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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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erschöpften Mutter legte. Kathryn betrachtete das müde, liebevolle Lächeln, mit dem sie das Kind ansah, den Stolz und die Freude auf ihrem Gesicht, während derselbe Anflug von Ehrfurcht sie erfasste, den sie vor jedem neugeborenen Leben empfand. Das Leben war ein so wertvolles Geschenk. Und ein so ungewisses.
    Unwillkürlich glitt ihre Hand zu ihrem leicht gewölbten Bauch hinab. Während der vergangenen drei Wochen war ihr fast jeden Morgen übel geworden, sodass sie nicht einmal ein Stück Brot hatte essen können. Sie wusste ganz genau, was das bedeutete. Sie hatte versucht, den Mann zu vergessen, den sie so verzweifelt liebte. Sie hatte versucht, seine dunkle, schlanke Gestalt aus ihrem Gehirn zu verbannen und das Leben anzunehmen, das sie in St. Ives lebte. Sie wollte vergessen und den Schmerz über den Verlust einfach hinter sich lassen.
    Doch nun, da sie sein Kind unter dem Herzen trug, wusste Kathryn, dass sie es niemals können würde.
    Seufzend wusch sie sich die Hände in der Schüssel auf dem wackeligen Tisch. Schließlich würde ein Teil von ihm sie für den Rest ihres Lebens begleiten. Kathryn dachte an das hübsche Mädchen, das sie zu bekommen hoffte, an das seidige schwarze Haar und die silbrigschwarzen Augen, die sie sicher geerbt haben würde, und ein Gefühl tiefer Sehnsucht bohrte sich in ihr Herz.
    Sie sehnte sich so nach dem Vater, den dieses Kind niemals sehen würde.
    Lucien.
    Sechs Monate. Sechs lange, tödlich lähmende Monate, und noch immer keine Spur von ihr. Lucien ging die gewundene Treppe hinab zu seinem Arbeitszimmer. Er war gerade von einer Reise in das Dorf Maidstone zurückgekehrt, wo ihm der alte Schmied erzählt hatte, dass eine Frau, auf die Kathryns Beschreibung passte, dort in einem kleinen Haus lebte.
    Nach den ersten beiden Wochen der ergebnislosen Suche hatte er eine Belohnung ausgesetzt, auf die eine ganze Menge
    Menschen gierig waren. Nat Whitley hatte ein paar Männer engagiert, die sich damit beschäftigten, den Hinweisen nachzugehen, doch die Mehrzahl von ihnen hatte sich wieder zerschlagen. Um diejenigen, die einigermaßen viel versprechend erschienen, hatte Lucien sich persönlich gekümmert.
    »Mylord, Mylord! Sie sind wieder zu Hause!« Michael rannte auf ihn zu. Lucien hob ihn in seine Arme und schwang ihn sich spielerisch über eine Schulter.
    »Ich bin schon vor einer Stunde angekommen. Ich wollte dich nicht beim Unterricht stören.«
    »Old Parny unterrichtet mich in Französisch. Heiliger Himmel, wieso muss ein Mann eigentlich lernen, so zu sprechen wie diese komischen Franzmänner.«
    Lucien unterdrückte ein Lächeln. Das Kind war das wertvollste Geschenk, das Kathryn ihm jemals gemacht hatte. Es gab Zeiten, so wie heute zum Beispiel, nachdem er wieder in einer Sackgasse gelandet war, in denen er sich sicher war, reif für die Irrenanstalt zu sein, wäre nicht der kleine Michael um ihn.
    »Mr. Parnell bemüht sich darum, dass du ein ordentliches Mitglied der Gesellschaft wirst«, erklärte Lucien ihm. »Du sagtest, du wolltest ein richtiger Gentleman werden. Nun, Französisch ist ein Teil dessen, was du dafür benötigst.«
    »Ich wette, Sie können nicht wie die Franzmänner reden.«
    »Die Wette dürftest du verloren haben. Je parle francais assez bien. Comprenez-vous? Das wird von den Mitgliedern der Gesellschaft allgemein erwartet.«
    Michael runzelte die Stirn. »Es klingt schön, wenn Sie so sprechen. Aber Old Parny klingt wie eine Kröte in einem rostigen Eimer.«
    Luciens Mundwinkel hoben sich amüsiert. »Nun, dann lernst du eben bei ihm die Worte, und ich helfe dir dabei, sie richtig auszusprechen. Einverstanden?«
    »Vollkommen«, gab Michael grinsend zurück.
    Lucien stellte ihn wieder auf dem Boden ab, und der kleine Junge stob davon, die Treppe hinauf zurück zu seinem Lehrer.
    »Mylord?« Lucien wandte sich um, als er Reeves’ Stimme hinter sich hörte. »Es tut mir Leid, wenn ich Sie unterbreche, aber Sie scheinen Besuch zu haben.«
    »Besuch? Wer ist es?«
    »Lady Allison Hartman. Ich sagte ihr, dass Sie im Moment niemanden empfangen, da sie soeben von einer anstrengenden Reise zurückgekehrt sind, aber sie bestand darauf, Sie zu sehen. Ich habe sie gebeten, im Grünen Salon auf Sie zu warten. Soll ich sie wegschicken, Mylord?«
    Allison Hartman. Lucien seufzte innerlich, plötzlich von tiefer Müdigkeit erfasst. Lieber Gott, sie hätte er am allerwenigsten erwartet.
    »Mylord?«
    »Wie bitte? Oh, nein ... es ist schon in Ordnung,

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