Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
reiche Erbin.«
»Wisst Ihr, ob dieses Vermögen noch unberührt ist?«
»Ich weiß darüber gar nichts. Er hat mir nie Einblick in solche Vorgänge gewährt.«
»Vielleicht könnt Ihr Lord Fanchere bitten, das herauszufinden. Wenn es ein Vermögen gibt, könnt Ihr ihn bitten, Euch zu helfen, das Geld ins Ausland zu übertragen. Ihr könntet dann nach Griechenland, England oder sonst wohin reisen, wo Ihr nicht länger in Fürst Sandres Reichweite wärt.«
Aimée starrte Emma verblüfft an. Doch dann erwachte ein leises Funkeln in ihren Augen. »Das könnte ich tatsächlich tun. Ich habe mir schon immer gewünscht, einmal nach Italien zu reisen.«
»Ihr habt keine Kinder, die Euch hierhalten. Warum geht Ihr nicht fort und verbringt den Winter im Warmen?«
»Er wird mir helfen. Bestimmt wird er mir helfen. Das ist die Lösung all meiner Probleme!« Aimée umarmte Emma. »Ihr seid das klügste und freundlichste Mädchen auf der Welt! Ich werde gar nicht erst auspacken, und sobald Fanchere seine Frau ausgiebig begrüßt hat«, sie zwinkerte Emma zu, »werde ich mit ihm sprechen!«
Emma sah ihr nach, wie sie die Treppe hinauftrabte. Sie seufzte erleichtert. Wenigstens hatte sie das Gefühl, irgendetwas richtig zu machen. Sobald Aimée aus Fürst Sandres Dunstkreis verschwunden war, konnte sie ein langes und glückliches Leben führen.
»Miss Chegwidden?« Ein junges Mädchen von vielleicht acht oder neun Jahren knickste vor ihr. Sie war ein hübsches Ding und trug ein winziges Dienstmädchenkleid mit einer weißen Morgenhaube, die für ihren kleinen Kopf zu groß war. Die Bänder der großen weißen Schürze waren zweimal um ihre Taille geschlungen.
Emma konnte das Mädchen nicht einordnen, bis sie die Schlinge bemerkte, mit der ihr Arm an der Seite stabilisiert war. »Elixabete! Wie gut du aussiehst! Wie sauber!« Das war vielleicht nicht unbedingt die taktvollste Bemerkung, aber ohne den Dreck, der Elixabete wie eine zweite Haut umschmiegt hatte, war sie ein recht hübsches Kind, wenngleich sie noch immer viel zu dünn war.
Elixabete störte sich nicht an der Bemerkung. Sie grinste und zeigte ihre kräftigen weißen Zähne.
»Dann hat Lady Fanchere dich also eingestellt?«
»Ja, Ma’am. Und Mr Brimley war sehr um meine Verletzung besorgt.«
Emma erinnerte sich wieder an den Spion, der ihren Besuch in der Unterstadt an Fürst Sandre verraten hatte. »Geht es deiner Mutter gut?«, fragte sie daher.
»Sie ist wohlauf, vielen Dank. Sie hat mir gesagt, ich solle Euch etwas mitteilen.« Elixabete schaute sich prüfend um. Dann senkte sie die Stimme. »Solltet Ihr irgendwann Hilfe brauchen, ruft mich. Ich werde alles für Euch tun. Ihr habt mich, meine Mutter und meine Schwester gerettet, und wir bezahlen unsere Schuld.«
Emma starrte das Kind an. Sie war so jung, so klein … Trotzdem verstand sie, wie wichtig es war, Widerstand zu leisten. Viel wichtiger aber war, dass sie wusste, wie wichtig Loyalität war. Emma wollte ihr versichern, dass sie nie irgendetwas brauchen würde. Tatsächlich aber war sie inzwischen in die moricadischen Angelegenheiten heillos verstrickt. Sie hatte sich so tief hineingeritten, dass die Probleme dieses Lands jetzt auch ihre Probleme waren. Eines Tages musste sie vielleicht eine Nachricht schicken oder um Hilfe rufen. Und obwohl sie allein bei dem Gedanken daran Gewissensbisse bekam, würde sie es tun – und sei es nur, um den Schnitter zu retten. »Ich danke dir, Elixabete. Ich werde daran denken.«
»Ihr seid zurück!« Michael Durant stand in der Tür zur Bibliothek. Seine Stimme war leise und kratzig, doch sie konnte ihn trotzdem auf die kurze Entfernung recht gut verstehen.
»Mylord. Es freut mich, Euch zu sehen.« Emma faltete brav die Hände.
»Ihr seht gut aus.« Er betrachtete sie prüfend von Kopf bis Fuß. Das neue Kleid entging seinem Blick nicht. »Nein, Ihr seht sogar sehr gut aus. Aguas de Dioses scheint Euch gutgetan zu haben.«
»Vielen Dank, ja. Das hat es tatsächlich.«
»Geh, Elixabete.« Durant zeigte in Richtung Dienstbotenquartiere. »Nicht, dass jemand dich mit Miss Chegwidden sprechen sieht. Du weißt, es ist das Beste, wenn du vorgibst, sie nicht zu kennen.«
Was für eine komische Bemerkung! Doch er hatte recht; Durant schien Elixabetes Situation besser zu verstehen als jeder andere.
»Ja, Mylord.« Elixabete machte einen Knicks und eilte davon. Sie war ein Kobold in einem zu großen braunen Kleid.
»Warum seid Ihr so bald schon
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