Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
hielten vor der Freitreppe. Männer und Frauen, die sich als Schnitter verkleidet hatten, stiegen aus, blieben abwartend stehen und betraten schließlich gemeinsam mit anderen Gästen den Palast. Sie lachten, als würden sie alle diese Maskerade mehr genießen als sie eigentlich durften.
Niemand schien an den vier Männern, die Reisekleidung trugen, interessiert zu sein. Die junge Frau in feuchten, schmutzigen Kleidern übersahen die meisten einfach.
»Ein merkwürdiger Ort, den du dir da ausgesucht hast, Michael«, knurrte Nevitt.
»Den Großteil der Zeit war es nicht meine Entscheidung, Sir«, erwiderte Michael fest.
»Hier entlang.« Throckmorton führte sie zu den Ställen. Er pfiff, und sofort kam ein Junge aus dem Dunkeln und führte zwei Pferde am Zügel. Er gab Throckmorton und Jude die Zügel und verschwand wieder, um die anderen beiden Pferde zu holen, die in der Nähe angebunden waren.
»Ich habe weiter unten noch ein Pferd«, sagte Michael. »Wir können kurz anhalten und es mitnehmen.«
»Old Nelson.« Emma seufzte glücklich. »Das freut mich so. Ich fände es schrecklich, wenn wir ihn zurücklassen müssten.«
»In der Zwischenzeit kann die junge Dame ja mit dir reiten, Michael«, stellte Throckmorton fest.
»Throckmorton, ich würde es nicht anders haben wollen.« Michael strahlte ihn an.
Emma mochte es nicht, wenn man sie zu Sattelgepäck degradierte. »Vielleicht kann Michael auch mit mir reiten, Mr Throckmorton.«
»Wer ist diese freche Göre?« Der Duke of Nevitt klang sehr ernst, aber ein Mundwinkel verzog sich leicht, als müsste er ein Lächeln unterdrücken.
»Ich stelle euch einander gerne vor.« Michael umfasste ihre Schultern und drehte sie, sodass sie dem Duke of Nevitt ins Gesicht sah. »Vater, diese Lady ist Miss Emma Chegwidden.«
Sie machte einen vollendeten, höfischen Knicks, als stünde sie dem Duke in einem Ballsaal gegenüber.
Michael fuhr fort: »Sie hat mir das Leben gerettet, als ich in Gefahr war. Sie hat mein Herz gerettet, als ich glaubte, es sei gebrochen. Sie hat mich davor bewahrt, verrückt zu werden – was auch immer das wert sein mag.«
Jude schnaubte.
Michael hatte die ganze Zeit nicht den Blick von seinem Vater abgewendet, aber seine Faust schnellte zur Seite, und er boxte Jude auf den Arm. So ruhig, als sei nichts geschehen, sprach er weiter an seinen Vater gewandt. »Sie hat zugestimmt, meine Frau zu werden, ich werde sie so bald wie möglich heiraten. Bitte gib uns deinen Segen.«
Nevitt nahm die Zügel von dem Stallburschen entgegen, stellte den Fuß in den Steigbügel und zog sich in den Sattel.
Emma verkrampfte sich. Oh Gott. Er würde sich dagegen aussprechen.
Doch dann schaute er sie von oben herab an. »Wenn sie all das vermag, dann ist sie mehr, als du verdienst, Junge. Natürlich habt ihr meinen Segen.«
Emma brach beinahe vor Erleichterung zusammen … und vor Überraschung.
»Vater erkennt eben eine Amazone, wenn sie ihm gegenübersteht«, flüsterte Michael ihr ins Ohr.
»Ich helfe Euch in den Sattel, Miss Chegwidden.« Jude legte die Hände auf ihre Schultern. »Michael, rauf mit dir.«
Michael stieg in den Sattel und hielt ihr seine Hand hin.
Emma legte ihre Hand in seine. Ihr Fuß ruhte in Judes ineinandergelegten Händen, und so schaffte sie es, hinter Michael auf den Pferderücken zu steigen. Sie war sicher, dass sie dabei nacktes Bein zeigte, denn sie setzte sich rittlings hinter Michael.
Sie war der Schnitter gewesen, also würde sie auf keinen Fall im Damensitz reiten!
Natürlich blieb das von den Männern nicht unbemerkt. Sie waren Männer. Doch in ihren Blicken lag nichts Tadelndes.
Nevitt wendete sein Pferd. Doch dann kam er noch einmal zurück. »Michael, ich fürchte, du solltest dir viel mehr Sorgen machen, ob Miss Chegwiddens Vater euch seinen Segen gibt.«
»Mein Vater ist schon lange tot, Sir«, sagte sie.
»Ich habe ja immer schon gesagt, dass Michael höllisches Glück hat«, bemerkte Nevitt grimmig. »Aber ich werde für Euren Vater einstehen und sage Euch daher eines: Ihr müsst diesen verkommenen Gesellen nicht heiraten. Ihr habt sein Leben gerettet, und dafür schulde ich Euch etwas. Ich kann gerne eine Leibrente für Euch aussetzen, die es Euch ermöglicht, ein unabhängiges Leben zu führen.«
»Vater, um Gottes Liebe willen, halt den Mund!« Michael zog Emmas Arme enger um seinen Oberkörper. »Sie will mich heiraten.«
Jude lachte und schwang sich in den Sattel. »Vermutlich vor allem, weil du
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