Suendiger Hauch
drückte er fest ihre Hand. In seinen Augen lag ein dunkler, gefährlicher Ausdruck.
»Ich kann nicht glauben, dass ein Mann dies einer Frau antut, für die er die Verantwortung übernommen hat.«
»Bitte, Lord Litchfield, ich flehe Sie an, mir zu helfen. Ich bin nicht verrückt und war es auch nie. Onkel Douglas hat Freunde in den höchsten Kreisen und verfügt über ausreichend Mittel, um damit für alles zu bezahlen, was er benötigt, um sein Ziel zu erreichen. Wenn er mich findet, wird er mich zwingen, wieder an diesen Ort zurückzukehren und ... und« - sie schluckte hart - »und das würde ich nicht überleben.«
Sie begann so heftig zu weinen, dass ihr Körper von Schluchzern geschüttelt wurde. Sie fühlte, wie das Sofa unter dem Gewicht des Marquis nachgab, als er sich neben sie setzte und sie in die Arme nahm.
»Es ist schon gut, Liebes, weinen Sie nicht. Sie sind hier sicher. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand Ihnen noch einmal wehtut.« Sie spürte, wie seine Hand über ihr Haar strich, seine feingliedrigen Hände mit den langen, wohlgeformten Fingern. Sie konnte die Stärke seiner Arme und seiner Brust fühlen, die Geborgenheit, die ihr die Wärme seines Körpers bot. Einige Minuten vergingen. Er versuchte nicht, sie zu trösten, sondern hielt sie einfach in seinen Armen und ließ sie weinen, bis ihr Schluchzen nach einer Weile langsam abebbte.
Kathryn holte zitternd Luft und beugte sich ein wenig zurück, um ihm in die Augen zu sehen. »Ich weiß nicht, wohin ich sonst gehen sollte, an wen ich mich wenden könnte. Werden Sie mir helfen?«
Der Marquis erwiderte grimmig ihren Blick. »Ich kenne Douglas Roth. Ich hätte ihn nie einer solchen Sache für fähig gehalten, auch wenn ich ihm nie großes Vertrauen entgegen-gebracht habe. Ich werde veranlassen, dass ein paar Männer sich dieser Angelegenheit annehmen und versuchen, Genaueres darüber herauszufinden. In der Zwischenzeit sind Sie selbstverständlich mein Gast.«
»Ich werde Sie natürlich für Ihren Aufwand entschädigen. Sollten Sie einen Weg finden, um mich vor meinem Onkel zu beschützen, kann ich für sämtliche Kosten aufkommen. Es ist ja nur für einige Zeit. Und sobald ich vierundzwanzig Jahre alt bin, wird Milford Park und Vaters Vermögen endlich mir gehören, sodass ich Ihnen meine Schulden zurückzahlen kann.«
Der Anflug eines Lächelns glitt über seine Züge. »Das Geld ist nicht weiter wichtig. Was zählt, ist einzig Ihre Sicherheit. Hier auf Castle Running werden Sie sicher sein, bis diese Angelegenheit erledigt ist.«
Sie wischte die Tränen auf ihrem Gesicht ab. »Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen. Sie haben keine Vorstellung davon, wie viel Ihre Hilfe für mich bedeutet.«
Lichtfield nickte nur. Der harte Ausdruck in seinen Augen hatte sich mittlerweile zu Stein verwandelt, wenngleich er nicht mehr länger ihr galt, sondern ihrem Onkel Douglas Roth.
Lucien saß in einem bequemen Ledersessel in der Ecke seines Arbeitszimmers. Ihm gegenüber streckte sein bester Freund, Jason Sinclair, der Duke of Carlyle, seine langen Beine von sich. Gegen die beginnende Kälte der Oktobernächte war ein Feuer im Kamin entzündet worden, das knisternd den Raum erwärmte.
»Und so gelangte das Mädchen schließlich hierher«, endete Lucien, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte.
»Schwer zu glauben, dass Dunstan so etwas tun würde«, sagte Jason. »Mich schaudert, wenn ich nur daran denke.« Er war ein hoch gewachsener Mann, größer noch und muskulöser als Lucien und breiter an Brust und Armen. Sein welliges dunkles Haar trug er schulterlang und im Nacken mit einem schmalen schwarzen Band zusammengebunden. Sie waren bereits seit ihrer Jugendzeit enge Freunde, zumal die Anwesen ihrer beider Eltern nur wenige Meilen voneinander entfernt lagen. Lucien wusste, dass er sich auf Jason immer verlassen konnte, deshalb hatte er keinerlei Bedenken, Jason irgendwelche Geheimnisse anzuvertrauen, ja, sogar sein Leben hätte er im Notfall in dessen Hände gelegt.
»Wenn du das arme Mädchen an dem Tag gesehen hättest, als ich sie entdeckt habe, hättest du dir vorstellen können, was sie durchgemacht haben muss. Das arme Kind -«
»Kind?«, warf Jason ein. »Ich dachte, das Mädchen sei bereits zwanzig.«
»Nun ja, sie ist vielleicht kein Kind mehr im eigentlichen Sinne, trotzdem ziehe ich es vor, sie so zu sehen. Das ... vereinfacht die Dinge ein wenig.«
»Womit du andeuten willst, dass du dich zu ihr hingezogen
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