Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
wieder mit Fürst Sandre in Kontakt zu treten. Nun, und irgendwie stimmte das auch, denn dann konnte sie wieder für den Schnitter spionieren.
»Ich weiß, was Ihr jetzt denkt«, vertraute Lady Fanchere ihr an.
»Das bezweifle ich«, erwiderte Emma.
»Aber ich habe bereits mit Madam Mercier gesprochen. Eure neue Garderobe ist bis auf Euer Ballkleid vollständig fertiggestellt, und sie wird sich jetzt mit voller Kraft dieser Aufgabe widmen. Sie wird es morgen eigenhändig vorbeibringen.« Lady Fanchere wandte sich an Aimée. »Hast du dich inzwischen entschieden? Wirst du mit uns zusammen abreisen?«
»Kommt Ihr denn nicht mit zum Ball?«, fragte Emma beunruhigt.
»Ich habe keine Einladung bekommen.« Aimée lächelte steif.
»Du bist ja auch erst kürzlich verwitwet. Es wäre kaum angemessen, wenn du schon wieder an einem so ausgelassenen Ereignis wie einem Ball teilnehmen würdest.« Lady Fanchere legte den Arm um die offensichtlich nicht von Gram gebeugte Aimée. »Aber Fanchere würde sich bestimmt freuen, dich noch länger hier wohnen zu lassen, wenn du wünschst, noch ein paar Tage länger in der Schönheit von Aguas de Dioses zu verweilen.«
»Ich glaube, es wäre sicherer, wenn ich mit euch abreise«, sagte Aimée.
»Aber Aimée!« Lady Fanchere blitzte sie vorwurfsvoll an. »Du kannst doch nicht noch immer allen Ernstes glauben, dass Sandre …«
»Oh doch. Darum werde ich mit euch abreisen und Emma helfen, sich auf ihr Debüt in der moricadischen Gesellschaft vorzubereiten.« Aimée klang erschöpft und gar nicht so fröhlich wie sonst.
»Das wäre wirklich wunderbar, Lady de Guignard. Ich würde Eure Unterstützung sehr zu schätzen wissen«, antwortete Emma ehrlich. Sie wünschte sich wirklich, nicht auf Aimées Freundlichkeit verzichten zu müssen. Zugleich aber verschwendete sie keinen Gedanken an den Ball, Lady Fancheres Hoffnungen oder Fürst Sandres Brautwerbung.
Sie konnte nur an eines denken. Wenn sie Aguas de Dioses so überstürzt verließ – würde der Schnitter sie dann wiederfinden?
22
»Ihr seid zurück.« Lord Fanchere half den Damen aus der Reisekutsche. Nachdem er seine Frau mit einem Kuss begrüßt hatte, fügte er hinzu: »Du scheinst während deines Aufenthalts geradezu erblüht zu sein.«
Lady Fanchere lachte und erwiderte seinen Kuss. »Es war ein wunderbarer Aufenthalt. Aimée fühlt sich nicht länger von ihrer Trauer niedergedrückt.«
Lord Fanchere küsste Aimées Stirn und nickte, als habe er nie daran gezweifelt, dass der Kurort seine Wirkung verfehlen würde. »Ich war fast froh zu hören, dass der Fürst einen Ball angeordnet hat. Denn ich wusste, das würde dich schon bald heim zu mir bringen.« Sein Blick glitt zu Emma, und er nickte ihr brüsk zu. »Wie ich sehe, hast du ein neues Vorhaben.«
Lady Fanchere legte ihre Hand in seine Ellbogenbeuge. »Ich kann es gar nicht erwarten, dir alles darüber zu erzählen.«
»Ich habe bereits Gerüchte gehört«, sagte er und führte sie ins Haus. Sie gingen die Treppe hinauf und verschwanden.
Brimley dirigierte den Tanz der Schrankkoffer und beaufsichtigte den Transport ins Haus.
Emma machte vor ihm einen Knicks.
Er schien sie gar nicht wahrzunehmen.
Aimée und Emma betraten die große Eingangshalle. Diener eilten um sie herum und trugen Reisetaschen und Hutschachteln und die neuen Sachen von Madam Mercier nach oben.
Als sie ihre Hüte abnahmen und sie einem Dienstmädchen reichten, fiel Aimées aufrechte Haltung – in sich zusammen. »Jetzt muss ich wohl entscheiden, was ich als Nächstes tun soll. Countess Martin hat noch einmal mit mir gesprochen, und sie warnte mich, dass ich mich von Klippen und hoch gelegenen Orten fernhalten soll. Aber schaut Euch doch nur um!« Sie zeigte aus dem Fenster. »Überall in diesem Land gibt es Klippen, es ist nirgends sicher für mich. Nur hier. Ich möchte am liebsten gar nicht fort. Solange ich bei Eleonore bin, wagt er es nicht, mir ein Haar zu krümmen. Aber ich kann nicht ewig bei ihr bleiben!«
»Ihr sprecht von Fürst Sandre?«
»Ja. Solange ich in Moricadia bleibe, ist mein Leben in Gefahr. Ich weiß, Eleonore glaubt mir nicht. Aber es stimmt: Sandre wird versuchen, mich umzubringen.«
» Ich glaube Euch.« Auf der Rückfahrt war Aimées Elend zunehmend deutlich gewesen, und Emma hatte ausgiebig über ihr Schicksal nachgedacht. »Wenn ich das richtig verstanden habe, habt Ihr über Geld verfügt, als Ihr Rickie de Guignard geheiratet habt.«
»Ich war eine
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