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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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lassen, was sie dir angetan hat.«
    Lucien warf ihr einen zornigen Blick zu. »Was sie mir angetan hat?«, wiederholte er barsch. »Was ist mit dem, was ich ihr angetan habe? Es ist meine Schuld - voll und ganz. Nichts von alledem wäre jemals geschehen, wenn ich nicht ein so dickköpfiger Idiot gewesen wäre.«
    Velvet erhob sich vom Sofa und trat neben ihn. Sie legte ihre schmale Hand auf seinen Arm. »Du darfst nicht so hart zu dir selbst sein. Kathryn trifft ebenfalls einen Teil der Schuld. Sie hätte zu dir kommen müssen, mit dir reden und dir vertrauen müssen. Du hast sie nie im Stich gelassen, Lucien, nicht ein einziges Mal. Wenn sie zu dir gekommen wäre, dann hättest du sie auf jeden Fall beschützt, doch wir haben nicht ein einziges Mal versucht, sie zu verstehen. Und genau aus diesem Grund ist sie fort.«
    Er wich ihrem Blick einen Moment lang aus. »Ja«, sagte er sanft. »Ich hätte sie auf jeden Fall beschützt, doch ich habe nicht ein einziges Mal versucht, sie zu verstehen. Und deshalb ist sie weg.«
    Jason räusperte sich. Wie immer litt er, wenn er das Leid seines Freundes mit ansehen musste. »Bist du sicher, dass du deine Meinung nicht änderst und doch lieber mit uns kommst? Die Kinder würden sich so freuen, wenn ihr uns begleiten würdet.«
    Lucien lächelte traurig und schüttelte den Kopf. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    Velvet stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Ich wünschte, es gäbe etwas, das ich sagen könnte ... etwas, das ich tun könnte.«
    »Dass ihr hergekommen seid, ist schon genug. Ich danke euch beiden dafür, dass ihr meine Freunde seid.«
    Jason nickte mit zugeschnürter Kehle. In diesem Augenblick kam der Butler und kündigte an, dass das Mittagessen serviert sei.
    »Gehen wir?« Lucien lächelte und deutete auf die Tür.
    Jason legte den Arm um die Taille seiner Frau und schob sie aus dem Zimmer, während er dachte, dass er vielleicht einer der wenigen Männer war, die wussten, wie sein Freund sich fühlte. Wenn er an die düsteren Tage seiner Vergangenheit zurückdachte, konnte er nur allzu gut nachempfinden, dass sein Herz zerspringen würde, wenn er Velvet jemals auf die Weise verloren hätte wie Lucien Kathryn.

25
    Warum sie das Ende ihrer Reise auf den fünfzehnten März gelegt hatte, konnte Kathryn nicht sagen. Vor genau einem Jahr hatte sie Castle Running verlassen. Vielleicht passte es ja in Anbetracht dessen, was sie getan hatte, dass sie genau zum Jahrestag jenes schrecklichen Tages zurückkehrte.
    Kathryn zog sich ihren Umhang enger um die Schultern und lehnte sich in die Polster der Kutsche zurück, die sie für diese Reise gemietet hatte. Grady Bosworth, die stämmige junge Witwe, die sie in St. Ives engagiert hatte, um ihr mit dem Baby zu helfen, saß ihr gegenüber. Gradys Ehemann war, ebenso wie ihr zwei Wochen altes Baby, an Diphterie gestorben. Sie hatte noch immer Milch und diente dem kleinen Luke als Amme, sodass Kathryn ihre Arbeit hatte fortsetzen können. Mittlerweile war sie ihr eine gute Freundin geworden, und sie würde sie vermissen, wenn sie nach Cornwall zurückkehrte.
    »Sind Sie sicher, dass Seine Lordschaft will, dass ich bleibe?« Seit Antritt ihrer Reise hatte ihr Grady diese Frage bestimmt schon ein Dutzend Mal gestellt.
    »Ich will, dass Sie bleiben, Grady Luke braucht Sie. Am Anfang wird er Angst haben, aber solange Sie bei ihm sind, wird er wissen, dass er in Sicherheit ist.«
    »Es erscheint mir nicht richtig«, murmelte Grady, »keineswegs richtig.«
    Kathryn gab keine Antwort. Es spielte keine Rolle, ob Grady ihr zustimmte oder nicht. Nachdem sie sich monatelang mit den Gründen gequält hatte, warum sie das Kind bei sich behalten musste, hatte sie sich schließlich zu der Entscheidung durchgerungen, von der sie ohnehin gewusst hatte, dass sie richtig war. Luke Montaine war der Erbe des Marquis of Litchfield. Er besaß das Geburtsrecht auf diesen Titel, und obwohl es ihr das Herz zu zerreißen drohte, wollte Kathryn, dass er auch bekam, was ihm zustand.
    Sie holte zitternd Luft, müde von den langen Tagen der Reise, doch inzwischen war das Ziel nahe. Sie sehnte sich danach, endlich anzukommen und die schmerzvolle Aufgabe zu erledigen, die sie sich vorgenommen hatte, obwohl sie sich gleichzeitig wünschte, nie an ihrem Ziel anzukommen.
    Die Kutsche holperte über die schlammigen Straßen. Während des Jahres, seit sie das Schloss verlassen hatte, war sie sehr umsichtig mit ihrem Geld umgegangen.

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