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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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ihn dem wartenden Butler zu. Als sie in den Salon stürzte, wo ihre Mutter gerade mit dem Aufsetzen eines Briefes beschäftigt war, brannten ihre Wangen noch immer vor Zorn. Ihre Finger krampften sich um das kleine Handtäschchen aus cremefarbener Seide, das sie in einer Hand hielt.
    Sie wartete, bis der Butler sich diskret zurückgezogen hatte und ihre Mutter von ihrem Briefbogen auf dem schmalen, tragbaren Schreibtisch aufsah. Ein Blick in die Augen ihrer Tochter genügte, dass sie ihre Feder in das Tintenfass sinken ließ.
    »Was ist los, mein Herz? Was hat dich so aufgebracht?«
    »O Mutter, du hattest Recht. Dort geschieht tatsächlich etwas. Der Marquis war draußen mit dieser ... dieser Frau, als ich ankam. Sie diskutierten über Philosophie. Philosophie! Welche Frau würde jemals mit einem Mann über ein solches Thema sprechen. So etwas schickt sich einfach nicht.«
    Allison schloss die Augen und beschwor vor ihrem geistigen Auge das Bild der gertenschlanken, dunkelhaarigen Frau, Kathryn Gray, herauf, die neben Lucien im Garten spazierte. Er lauschte einem Witz, den sie machte, und seine breite Brust bebte vor Vergnügen.
    »Würde Demokrit noch auf dieser Erde verweilen, er würde sich biegen vor Lachen«, sagte Lucien.
    »Demokrit...«, konterte die Frau, als müsste jeder Frau in England dieser Name geläufig sein. »Der lachende Philosoph. Sie zitieren Horaz.«
    Lucien lächelte sie mit offenkundiger Bewunderung an ... worin noch irgendetwas anderes lag. Ein Blick, dessen war sich Allison gewiss, den sie noch nie an ihm gesehen hatte, wenn er sie sah.
    »O Mama, was soll ich nur tun?«
    »Nun, nun, mein Liebes. Was immer du gesehen hast, hat nichts zu bedeuten, dessen bin ich mir ganz sicher. Lord Litchfield ist ein Ehrenmann. Er hat dich um deine Hand gebeten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Absichten sich geändert haben.«
    »Du bist doch diejenige, die ständig sagt, eine Frau müsse sich immer gegen die verräterischen Machenschaften der Männer wappnen.«
    Die Baroness richtete sich auf ihrem zierlichen Rosenholzstuhl auf, der unter ihrem beträchtlichen Gewicht bedrohlich
    zu knarren begann. »Ich sage nicht, dass wir nicht wachsam sein sollen. Lord Litchfield ist ein gut aussehender, wohlhabender Mann. Für eine so namenlose, kleine Frau vom Lande wäre er eine ganz hervorragende Partie. Bis ihr beide vor dem Gesetz als Mann und Frau geltet, ist es sicherer, eine derartige Bedrohung aufmerksam im Auge zu behalten.«
    Lady St. James erhob sich schwerfällig von ihrem Stuhl. »Ich habe Freunde in York. Ich werde ihnen schreiben, und dann werden wir sehen, was sie über diese geheimnisvolle Miss Gray herausfinden können.«
    Allison lächelte. Sie wusste, dass sie sich immer auf ihre Mutter verlassen konnte. »Ich danke dir, Mama.« Sie beugte sich herab und küsste die fleischige Wange ihrer Mutter. Der Geschmack von Reispuder auf ihren Lippen ließ sie die Nase kräuseln. »Nun, ich denke, ich gehe nach oben und ziehe mich zum Tee um. Ich werde endlich mein neues gelbes Kleid tragen können - das mit dem gestreiften Seidenunterkleid. Ich bin sicher, ich werde ganz bezaubernd darin aussehen.«
    »Das wirst du ganz bestimmt, mein Liebes.«
    Als Allison den Salon verließ, kehrten ihre Gedanken zu der Frau auf Castle Running zurück. Nun, da sie ihre Mutter eingespannt hatte, würden sie alle ein wenig mehr über Kathryn Gray erfahren. Sie würden ihre Familie und Freunde, ihre Vergangenheit und vielleicht auch ihre Zukunftspläne ans Tageslicht bringen. Schon bald würde jedes Geheimnis um diese Person enthüllt sein. Allison lächelte zufrieden. Ihre Mutter wusste genau, wie mit einer Frau umzugehen war, die offenbar ihre Fühler nach ihrem künftigen Gatten ausgestreckt hatte. Es gab keinerlei Anlass zur Besorgnis mehr. Überhaupt keinen.
    Sie eilte in ihr Zimmer, in Gedanken bereits bei ihrem neuen Seidenkleid, das sie später tragen würde, und mit der Frage beschäftigt, ob sie nicht ein neues Paar passender gelber Ziegenlederslipper dazu hätte anfertigen lassen sollen.

4
    Kathryn besah sich in dem bezaubernden smaragdgrünen Seidenkleid. Winnie hatte es in ihr Zimmer gebracht und darauf bestanden, dass sie es anzog.
    »Ich kann einfach nicht noch ein so wunderschönes Kleid von dir annehmen«, wandte Kathryn ein, während sie den extravaganten Schnitt und die außergewöhnlich schöne Farbe des Stoffes bewunderte.
    Tante Winnie lachte auf. »Unsinn. Die meisten Kleider, die ich dir

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