Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Hallen schlurfte sie hinter den beiden Damen her.
Auf der Straße drehten sich die Leute nach Lady Fanchere und Lady de Guignard um. Sie grüßten die beiden, die zu ihnen gehörten – doch also sie Emma so hübsch herausgeputzt sahen, steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten.
Emma wollte sich innerlich vor Scham winden. Stattdessen versuchte sie, weiterzugehen, wie sie es schon immer getan hatte. Sie blieb einen Schritt hinter den Damen.
Lady Fanchere hielt davon nichts, sondern zog Emma zwischen sich und Aimée und hakte sich bei ihr unter. »Ihr habt recht, Emma. Mit Euren strahlenden Augen und den rosigen Wangen braucht Ihr keinen zusätzlichen Schmuck.«
Fürst Sandre betrat das Heilbad. Er schaute sich um und steuerte direkt auf sie zu, als er die drei Frauen entdeckte.
Ja. Ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde.
»Lächelt Sandre an«, wies Lady Fanchere sie an.
Emma konnte nicht. Dann tat sie es doch, denn sie hatte dem Schnitter versprochen, für ihn zu spionieren.
Aber das Lächeln fühlte sich eher an, als würde sie ihre Lippen über die bloßen Zähne nach hinten ziehen.
Fürst Sandre bemerkte es nicht. Vielleicht, weil er es gewohnt war, dass die Leute ihn so anlächelten. Vielleicht kannte er den Unterschied nicht.
Vielleicht kannte er den Unterschied auch, aber es war ihm egal.
Er verneigte sich und lächelte, ganz weltmännisch und seiner selbst gewiss. »Guten Morgen Eleonore. Miss Chegwidden.« Sein Blick streifte Lady de Guignard. »Aimée.«
Sie blieben alle stehen und sanken in einen Hofknicks.
Aber Emma spürte, wie Lady de Guignard sich an sie drückte. Als jagte allein seine Gegenwart ihr schon unbändige Angst ein. Beruhigend drückte sie Aimées Arm.
»Darf ich Euch bei Eurem Spaziergang begleiten?« Seine Frage war eher formaler Natur. Er gesellte sich zu ihnen und ging neben Lady Fanchere. »Miss Chegwidden, Ihr seht heute wirklich strahlend schön aus, wenn man bedenkt, wie lange Ihr gestern noch auf wart.«
»Entschuldigt, ich verstehe nicht?«, sagte sie verwirrt.
»Ihre Kerze brannte gestern Abend noch sehr lange.« Er beobachtete sie unter halb geschlossenen Lidern aufmerksam.
Emma presste die Lippen fest zusammen und drehte ihr Gesicht weg. Sie dachte nicht daran, ihm zu erklären, warum sie so lange wach geblieben war – nicht einmal eine Lüge wollte sie ihm auftischen.
»Ihr habt heute früh lange geschlafen«, sagte Lady Fanchere. »Was habt Ihr denn zu so später Stunde noch gemacht?«
Jetzt hatte Emma keine andere Wahl. »Ich habe gelesen, Mylady.«
»Wie Ihr auch schon in der Nacht zuvor gelesen habt.« Er erinnerte sie absichtlich an die intimen Momente in ihrem Schlafzimmer. »Ich hoffe, Ihr seid kein Blaustrumpf. Zu viel Intelligenz macht eine junge Dame unattraktiv.«
Als ob sie wüsste, dass Emmas Hand zuckte, weil sie versucht war, ihm eine Ohrfeige zu versetzen, hielt Aimée ihren Arm an ihrer Seite fest.
»Um Himmels willen, Sandre! Deine Ansichten sind manchmal etwas mittelalterlich.« Lady Fanchere lachte. »Sie liest schließlich keine skandalöse Literatur. Als Autorin ist Jane Austen inzwischen doch weithin respektiert.«
»Das stimmt. Und so lange eine junge Dame ihren Verstand nicht mit ernsthaften literarischen Werken beschmutzt, kann ich das auch durchaus akzeptieren.« Er nickte priesterlich, dann seufzte er und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: »Ich bitte die Ladys, mit mir Geduld zu haben. Seht nur, jetzt kommen auch noch Mr Gillespie Cosgair und Countess Martin in unsere Richtung, um uns zu begrüßen. Er ist ein Ire – wild, reich und völlig unbekümmert. Ich fürchte, Ihr könntet an seiner groben Ausdrucksweise Anstoß nehmen. Countess Martin ist zudem eine schwierige Frau.«
Aimée flüsterte in Emmas Ohr: »Die Countess Martin ist für ihre zahlreichen Affären berüchtigt. Wie könnte sie das auch nicht sein? Ihr Mann verhält sich jedes Mal wie ein Wahnsinniger, sobald er davon erfährt.«
Mr Cosgair war ein blasser Typ mit dunklen Haaren und Augen, die so strahlend grün waren wie das erste Gras im Frühling. Sein Körper glich dem eines jungen Gottes und war in die besten und modischsten Kleider gehüllt. Emma konnte kaum den Blick von den kniehohen, glänzend schwarzen Stiefeln oder dem Jackett wenden, das sich so gut um seine Schultern schmiegte und sich zu seinen schmalen Hüften verjüngte.
Countess Martin war ebenso schön und modisch gekleidet, doch sie war in jeder Hinsicht das absolute
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