Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Gegenteil von ihm. Dunkle Haut, dunkle Augen und helle Haare. Sie war zudem eindeutig eine Frau, die in ihrer eigenen Sinnlichkeit schwelgte. Bei jedem Schritt wiegten ihre Hüften, und ihr Busen war fast bis zu den Nippeln entblößt, ihre Lippen hatte sie rot geschminkt. Sie starrte Fürst Sandre an und forderte ihn mit einem leichten Heben des Kinns heraus.
Wieder murmelte Aimée in Emmas Ohr: »Die Countess genießt einen gewissen Ruf als Orakel.«
Überrascht schaute Emma Aimée an. »Ein Orakel? Ihr meint, sie ist eine Wahrsagerin?«
»Nicht wie jemand, der von Euch verlangt, ihre Hand mit Silbermünzen zu füttern, damit sie Euch dann erzählt, dass Ihr Euch auf eine lange Reise begeben und schon bald die wahre Liebe finden werdet. Sie hat auf den Handflächen Male, die aussehen wie … wie Augen. Außerdem hat sie diese unschöne Angewohnheit, von jetzt auf gleich den Blick in der Ferne zu verlieren und danach Euren Arm zu packen und Euch zu sagen, Ihr solltet Euch von steilen Felsen fernhalten.« Aimée erschauerte, aber sie plauderte weiter, als sei nichts geschehen. »Sie war einst Sandres Mätresse. Und sie hat ihm nie vergeben, dass er sie fortgeschickt hat. Zudem ist sie für ihre offene Art berüchtigt.«
»Aha«, sagte Emma. Das erklärte natürlich Fürst Sandres steifes Auftreten.
Lady Fanchere versetzte den beiden einen heimlichen Rippenstoß und blickte sie finster an. »Benehmt euch!«
Mr Cosgair verbeugte sich vor dem Fürsten.
Countess Martin tat dies nicht. Sie ließ ihre Finger in den schwarzen Handschuhen über Fürst Sandres Wange gleiten, küsste ihn auf die Lippen und verkündete mit ihrer wunderschönen Altstimme: »Ich grüße dich, mein Liebster. Hast du schon gehört? Letzte Nacht haben deine Männer dem Schnitter eine Falle gestellt.«
Emma erstarrte. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich schmerzlich an, und sie wartete … wartete …
»Ja, sie handelten auf meine Anweisung hin«, erwiderte Fürst Sandre steif.
»Ach, das ist wirklich eine Tragödie.« Countess Martin lachte leise. »Hast du schon gehört, was passiert ist?«
»Ich weiß es!« Mr Cosgair wedelte mit einer Hand. »Eure Männer haben ein Seil über die Straße gespannt. In der Dunkelheit war es nicht zu sehen. Der Schnitter kam die Straße entlanggaloppiert. Er sah aus wie ein Leichnam, wenn ich das richtig verstanden habe, und Eure Soldaten haben das Seil just in dem Moment straff gezogen, als er es erreichte. Und er sprang über das Seil, als habe er die ganze Zeit gewusst, dass es da war.«
Fürst Sandre versteifte sich. »Er ist entkommen?«
»Aber ja, Euer Hoheit.« Countess Martin schnurrte fast vor Behagen. »Als er das Seil übersprang, machte er eine Handbewegung, und das Seil zerteilte sich.« Ihr Blick wanderte zu Emma, und es kam Emma vor, als richteten sich ihre Worte direkt an sie. »Es scheint, der Schnitter ist tatsächlich mit einer magischen Macht begabt, wie man es ihm nachsagt.« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Fürst Sandre. »Mein Lieber, du bist einmal mehr gescheitert.«
Fürst Sandre ritt den steilen Pfad zum Palast hinauf. Er hieb mit der Gerte auf sein Pferd ein, bis dessen Flanken von Blut und schaumigem Schweiß bedeckt waren. Über seinem Kopf hörte er die Wachen rufen. »Öffnet das Tor für den Fürsten! Öffnet sofort das Tor!«
Er war so unglaublich wütend! Niemand wollte sich ihm in den Weg stellen, denn jeder fürchtete, dass er seine Wut an ihm auslassen würde.
Als er näher kam, öffnete das Tor sich quietschend. Er galoppierte in den Innenhof und riss an den Zügeln. Ehe der Hengst zum Stehen kam, sprang er schon aus dem Sattel.
Er stolperte bei der Landung. Er glaubte zu hören, wie die Umstehenden über ihn lachten, und das befeuerte seinen Zorn zusätzlich. Die hohen Türen zum Palast öffneten sich, als er näher kam, und er stürmte ins Innere. »Wo ist er?«, schrie er seine kriecherischen Leute an. »Wo steckt Jean-Pierre?«
Mit zitternder Stimme sagte der Butler: »Er befindet sich in der Hauptwachstube, Euer Hoheit.«
Sandre wirbelte herum und stürmte in den uralten Teil des Palasts. Hier war alles viele Jahrhunderte alt, und die Diener waren hier in den Kammern untergebracht. In ihren freien Stunden aßen und tranken seine Leibwächter hier. Auf dem Weg nach unten knallten seine Reitstiefel laut auf den Steinfliesen. Seine Sporen klingelten, und mit jedem Schritt wurde seine Wut größer.
Niemand erwartete ihn vor der Tür zum
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