Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
tut mir leid! Ich glaube, ich …« Sie schlug die Bettdecke zurück und stieg aus dem Bett. »Ist bei Euch alles in Ordnung, Mylady?«
»Es geht uns bestens. Aimée und ich sind hier, um Euch beim Ankleiden zu helfen.«
Emma starrte die geschlossene Tür an, als redete ihre Brotherrin in einer ihr völlig fremden Sprache. Sie waren hier, um ihr beim Ankleiden zu helfen? »Ich kann mich durchaus selbst anziehen.«
»Wir haben Euch noch ein paar Kleidungsstücke mitgebracht.«
Emma zog ihr Kleid an. Sie hätte gestern wirklich früher zu Bett gehen sollen. Aber sie hatte sich um die Sicherheit des Schnitters gesorgt. Und sie war erregt gewesen, weil … nun, sie war eben erregt gewesen. Den Preis musste sie jetzt zahlen.
Mit leiser Stimme hörte sie Aimée sprechen. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie das merkwürdig finden wird.«
»Sie ist nur müde«, erklärte Lady Fanchere unerschütterlich. »Sie wird es später zu schätzen wissen, wenn sie den Fürsten trifft.«
Emma schaute sich suchend im Zimmer um, ob irgendwas verriet, dass der Schnitter bei ihr gewesen war. Erst dann riss sie die Tür auf.
Die zwei Frauen hörten auf, sich zu zanken, und setzten gleichzeitig ein strahlendes Lächeln auf.
»Kommt herein«, sagte Emma.
Lady Fanchere schob sich als Erste an ihr vorbei.
Lady de Guignard hob eine Reisetasche hoch. »Wir haben ein paar Sachen aus unseren Reiseschränken zusammengesucht.« Dann trat auch sie in das kleine Zimmer.
Emma schaute hinaus und blickte den Gang einmal rauf und runter. Leer. Sie zog den Kopf zurück und schloss die Tür. Mit dem Rücken lehnte sie sich dagegen und musterte die beiden Ladys.
Sie packten bereits ihre Funde aus und breiteten sie auf dem Bett aus. Sie krähten vergnügt wie zwei Hähne bei Sonnenaufgang. Es bereitete ihnen sichtlich Vergnügen, Emma wie eine Puppe zu verkleiden. Es hätte ihr unter Umständen auch Spaß gemacht, wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie diesen Aufwand nur wegen Fürst Sandre betrieben. »Was haben wir denn hier?«, fragte sie.
»Nach Eurer Anprobe gestern habe ich Madam Mercier gefragt, ob sie noch ein Kleid vorrätig hat, das Euch vielleicht passt und das eine andere Kundin ihr nicht abgenommen hat«, sagte Lady Fanchere.
»Aber das Kleid, das Lady de Guignard mir geschenkt hat, ist schon mehr als genug!«
Lady Fanchere tat so, als habe sie den Einwand nicht gehört. »Sie hatte keins mehr. Stattdessen gab sie mir das hier!« Sie hielt ein langes Spitzenband hoch. »Ein Schal aus belgischer Spitze mit einem Einsatz aus indischer Seide.«
»Das sieht wunderschön aus. Aber es ist für eine bezahlte Gesellschafterin nicht angemessen.« Emma konnte genauso unerschütterlich sein wie Lady Fanchere.
Diese kapitulierte. »Ihr habt natürlich recht. Ach Emma, Ihr habt einfach einen unbestechlichen Sinn dafür, was sich gehört. Ich bin überzeugt, für Sandre werdet Ihr ein Gewinn sein.« Da sie bemerkte, wie Emma zurückwich, fügte sie hinzu: »Es ist selbstverständlich allein Eure Entscheidung, was als Nächstes passiert. Wir legen diesen Schal also vorerst beiseite und heben ihn uns für den Abend auf. Aber schaut doch einmal diese hübschen Manschetten und den dazu passenden Kragen an. Damit ist Euer Kleid nicht länger langweilig, sondern wahrhaft himmlisch.«
Entrüstet wehrte Emma sich: »Ich liebe das Kleid, und ich weiß Lady de Guignards Güte durchaus zu schätzen!«
»Ich habe es auch gerne getragen, Eleonore.« Aimée klang verletzt.
»Ihr Lieben, wir wissen doch alle, dass Frauen oft genug kritisiert werden, wenn sie ein Kleid mehr als einmal tragen. Wir müssen dieser Abnutzung vorbeugen, bis Madam Mercier mit Emmas Garderobe fertig ist.« Lady Fanchere war so eifrig bei der Sache, dass Emma und Aimée nur einen Blick wechselten und sich ihrem Wunsch beugten.
Als sie fertig waren, trug Emma Lady de Guignards Kleid, das sie mit einem weißen Spitzenkragen und passenden Manschetten aufgewertet hatten. Dann hatte sie sich ihren alten, geliebten Schal um die Schultern gelegt und trug eine neue Haube aus lila Samt, die sie mit frischen hellblauen Blumen dekoriert hatten. Dazu trug sie weiche schwarze Lederschuhe angezogen. Als sie in den Spiegel schaute, fand sie, dass sie wie eine junge Lady im Jahr ihres Debüts aussah. Sie wirkte unschuldig und blutjung.
Sie fühlte sich wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde.
Auf dem Weg die Treppe hinunter und die Straße entlang bis zum Heilbad mit den schönen
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