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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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genau die Art Frau, die er sich früher immer gewünscht hatte.
    Doch inzwischen wusste er, dass er eine intelligente, leidenschaftliche und hingebungsvolle Frau brauchte. Eine Frau, die sich nicht davor fürchtete, ihn herauszufordern und selbst wiederum eine Herausforderung für ihn darzustellen. Er brauchte Kathryn Grayson, und er war entschlossen, sie zu finden. Er würde nicht ruhen, bis ihm das gelungen war.

24
    Die Tage gingen in Wochen über, und aus den Wochen wurden Monate. Ein einsames Weihnachtsfest kam und ging wieder vorüber. Draußen zerrte der frostige Januarwind an den Fensterläden. Die eisige See schlug gegen die Felsen, und eine weiße Schneedecke lag wie eine kalte Hand über der gefrorenen Erde.
    Im Inneren von Kathryns kleinem, aus dicken Steinmauern gebautem Häuschen brannte ein kleines Feuer im Ofen und erwärmte den Raum bis zu den dunklen Eichenbalken über ihrem Kopf, während der sanfte gelbliche Schein der Kerzen über der Wiege flackerte, die in der Ecke stand.
    Kathryn sah hinab auf das winzige, schwarzhaarige Kind, das in friedlichem Schlummer dalag, und fühlte, wie sie von einer Woge der Liebe erfasst wurde, sodass ihre Hand zitterte, als sie die Decke bis unter das Kinn des Babys zog. Dass es ein Junge und nicht das Mädchen geworden war, um das sie so gebetet hatte, spielte keine Rolle mehr. Sie hatte ihn neun Monate lang unter ihrem Herzen getragen, seine schmerzhafte Geburt ertragen, ihn gehegt und gepflegt, während Koliken und Husten ihn gequält hatten, und sie hatte ihn von dem Augenblick an geliebt, als er seinen ersten Atemzug getan hatte.
    Er gehörte ihr, schwor sie sich, ihr ganz allein und niemandem sonst.
    Dass er Lucien William Montaine war, der Erbe des fünften Marquis of Litchfield, spielte keine Rolle. Selbst zum Wohl des Kindes, das sie nach seinem Vater benannt hatte, würde sie nicht nach Castle Running zurückkehren. Nachdem ihr Onkel tot war, konnte nur Gott allein wissen, welches Schicksal sie erwartete, wenn sie die Sicherheit und den Schutz des Dorfes in Cornwall verließ. Entweder würde man sie am Galgen aufhängen oder sie zurück in die Anstalt schicken, und keiner dieser beiden Möglichkeiten würde sie sich jemals aussetzen.
    Und Lucien war ein weiterer Grund für ihre Entscheidung. Sie konnte nicht noch einmal in sein Leben eindringen, obwohl sie sich mit jeder Faser ihres Körpers wünschte, zurückzukehren. Es war schlicht und ergreifend unmöglich, obwohl sie tagtäglich an ihn denken musste, ihn und den kleinen Michael so schmerzlich vermisste und sie beide mehr denn je liebte.
    Doch selbst wenn sie es versuchen würde, wäre sie dort wohl kaum willkommen. Nicht nach all dem, was zwischen ihnen geschehen war. Wenn sie ihre Augen schloss, konnte sie noch immer Luciens Gesicht sehen, während sie den kleinen Michael operiert hatte. Chirurgen waren keinen Deut mehr wert als Barbiere.
    Und noch dazu ein weiblicher Chirurg - Gott behüte! Keine Frau aus gutem Hause würde jemals eine derart jämmerliche Aufgabe übernehmen. Nein, Lucien würde sie nie als die Frau akzeptieren, die sie war, und sosehr sie sich auch danach sehnte, zu ihm zurückzukehren und bei ihm zu sein, sie wusste, dass sie es niemals würde tun können.
    Das Baby begann zu schreien. Kathryn hob ihn vorsichtig aus dem Bett und drückte ihn gegen ihre Brust. »Still, kleiner Luke, weine nicht. Mama ist bei dir.« Doch das Kind wollte sich einfach nicht beruhigen lassen. Er war immerhin der
    Sohn eines Marquis, einem Mitglied des Hochadels, und forderte offensichtlich seine Rechte ein.
    Dieser Gedanke quälte Kathryn Tag und Nacht. Wenn du nur ein Mädchen geworden wärst, dachte sie, obwohl sie den kleinen Luke von ganzem Herzen liebte. Bei einem Mädchen wäre noch einfacher zu rechtfertigen gewesen, dass es bei der Mutter blieb. Doch Luke war ein Junge, und ein Junge brauchte seinen Vater. Er hatte von Geburt an ein Anrecht auf den Titel und die damit verbundenen Besitztümer. Dass er wegen ihr diese Dinge nicht bekommen würde, fraß sich wie eine ätzende Säure in ihr Gewissen. Die Tatsache, dass sie wusste, wie sehr sich Lucien einen Sohn wünschte, machte das Ganze noch viel schlimmer.
    Kathryn beruhigte das Kind, indem sie leise eine Melodie summte. Schließlich machte er sein Bäuerchen und schlief wieder ein. Nachdem sie den ganzen Tag über Knochenbrüche eingerichtet und Salben auf alles - von Beulen bis hin zu Blasen - verteilt hatte, legte sie, völlig erschöpft,

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