Suendiger Hauch
das Baby in seine grob gezimmerte Wiege und zog sich auf das Bett zurück, das in dem kleinen Alkoven hinter dem Vorhang am anderen Ende des Wohnzimmers stand.
Sie versuchte einzuschlafen, doch obwohl sie todmüde war, wollte sich der Schlaf einfach nicht einstellen. Sie schloss die Augen und döste einen Augenblick lang vor sich hin, doch ein Geräusch in der Nähe des Bettes ließ sie die Augen wieder aufreißen. Im Zimmer stand ein schlanker, großer Mann. Im flackernden Kerzenschein konnte sie seine hohen Wangenknochen erkennen, die markante Linie seines Kinns, die gerade Nase und die wohlgeformten Lippen. Rabenschwarzes Haar, das in seinem Nacken zusammengehalten wurde, schimmerte wie Onyx im düsteren Licht der Kerzen.
»Kathryn ...«, flüsterte er und streckte die Hand aus. »Ich habe dich überall gesucht. O Gott, du hast mir so gefehlt.«
Sie warf sich in seine Arme, während sich ihre Augen mit Tränen füllten, die langsam über ihre Wangen kullerten. »Lucien ... ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr.« Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie, als könnte er nie genug davon bekommen. Seine Hände legten sich über ihre Brüste und begannen, sanft die Spitzen, die sich unter ihrem dünnen weißen Nachthemd aufrichteten, zu streicheln. Kathryn küsste ihn voller Leidenschaft, klammerte sich an seine Schultern und flüsterte ihm ins Ohr, wie sehr sie ihn liebte. Als seine Hände über ihre Hüften glitten, begann sie vor Ungeduld zu beben, ihn endlich in sich zu spüren.
Seine Hände fanden ihre weiche, feuchte Weiblichkeit, und während er sie mit aller Raffinesse streichelte, schrie Kathryn seinen Namen und flehte ihn an, sie zu nehmen. »Ich brauche dich«, wisperte sie. »Ich habe dich so sehr vermisst.«
Er füllte sie gänzlich aus, und Kathryn stöhnte vor Begierde, während sie sich ganz dem Gefühl des Einsseins hingab, das ihr so lange gefehlt hatte. »Ich bin gekommen, um dich mit nach Hause zu nehmen«, flüsterte er, und ihr Herz tat einen Sprung. Sie hatte geglaubt, ihn sagen zu hören, dass er sie liebte, doch ein Geräusch drang in ihre Richtung und übertönte seine Worte. Der Lärm wurde stärker. Es war das Schreien eines Kindes, und Kathryns Aufmerksamkeit schweifte vom Vater auf den brüllenden Sohn. »Nein ...«, bat sie und streckte die Hand nach ihm aus. »Bitte geh nicht.« Doch sein gut aussehendes Gesicht verdüsterte sich mehr und mehr, während er in Richtung der Tür glitt. Das durchdringende Schreien des Kindes wurde immer lauter und vertrieb den letzten Rest Schlaf. Schließlich öffnete Kathryn die Augen. Ihr Herz zog sich voller Schmerz zusammen, als sie erkannte, dass sie allein war.
Nur ein Traum. Eine neuerliche, nächtliche Begegnung, nach der sie jedes Mal mit vor Sehnsucht schmerzendem Herzen zurückblieb, voller Verzweiflung und unerträglichem Kummer. Sie zitterte angesichts der Kälte, die sich im Zimmer ausgebreitet hatte, wischte sich die Tränenspuren von den Wangen und erhob sich mühsam aus dem Bett, um ihr weinendes Baby zu beruhigen.
Jason Sinclair folgte dem Butler den Korridor entlang und schob seine Frau in das Arbeitszimmer von Castle Running. Lucien begrüßte sie mit einem Lächeln und winkte sie herein. »Wie schön, euch zu sehen«, sagte er und kam um den Schreibtisch herum, um Velvet auf die Wange zu küssen. »Es erscheint mir, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen.«
Velvet blickte ebenfalls lächelnd zu ihm auf. »Das stimmt auch«, tadelte sie ihn freundlich. »Wir haben beschlossen, dich einfach zu besuchen, nachdem du ja fortwährend unsere Einladungen ablehnst.«
Lucien führte seine Gäste zu dem bequemen Ledersofa vor dem Feuer. »Ich bin froh, dass ihr hier seid. Ich fürchte, ich habe in der letzten Zeit das Dasein eines Einsiedlers geführt.«
Das ist wohl die Untertreibung des Jahres, dachte Jason. Seit Kathryns Verschwinden verließ Lucien kaum noch das Haus, außer es ging darum, einem vagen Hinweis, der ihn zu seiner Frau führen könnte, nachzugehen. So traurig es war, doch Jason glaubte, dass Kathryn nicht zurückkehren würde und dass nicht einmal die nahezu unmenschlichen Anstrengungen seines besten Freundes daran etwas ändern könnten. Es schien, als sei sie schlicht und ergreifend wie vom Erdboden verschluckt.
»Ich sehe, es gibt viele dringende Dinge, die dich beschäftigen«, sagte Velvet leichthin, während sie sich setzte. »Doch selbst ein Einsiedler muss von Zeit zu Zeit aus seinem
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