die edlen Spielzeuge für mich herstellen. Bei den Nippelklemmen konnte ich mir das gut vorstellen, dasselbe galt für die Liebeskugeln. Zu denen musste ich allerdings erst einmal Entwürfe anfertigen.
Müde, aber glücklich taumelte ich ins Schlafzimmer, stellte meinen Wecker und zog mir die Decke über den Kopf. Bis zum Treffen mit Hansen war es zum Glück noch eine Weile hin.
Hoch erhob sich das Bürogebäude von Hansen & Co. in den Hamburger Nachmittagshimmel. Ein kleiner Hauch New York ging von dem Gebäude aus, und die verspiegelte Fassade war bei Sonnenwetter weit über Hamburg zu sehen.
Ich fand in diesem Augenblick allerdings nichts besonders Faszinierendes an diesem Anblick. Meine Hände waren schweißfeucht, als müsste ich zur Abschlussprüfung in der Schule anrücken. Gewissermaßen war dieser Termin auch so etwas wie eine Prüfung. Wenn Hansen meine Entwürfe nicht gefielen, rasselte ich mit Pauken und Trompeten durch – schlimmer noch, ich würde den Auftrag wahrscheinlich an Friedrichs verlieren. Das war das Letzte, was mir jetzt passieren durfte.
Die Empfangshalle verströmte kühle nachmittägliche Ruhe. Die Dame hinter dem Tresen telefonierte mit gesenkter Stimme und schien mich zunächst nicht wahrzunehmen.
Ich nutzte diesen kurzen
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