Suendiger Hauch
gegeben habe, sind mir ohnehin zu eng, so Leid es mir tut, das zugeben zu müssen. Sie sehen wundervoll an dir aus, vor allem, da wir inzwischen das Oberteil etwas enger gemacht haben.«
»Ich fühle mich noch immer so schuldig. Vielleicht kann ich eines Tages ...«
»Sei nicht albern. Ich sagte doch bereits, dass sie zu eng sind. Ich habe dieses Kleid bereits ändern lassen, und ich werde mir einfach ein paar neue Kleider schneidern lassen. Ich freue mich so sehr, dass diese alten Kleider auf diese Weise noch aufgetragen werden.«
Alte Kleider. Kathryn stand inzwischen angekleidet vor dem Drehspiegel und strich mit den Händen über das grüne Seidenoberteil, dessen spitz zulaufender Schnitt ihre Taille vorteilhaft betonte. Die Ärmel waren bis zum Ellbogen schmal geschnitten und bis zu den Handgelenken mit üppig fallender weißer Spitze besetzt. Der weit schwingende Rock umschmeichelte ihre Figur und war über einem weißen Unterkleid drapiert. Ihre kleinen, wohlgeformten Brüste wurden durch den tiefen Karreeausschnitt perfekt betont.
Der Marquis hatte für diesen Abend den Duke und die Duchess of Carlyle eingeladen. Als Kathryn sich auf den Weg nach unten machte, glättete sie noch einmal die Falten ihres Kleides. Ihr fiel auf, dass sie ein wenig nervös war. Sie versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass es an der Anwesenheit des befreundeten Ehepaars lag, doch sie wusste, das dies nicht der Wahrheit entsprach.
Der Grund für ihre Nervosität war der gut aussehende Marquis mit dem silbrigen Glitzern in den Augen, einem Funken, der alles zu entzünden drohte, worauf er traf. Wann immer sie in seiner Nähe war, ertappte sie sich dabei, dass sie seine Lippen anstarrte und sich fragte, ob sie tatsächlich so hart waren wie sie aussahen. Irgendetwas ließ sie glauben, dass es nicht so war. Sie fragte sich, wie sich ein Kuss von ihm anfühlen mochte, auch wenn sie sich sofort für diesen Gedanken schämte, kaum dass er ihr in den Sinn gekommen war. Er gehörte Lady Allison, und in weniger als zwei Monaten würden die beiden verheiratet sein.
Dennoch musste sie unablässig an ihn denken. Sie konnte nicht aufhören, an sein tiefes, samtiges Lachen und seinen dunklen, glühenden Blick zu denken, der in seine Augen trat, wann immer er sie betrachtete. Der bloße Gedanke daran raubte ihr fast den Atem, und ihr Mund fühlte sich trocken an, so wie in diesem Augenblick, als sie sich innerlich darauf vorbereitete, ihm gegenüberzutreten.
Am Fuß der Treppe hielt Kathryn einen Moment lang inne, warf einen letzten prüfenden Blick in den goldverzierten Spiegel, während sie den Sitz der gepuderten Locken, die sich über ihrem Dekolletee wanden, und des schwarzen herzförmigen Schönheitspflästerchens an ihrem Mundwinkel inspizierte. Noch niemals hatte sie dem Marquis so formvollendet gekleidet gegenübergestanden, und sie konnte sich weder des flauen Gefühls in der Magengegend noch der Hoffnung erwehren, dass ihre Aufmachung seine Zustimmung finden würde.
Sie holte ein letztes Mal tief Luft und betrat schließlich den
Salon, in dem ihre neuen Freunde sich zu einem gemeinsamen Abendessen eingefunden hatten. Lucien bemerkte sie als Erster. Eine Sekunde lang schien der silberne Schimmer in seinen Augen regelrecht zu glühen.
»Miss Gray«, hob er an, während er auf sie zukam und sich über ihre Hand beugte. »Wir haben uns bereits gefragt, ob Sie in der Zwischenzeit angenehmere Gesellschaft gefunden haben.«
»Bitte verzeihen Sie mir. Ich wollte mich nicht verspäten. Ich war mir nicht bewusst darüber, wie schnell die Zeit vergangen war.«
»Sie haben sich kaum verspätet. Davon abgesehen, war es nicht der Schriftsteller Pepys, der sagte: Besser spät als nie?«
»Stimmt, obwohl er häufig falsch zitiert wird. Ich glaube, dieser Satz stammt aus seinem Tagebuch«, gab sie lächelnd zurück.
Einer seiner Mundwinkel hob sich leicht, während sein Blick über ihren Brustansatz schweifte. »Sie sehen hinreißend aus ... Miss Gray«
Ein leichter Schauder überlief sie, obwohl sie sich bemühte, ihn zu ignorieren. »Besser als bei unserem ersten Zusammentreffen, hoffe ich.«
Er gab sein typisches sonores Lachen von sich. »Eine der größten Gaben ist es, über sich selbst lachen zu können.«
Stirnrunzelnd sah Kathryn ihn an. »Es tut mir Leid, ich fürchte, ich kann mich nicht daran erinnern, von wem dieses Zitat stammt.«
Sein breites Lächeln ließ seine markanten Züge etwas weicher und weniger
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