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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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und Leibwächter. Aber Ihr habt ja offensichtlich überhaupt keine Ahnung.«
    »Die Einladung. Habt Ihr die Einladung?«
    »Warum? Brauchen wir die etwa, um in den Palast zu kommen?« Lord Nesbitts Stimme bebte.
    »Nein, die brauchen wir nicht!« Lady Nesbitt erhob die Stimme. »Wir sind Lord und Lady Nesbitt. Selbst der Fürst weiß das!«
    »Ich will diese Einladung sehen«, wiederholte Jean-Pierre. »Habt Ihr sie bei Euch?«
    Etwas an seiner drängenden Forderung schien Lady Nesbitts gerechtfertigten Ärger zu durchdringen, denn sie betrachtete ihn eingehend. Dann nickte sie herrisch. »Das habe ich. Kommt mit.«
    Jean-Pierre stand auf und wies auf seine Männer. »Helft Lord Nesbitt wieder auf die Füße und helft ihm, den Staub abzuklopfen.« Dann folgte er Lady Nesbitt zur Kutsche.
    Sie griff ins Innere, holte ihr Retikül heraus und fand darin einen Bogen schweres Papier. Jean-Pierre versuchte, es ihr abzunehmen, doch sie zog es im letzten Moment weg und wies einen ihrer reitenden Wachen an, mit der Fackel näher zu kommen. Dann las sie vor: »Um den Erfolg unserer Jagd und die Gefangennahme des Schnitters zu feiern, findet auf Befehl des Fürsten Sandre ein Maskenball statt. Kommt zum Palast und tragt Eure persönliche Interpretation des Schnitterkostüms. Gesiegelt mit dem fürstlichen Siegel an diesem 18. September des Jahres 1849.« Sie hielt ihm anschließend die Einladung hin.
    Jean-Pierre nahm sie und starrte ungläubig auf die Worte. Der Fürst richtete diese Gesellschaft aus? Ohne zu Jean-Pierre auch nur ein Wort zu sagen, hatte Fürst Sandre jeden Edelmann des Landes eingeladen, in den Palast zu kommen? Als Schnitter verkleidet? Und dann hatte er Jean-Pierre ausgeschickt, um diese Schnitter auf der Straße dingfest zu machen?
    Nein. Das ergab einfach keinen Sinn.
    Aber das königliche Siegel sah echt aus.
    Und was war mit Michael Durant? Er hatte eine Gesellschaft erwähnt. Eine Maskerade. Doch er war wie ein Korsar gekleidet. Er trug eine Waffe. Jean-Pierre schaute über die zerklüfteten Berge und zurück zu der Straße, wo er Durant ergriffen hatte. Die Straße führte direkt zum Palast. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag und dämpfte sogar seinen Zorn. Endlich erkannte er seinen Fehler.
    »Mylady, ich schlage vor, Ihr geht lieber nach Hause. Die Einladung ist eine Fälschung, wenn Ihr heute Abend in den Palast geht, werdet Ihr dort nur Grauen und Blutvergießen sehen.«
    Ihr Mund klappte überrascht auf.
    Mit einer Verbeugung reichte er ihr die Einladung, bestieg sein Pferd und ritt zum Palast. Dort würde er Michael Durant ermorden.
    Als Lady Nesbitt wieder in die Kutsche stieg, wies sie den Kutscher an: »Lass die Pferde die Peitsche schmecken. Wir fahren natürlich zum Palast. Das könnte tatsächlich ein sehr interessanter Abend werden.«

46

    Michael stand an dem gähnenden Abgrund, der direkt in den Kerker führte. Dieser Eingang führte in die Hölle. Der Übermut, der ihn nach dem Sieg über Sandre erfasst hatte, den er nun seinem Schicksal überlassen würde, machte einer starren Angst Platz, die von hinten auf ihn zukroch. Er fürchtete sich vor der Dunkelheit und der Kälte da unten, vor dem Schleim und den Ratten und einem Tod, der schrittweise erfolgte, bei dem ein Mann von diesem Leben ins nächste hinüberglitt, ohne überhaupt zu merken, dass er die Domäne gewechselt hatte.
    Er machte den ersten Schritt die Treppe herunter. Er hatte noch nicht einmal das erste Tor erreicht, und trotzdem stieg ihm schon der vertraute Geruch nach Dreck und Schimmel in die Nase und füllte seine Lungen. Er konnte kaum noch atmen. Trotzdem machte er einen Schritt nach dem nächsten.
    Emma war irgendwo hier unten in diesem Kerker, wo jede Hoffnung starb.
    War sie noch am Leben?
    Natürlich. Sandre hatte keinen Spaß daran, sie einfach umzubringen. Er lebte, um zu quälen, und er liebte seine besonderen Haustiere – für sie reservierte er die königliche Zelle. Michael wusste, dort würde er sie finden.
    Langsam stieg er weiter hinab, bis er den ersten Treppenabsatz erreichte, wo Gotzon hockte und döste. Der Höllenhund.
    Michael beugte sich über ihn, rüttelte an seiner Schulter und flüsterte: »Gotzon, lass mich rein.«
    Gotzon grunzte und wachte auf. Er starrte Michael an und musste grinsen. »Ich wusste, dass Ihr nicht fortbleiben könnt. Nicht, wenn dieses schöne Mädchen im Kerker verrottet.«
    »Das stimmt.« Michael hob den Ring mit Sandres Schlüsseln. »Ich bin gekommen, um sie zu

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