Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
zurückgekehrt?« Er näherte sich Emma. In seinen lebhaften grünen Augen blitzte es neugierig auf.
»Lady Fanchere erhielt die Einladung zum Ball des Fürsten morgen Abend. Wir sind daher zurückgekommen, um uns darauf vorzubereiten.« Sie zögerte, weil es ihr widerstrebte, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Aber was nützte es ihr, wenn sie ihm die wahren Gründe verschwieg? Er würde es ohnehin schon bald herausfinden, und sie fand, es sei besser, wenn er es von ihr hörte. »Ich habe auch eine Einladung bekommen.«
»Tatsächlich?« Mit einer herrischen Geste lud er sie ein, ihm in die Bibliothek zu folgen.
Sie folgte ihm, ohne Fragen zu stellen. Etwas an seiner Art verbot jeden Widerspruch, und sie erinnerte sich, dass er immer noch der Sohn eines Dukes und ein privilegiertes Mitglied der englischen Gesellschaft war.
Er zeigte auf ein zweisitziges Sofa unter dem Fenster.
Sie setzte sich in eine Ecke des Sofas.
Er setzte sich in die andere Ecke. Er war keinen Meter von ihr entfernt. Sehr ernst fragte er: »Seit wann lädt Fürst Sandre eine bezahlte Gesellschaftsdame zu einem seiner fürstlichen Bälle ein?«
Sie hatte das Gefühl, einem strengen, älteren Bruder Rede und Antwort zu stehen. »Er wünscht, um mich zu werben.«
»Habt Ihr denn den Verstand verloren?« Seine Stimme klang kratzig und war voller Abscheu.
Sie erwartete, er werde als Nächstes darauf eingehen, wie ungehörig der Standesunterschied zwischen einem Fürsten und einer Dienstbotin war.
Stattdessen sagte er jedoch: »Habt Ihr denn nicht von seinen Grausamkeiten gehört? Seinen Ausschweifungen? Ihr könnt unmöglich so einen Mann heiraten! Das Leben an seiner Seite wäre für Euch schrecklich, und Euch würde unter seiner Knute ein früher Tod ereilen. Glaubt mir. Es erging vor Euch schon vielen so.«
Sie starrte ihn sprachlos an und wunderte sich darüber, wie energisch er sich zu ihr beugte. Und über die Schatten, die sich auf seine Augen legten und die Eindringlichkeit seiner Worte. Sie wollte ihm versichern, dass sie sehr genau wusste, worauf sie sich einließ, dass sie aber von einem anderen Motiv getrieben wurde als ihrem sozialen Aufstieg.
Aber wie würde das ihr Verhältnis zueinander beeinflussen? Er hatte sie schon vorher gewarnt, sich nicht in die Belange dieses Lands einzumischen. Und er wäre jetzt kaum einverstanden, wenn sie zugab, dass sie dem Mann helfen wollte, der in Moricadia quasi als Staatsfeind gesucht wurde.
Am wichtigsten aber war, dass sie auf keinen Fall auch nur eine Andeutung machen durfte, dass sie dem Schnitter begegnet war.
»Lady Fanchere ist ziemlich erfreut über Fürst Sandres Werbung.« Emma war sehr versiert darin, unverbindlich zu sein. Das hatte sie während ihrer Dienstzeit bei Lady Lettice gelernt.
»Lady Fanchere ist eine freundliche Frau, die in jedem das Beste sehen will. Und sie ist mit ihrem geliebten Fürsten verwandt.«
»Ich weiß.« Emma schaute aus dem Fenster. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Sie brauchte jetzt Zeit für sich, denn sie wollte sich für den Fall wappnen, dass der Schnitter es irgendwie geschafft hatte, ihr hierher zu folgen. »Ich tröste mich damit, dass der Fürst zwar um mich werben kann, dass ich aber nicht gezwungen bin, seinen Antrag anzunehmen.«
»Sobald Fürst Sandre seine Absichten deutlich gemacht hat und das ganze Land davon weiß, wird es keinen Ausweg für Euch geben. Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr dann noch einfach weggehen können?«
»Solange ich nicht zustimme …«
Durant schnaubte ungehalten. »Meine Liebe, selbst Ihr könnt nicht so naiv sein. Wenn Ihr es wagt, Euch ihm zu verweigern, wird er Euch jagen und zur Strecke bringen, und dann wird er Euch dafür bezahlen lassen, dass Ihr ihn erniedrigt haben.«
Er schalt sie so leidenschaftlich, dass sie schwankte. Doch dann erinnerte sie sich wieder an den Schnitter. Sie tat das alles nur, um ihm zu helfen. »Es ist bestimmt nicht so aussichtslos, wie Ihr es darstellt.« Sie sprang auf und erklärte: »Ich muss jetzt gehen. Es ist Schlafenszeit.«
Durant schaute erstaunt nach draußen. »Aber es ist noch hell!«
»Ich bin müde. Die Reise war anstrengend.«
Er stand groß und abweisend vor ihr und lächelte nicht. »Ich nehme an, Ihr wollt heute Nacht gut schlafen, damit Ihr für den Ball morgen Abend erfrischt seid.«
»Natürlich.« Eine gute Entschuldigung. » Ja, genau!«
»Wisst Ihr, es gab eine Zeit, da habe ich selbst darüber nachgedacht, um Euch zu werben.«
»Seid
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